Wer sparen will, muss messen

Interview mit Prof. Dr. Wolfgang Gilgen, Vorstand der MBS Verwaltung AG und Claudia Kister, Verkaufsleiterin der MBS AG & Co KG

Wirtschaftsforum: Herr Prof. Dr. Gilgen, Frau Kister, MBS zählt heute international zu den größten Herstellern von Stromwandlern. Wie verlief die Entwicklung des Unternehmens?

Prof. Dr. Wolfgang Gilgen: Ich habe die Firma 1977 gegründet, wir sind also bald 50 Jahre am Markt. Begonnen haben wir mit einer überschaubaren Produktion von Niederspannungsstromwandlern. 1980 haben wir angefangen zu diversifizieren und unsere Produktpalette sowie unsere Produktion zu erweitern. Wir haben eine eigene Kunststoffproduktion und fertigen auch alle mechanischen Komponenten selbst. Unsere Fertigungstiefe liegt mittlerweile bei 98%. Dass wir die Qualität und die Prozesse in unseren eigenen Händen haben, ist unser Erfolgsgarant. Wir erwirtschaften inzwischen einen Jahresumsatz von 43 Millionen EUR und beschäftigen in Sulzbach 186 Mitarbeiter. In Deutschland liegt unser Marktanteil bei 80%. Dass wir auf Made in Germany setzen, ist unsere 
Philosophie und Strategie. Das Unternehmen ist inzwischen zu einer Gruppe mit einem Gesamtumsatz von über 100 Millionen EUR angewachsen. Die 18 anhängenden Firmen produzieren Messgeräte. Die Gruppe bietet auf dem Gebiet alles, was für den Bereich Erneuerbare Energien nötig ist. 

Wirtschaftsforum: Die vergangenen Jahre waren für viele Unternehmen schwierig. Wie war das bei Ihnen?

Prof. Dr. Wolfgang Gilgen: Wir hatten keine Umsatzrückgänge. Denn wenn man sparen will, muss man messen, in der Erzeugung und in der Verteilung. Für alles über 125 Ampere werden unsere Produkte gebraucht, um Strom messbar zu machen, Windkraft und E-Mobilität, generell der Bereich der Erneuerbaren Energien, bleiben im Aufschwung. Daher sehen wir auch positiv in die Zukunft. Wir erwarten aber von der Politik eine vernünftige Energiepolitik. Die Energiekosten sind gestiegen, Nebenkosten zu hoch, Fachkräfte fehlen. Das Handwerk muss gefördert werden, und es braucht wieder mehr gesellschaftliche Verantwortung.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte bieten Sie Ihren Kunden an?

Claudia Kister: Am wichtigsten sind unsere Niederspannungsstromwandler. Danach folgen Stromwandler/Spannungswandler für Mittelspannung. Darüber hinaus bieten wir Messumformer und Rogowski-Spulen, die benötigt werden, um Energie messbar zu machen. Zu unserem Portfolio gehören außerdem Stromschienen-Isolatoren und Energiezähler. Wir bieten ein ganzheitliches Energiemanagement von den Komponenten bis zur Software. 

Wirtschaftsforum: Gibt es Trends oder neue Entwicklungen auf diesem Gebiet?

Claudia Kister: Bei unseren Kunden sehen wir aktuell im Bereich der Niederspannungsstromwandler eine verstärkte Nachfrage nach Kleinsignalwandlern. Der Markt für Energieversorger ist eher konservativ. Hier sind der Netzausbau und Smart Meter wichtige Themen. Die Branche leidet unter sich häufig ändernden Gesetzen und dem Fachkräftemangel. Generell geht es auch um neue Messmethoden, also die Frage, wie in Zukunft Strom gemessen wird.

Wirtschaftsforum: Was tut sich bei Ihnen im Bereich KI?

Prof. Dr. Wolfgang Gilgen: Zu der Frage, wie smart wir unsere Produkte machen können, tauschen wir uns mit marktführenden Partnern aus. Seit einem Jahr nutzen wir KI für ein Wandlerberechnungsprogramm, das sich rasant weiterentwickelt. In der Auftragsabwicklung, IT und Verwaltung nutzen wir KI-Tools, ebenso für die Fertigungsoptimierung. 

Wirtschaftsforum: Was sind die USPs von MBS?

Claudia Kister: Wir stellen den Kunden in den Mittelpunkt und sprechen seine Sprache. Die Kunden schätzen unsere kurzen Lieferzeiten; 70 bis 80% der Aufträge gehen am selben Tag raus. Dazu kommen unsere Innovation und fast 50-jährige Erfahrung. Nicht zuletzt haben wir weltweit die größte Produktpalette, ausschließlich mit eigenen Entwicklungen, und waren immer dem Wettbewerb voraus.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für das Unternehmen?

Prof. Dr. Wolfgang Gilgen: Das Ziel ist, weiter zu wachsen. Das geht nur durch die Intelligenz der Geräte. Neue Technologien werden immer eine große Rolle spielen. Wir wollen auch in Zukunft Standards setzen und uns als Vorreiter auf dem Markt behaupten. Dafür sind qualifizierte und engagierte Fachkräfte unerlässlich.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Aus Überzeugung klar – in Luft, Leistung und Haltung

Interview mit Ansgar Schöne, Geschäftsführer der Filter-Müller GmbH

Aus Überzeugung klar – in Luft, Leistung und Haltung

Saubere Luft ist mehr als ein Komfortfaktor – sie ist Grundlage für Gesundheit, Effizienz und nachhaltige Produktivität. Ob in Produktionsumgebungen, Rechenzentren oder komplexen Industrieanlagen: Filtration sorgt dafür, dass Prozesse sicher,…

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Interview mit Florian Hoffmann, Geschäftsführer der implantcast GmbH

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Die implantcast GmbH aus Buxtehude zählt zu den führenden Herstellern von Endoprothesen und Sonderimplantaten. Seit der Gründung im Jahr 1988 hat sich das Unternehmen zu einem international tätigen Medizintechnik-Spezialisten mit…

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Interview mit René Rose Stüber, Geschäftsführerin der Leybold GmbH

„Wir brauchen mehr Pragmatismus“

Seit 175 Jahren entwickelt die Leybold GmbH aus Köln Vakuumtechnologien, die in Forschung, Industrie und Hightechprozessen unverzichtbar sind. Das Traditionsunternehmen ist heute Kompetenzzentrum für trockenlaufende Schraubenpumpen und Turbomolekularpumpen. Im Gespräch…

Spannendes aus der Region Landkreis Schwäbisch Hall

Individualität nimmt Form an

Interview mit Konrad Michalek, Geschäftsführer und Anja Michalek, kaufmännische Leitung der Michalek Wohntraum GmbH

Individualität nimmt Form an

Der Traum vom Eigenheim ist tief in der Vorstellung vieler Menschen verwurzelt. Ihn zu verwirklichen wird jedoch immer schwieriger. Hohe Immobilienpreise, Baukosten und Zinsen machen es vor allem jungen Familien…

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

„Nutzen stiften statt Gewinn maximieren“

Interview mit Michael Bader, Geschäftsführer und Inhaber der magnetic GmbH & Co. KG

„Nutzen stiften statt Gewinn maximieren“

Mit klarer Haltung, einem feinen Gespür für Marktveränderungen und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse des Handwerks hat Michael Bader, Geschäftsführer der magnetic GmbH & Co. KG, sein Unternehmen zu…

Das könnte Sie auch interessieren

Weltweit im Einsatz: Sensorik für Extreme

Interview mit Dr. Holger von Both, CEO und Yves Böhme, CFO der Sensor Technik Sirnach AG

Weltweit im Einsatz: Sensorik für Extreme

Extreme Bedingungen sind ihr Alltag: Bei STS dreht sich alles um Sensoren, die zuverlässig in Raketenantrieben, in der Tiefsee oder in hunderte Meter tiefen Brunnen arbeiten – überall dort, wo…

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Interview mit Dr. René Heine Geschäftsführer der Cubert GmbH

Sehen, was sonst verborgen bleibt

Chlorophyllgehalt in Pflanzen messen, Hämoglobinfluss verfolgen oder Kontaminationen erkennen – die Ulmer Firma Cubert macht mit hyperspektraler Bildgebung das Unsichtbare sichtbar. Ihre Spezialkameras führen komplette chemische Analysen in Echtzeit durch,…

Von der Garage zum Global Player

Interview mit Mareike Boccola, geschäftsführende Gesellschafterin der Hauschild GmbH & Co. KG

Von der Garage zum Global Player

Die Hauschild GmbH & Co. KG aus Hamm hat mit ihrem Speedmixer das Mischen von Materialien revolutioniert. Statt klassischer Rührelemente nutzt das mittelständische Unternehmen rührwerklose Technologie auf Basis von Zentrifugalkräften.…

TOP