Logistik-Pionier mit Familientradition

Interview mit Marc-André Fritz, Geschäftsführer der Fritz GmbH & Co. KG

Seit 1938 steht der Name Fritz für zuverlässige Logistik- und Speditionsdienstleistungen in der Region Heilbronn. Heute in der 4. Generation geführt von Marc-André Fritz, hat sich das Unternehmen zu einem vielseitigen Player in der Logistikbranche entwickelt. Mit rund 700 Mitarbeitern, einem Fuhrpark von 250 Fahrzeugen und einem Jahresumsatz von 80 Millionen EUR bedient die Fritz GmbH Kunden weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. „Wir sind sehr dienstleistungsgetrieben“, erklärt Marc-André Fritz im Gespräch mit Wirtschaftsforum. „Wenn ein Kunde mit einer Anforderung auf uns zukommt, versuchen wir, das definitiv möglich zu machen.“ Diese Flexibilität spiegelt sich im breiten Leistungsspektrum wider: Von klassischer Spedition über Kontraktlogistik bis hin zur Lagerung und dem Transport von Gefahrstoffen deckt Fritz ein breites Feld ab. Besonders stolz ist man bei Fritz auf die Expertise im Bereich Gefahrgut. Das Unternehmen verfügt über eine patentierte Transportbox, in der kritisch defekte Lithium-Ionen-Batterien transportieren werden können, und bewirtschaftet ingesamt circa 30.000 m2 Gefahrstofffläche. „Da dürfen wir alles lagern bis auf radioaktive Stoffe und Sprengstoff“, erläutert Marc-André Fritz. Diese Spezialisierung, gepaart mit der Fähigkeit, die gelagerten Güter auch selbst zu transportieren, stellt einen besonderen Wettbewerbsvorteil dar. Im Automotive-Bereich hat sich die Fritz GmbH ebenfalls einen Namen gemacht. Das Unternehmen ist in der Just-in-sequence- und Just-in-time-Belieferung tätig.

Digitalisierung in der Logistikbranche

Die Fritz GmbH investiert in die Digitalisierung ihrer Prozesse. Ein aktuelles Großprojekt ist die Umstellung des Transportmanagementsystems. Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf papierlose Prozesse und eine digitale Buchhaltung, stößt dabei aber gelegentlich an die Grenzen von Kundenanforderungen und gesetzlichen Vorgaben. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Vermeidung von Medienbrüchen. „Das ist für uns immer ein großes Thema, denn wenn etwas in digitaler Form vorliegt, dann analog bearbeitet wird und zum Schluss wieder digital werden muss, kann das zu Problemen führen, genauso, wenn die einzelnen Systeme nicht verbunden sind“, betont der Geschäftsführer.

Herausforderungen meistern, Chancen nutzen 

Trotz der Erfolge sieht sich die Fritz GmbH mit Herausforderungen konfrontiert. Der Fachkräftemangel treibt das Unternehmen zu innovativen Lösungen: Von modernisierten Büroarbeitsplätzen über flexible Arbeitszeitmodelle bis hin zu wettbewerbsfähigen Gehältern wird viel unternommen, um für Mitarbeiter attraktiv zu bleiben. „Wir haben mittlerweile auch schon Büroarbeitsplätze komplett mit Shared-Desk-Funktionen modifiziert. Zwar kann auch bei uns im Homeoffice gearbeitet werden, aber wir haben ebenso modern eingerichtete Büros mit Klimaanlagen und höhenverstellbaren Schreibtischen“, zählt Marc-André Fritz auf. Dabei betont er die flachen Hierarchien und den großen Handlungsspielraum, den Mitarbeiter im Unternehmen genießen. Auch die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und die umfangreiche Bürokratie in Deutschland bereiten dem Geschäftsführer Sorgen. „Wir setzen heute noch kein Fragezeichen hinter den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt Marc-André Fritz, „aber man merkt bei verschiedenen Kunden, dass sie das durchaus tun.“ Als Beispiel nennt Marc-André Fritz ein aktuelles Neubauprojekt auf der Agenda der Fritz GmbH: „Wir sind jetzt bereits eineinhalb Jahre damit beschäftigt, alles zusammenzutragen, das notwendig ist, um überhaupt den Bauantrag stellen zu können. Das fängt an mit irgendwelchen Erdbohrungen, geht weiter mit Überschwemmungsberechnungen und so weiter und so fort.“ Er vergleicht dies mit der Situation in anderen Ländern: „In der Zeit, die wir brauchen, um nur das Genehmigungsverfahren zu durchlaufen, haben andere das schon gebaut.

Zukunftsperspektiven: Stabilität und Wachstum

Für die Fritz GmbH steht die Sicherstellung hoher Qualität und Flexibilität für ihre Kunden an oberster Stelle. „Unser wichtigstes Ziel ist es, weiterhin eine hohe Qualität für unsere Kunden sicherzustellen und unsere Flexibilität zu bewahren“, betont Marc-André Fritz. Neben der laufenden Umstellung des Transportmanagementsystems plant das Unternehmen signifikante Kapazitätserweiterungen. „Wir haben diverse Erweiterungsprojekte in der Pipeline, mit denen wir unsere Kapazitäten deutlich ausbauen wollen“, verrät der Geschäftsführer. Die breite Aufstellung der Fritz GmbH mit Kunden aus der Chemiebranche, der Industrie und dem Lebensmittelsektor, sowohl regional als auch international, erweist sich als strategischer Vorteil. „Wir bedienen Kunden von China über Indien bis hin zu Frankreich“, erklärt Fritz. Diese Diversifizierung hat sich besonders in den vergangenen Jahren als wertvoll erwiesen. „In den letzten Jahren sind wir durch viele Talfahrten gegangen – sei es durch Corona oder die Ukrainekrise. Das muss man einfach auch so sagen, auch wirtschaftlich“, reflektiert Fritz. „Gerade deshalb ist es uns wichtig, eine gewisse Stabilität zu erreichen und zu bewahren.“ Die Strategie der Fritz GmbH, mittelständische Werte mit moderner Technologie und einem breit gefächerten Kundenportfolio zu verbinden, zahlt sich in dieser Hinsicht aus. Mit ihrem Fokus auf Digitalisierung, Kundennähe und Flexibilität sieht sich die Fritz GmbH gut gerüstet, um auch zukünftige He-rausforderungen zu meistern. 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Experte für logistische Meisterleistungen

Interview mit David Fliskowski, geschäftsführender Gesellschafter der C.F. Protec Schwertransportsicherung GmbH und der D.F. Protec GmbH und Jörg Finke, Geschäftsführer der D.F. Protec GmbH und der SPE Verkehrstechnik GmbH

Experte für logistische Meisterleistungen

Wenn tonnenschwere Windkraftanlagen, gigantische Maschinenteile oder Brückenteile sicher von A nach B bewegt werden müssen, kommen Spezialisten zum Einsatz: die Schwertransportunternehmen. Diese logistischen Meisterleistungen erfordern nicht nur präzise Planung, modernste…

Felix Troll: Neuer Schwung für eine Traditionsmarke

Interview mit Matthias Hall, Key Account Manager der Felix Troll Transport GmbH

Felix Troll: Neuer Schwung für eine Traditionsmarke

Das Tiroler Unternehmen Felix Troll, spezialisiert auf den Transport flüssiger Lebensmittel, steht vor einem neuen Kapitel. Unter der Leitung von Matthias Hall soll die Traditionsmarke wieder an alte Erfolge anknüpfen…

Die Weichen stets richtig gestellt

Interview mit Marc Williges, Geschäftsführer der On track GmbH

Die Weichen stets richtig gestellt

Klimafreundlich, sicher, zukunftsträchtig – bis 2030 soll der Güterverkehr konsequent ausgebaut werden. 25% des Gütertransports sollen dann auf der Schiene stattfinden; so ist es im Koalitionsvertrag festgelegt. Für die On…

Spannendes aus der Region Heilbronn

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Das Auge im System

Interview mit Sven Schönfelder, Geschäftsführer der INSION GmbH

Das Auge im System

Durch den rasanten technischen Fortschritt steht die Spektroskopie als analytische Technologie heute breiteren Anwenderkreisen offen als je zuvor: vom klassischen Laborumfeld über die Prozesstechnik, die Lebensmittel- und Agrarindustrie bis hin…

Kreativ verpackt: Wie Design und Technik Hand in Hand gehen

Interview mit Markus Feurer, Geschäftsführender Gesellschafter der FEURER Group GmbH

Kreativ verpackt: Wie Design und Technik Hand in Hand gehen

In Anbetracht der neuen EU-Verpackungsverordnung, die darauf abzielt, die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren und die Recyclingquoten zu erhöhen, stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Strategien anzupassen. Die FEURER…

Das könnte Sie auch interessieren

Speedition mit Weitblick

Interview mit Michael Lukasser, Geschäftsführer der Tirolia Spedition Ges.m.b.H.

Speedition mit Weitblick

Die Tirolia Spedition Ges.m.b.H. in Ebbs hat neben den Waren, die sie transportiert, schon einiges mehr auf den Weg gebracht. Sie ist eben eine etwas andere 'Speedition'. Nein, dies ist…

Individuell und all-in-one

Interview mit Alexander Hewel, Managing Partner der Kellergroup

Individuell und all-in-one

Etwas zu bewegen – und zwar durchaus im übertragenen Sinn – ist seit über 80 Jahren Leitgedanke der Kellergroup aus Ditzingen vor den Toren Stuttgarts. Das mittelständische Familienunternehmen ist Spedition…

Gar nicht abgehoben

Interview mit Armin Schikowsky, geschäftsführender Gesellschafter der AST Air Sea Truck International GmbH

Gar nicht abgehoben

Gegründet wurde die AST Air Sea Truck International GmbH 1983 in Frankfurt von Dieter Seubert, Armin Schikowsky, Ulrike Lukas-Rother und Franz Georg Bär. Als kleines, innovatives Unternehmen ist die Spedition…

TOP