Besonders bleiben
Interview mit Martin Ebner, CEO der StramaGroup

Bohren, Drehen, Fräsen – klassische Tätigkeiten eines Maschinenbauunternehmens. Lange Zeit war dies auch das Kerngeschäft der StramaGroup. Heute ist das Aufgabenfeld differenzierter und die StramaGroup genießt als Sondermaschinenbauer international hohes Ansehen.
Von null auf komplett
Alfred Michaelis gründete das Unternehmen 1946 in Straubing; in der Nachkriegszeit begann er bei null, setzte Maschinen instand und unterstützte damit den Wiederaufbau. Der erste Mitarbeiter war ein Auszubildender – eine bewusste Entscheidung, die die StramaGroup bis heute prägt. Bis in die späten 1990er-Jahre standen klassische CNC-Bearbeitungen wie Fräsen, Drehen und Montage im Fokus der Strama; dann kam ein Wendepunkt, der Beginn von etwas Neuem. „Nach einer Unternehmensspaltung entstand die MPS“, erklärt Geschäftsführer Martin Ebner.
„Die Fusion von Strama und MPS im Jahr 2001 war der Kick-off für unsere heutige Kernkompetenz und damit ein entscheidender Meilenstein. Seitdem ging die Entwicklung weg von der reinen CNC-Bearbeitung hin zum Sondermaschinenbau, zur Automatisierungstechnik.“
Bis 2015 wuchs die Strama-Group kontinuierlich; national und international. Standorte in China, Mexiko und den USA wurden gegründet, Greenfield-Gründungen, aber auch Brownfield-Investitionen. Schon 2014, und damit früh, richtete das Unternehmen den Fokus auf die E-Mobilität, realisierte kleinere Projekte, 2016 das erste größere Projekt und vollzog damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Zukunft: weg vom Maschinenbauer hin zum Generalunternehmer, der Maschinen und Anlagen baut. War man früher ausschließlich im Bereich Automotive tätig, entwickelt die StramaGroup heute auch Automatisierungslösungen für Kunden aus der Medizintechnik, dem Bereich Aviation oder dem E-Bike-Sektor.
Global handeln, in der Nähe der Kunden
Nach dieser dynamischen Entwicklung sind heute rund 1.850 Mitarbeiter für die Gruppe tätig; die Mehrheit, rund 1.200 Mitarbeiter, in Deutschland, 400 in Kroatien, 100 in China, weitere 100 in Nordamerika. Mit einer Gesamtleistung von 300 Millionen EUR im Jahr ist die StramaGroup eines der größeren Sondermaschinenbauunternehmen; zum Teil, beispielsweise im Bereich E-Mobilität und hier im Speziellen bei Automatisierungen für Batterietechnik, ist das Unternehmen unter den Top 10 weltweit. „Es gibt kaum ein Land auf der Welt, in dem es keine Maschine von uns gibt“, betont Martin Ebner.
„Wir haben Kunden rund um den Globus. China boomte lange Zeit; die Nachfrage hat in den letzten Jahren allerdings deutlich abgenommen. Heute bildet Osteuropa einen starken Markt, zudem gibt es eine klare Tendenz zu Nordamerika.“ Um Kunden global bedienen zu können, hat die StramaGroup Standorte in Nordamerika, Mexiko, den USA, China und Singapur. Es gibt Service-Standorte in Indien, eine Niederlassung in Kroatien, drei in Deutschland. Ein Netzwerk, das Kundennähe garantiert und Herausforderungen mit sich bringt; aktuell befindet sich die StramaGroup in der Phase der Gruppenbildung auf internationalem Niveau.
„Unser Ziel ist es, in Gänze als StramaGroup wahrgenommen zu werden“, sagt Martin Ebner. „Wir müssen die internationale Stärke der Gruppe noch transparenter und Synergien nutzbar machen.“ Kunden in aller Welt schätzen die Philosophie des Unternehmens und schenken ihm Vertrauen. Oft jahrzehntelang. „Wir lösen Probleme, sind offen für Veränderungen und an langfristigen Partnerschaften interessiert“, betont Martin Ebner. „Die Leidenschaft für Innovation führt zu besonderen Lösungen, die andere nicht bieten können.“
In die Ausbildung und damit die Zukunft investieren
Getragen wird die positive Entwicklung von den Mitarbeitern; Mitarbeiter, die seit Langem für das Unternehmen tätig sind und sich mit dessen Philosophie identifizieren. Ein wichtiges Element dieser Philosophie ist der starke Fokus auf Ausbildung, der seit der Gründung in der DNA des Unternehmens verankert ist.
„Wenn der erste Mitarbeiter ein Auszubildender ist, sagt das viel über ein Unternehmen aus“, erklärt Martin Ebner. „Im Headquarter in Straubing sind heute über 100 Auszubildende beschäftigt. Seit 2022 haben wir eine eigene Academy für Weiterbildungsangebote. Unsere Mitarbeiter sind in einem sehr speziellen Bereich tätig, dem Sondermaschinenbau. Nahezu jede Maschine ist ein Unikat mit besonderen Merkmalen; dafür bieten wir entsprechende Schulungen an.“
Martin Ebner ist selbst ein gutes Beispiel für die Ausbildungsmöglichkeiten im Unternehmen. Er ist seit 15 Jahren für Strama tätig, lernte sämtliche Bereiche von der Pike auf kennen. Er absolvierte eine Ausbildung, war dualer Student und ist seit 2022 Geschäftsführer. „Dass die StramaGroup seit jeher großen Wert auf Ausbildung legt, hat sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bewährt“, betont Martin Ebner.
„Wir haben früh investiert, können auf einen soliden Mitarbeiterstamm bauen und haben deshalb aktuell keine gravierenden Probleme. Schon seit 2008 bieten wir die Möglichkeit des dualen Studiums an, die jährlich fünf bis zehn Studenten nutzen. Auszubildende finden innerhalb der StramaGroup ein spannendes Arbeitsfeld vor. Weil wir global agieren, gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, andere Länder zu erkunden. Nicht zuletzt bieten wir nicht das eine Produkt oder die eine Maschine, sondern Unikate, innovative Produkte mit individuellen Merkmalen. So kann jeder hier seinen Traumjob finden.“
Hervorragend ausgebildete Mitarbeiter sind ein Alleinstellungsmerkmal und das wichtigste Fundament; ein anderes ist die sehr differenzierte Unternehmensaufstellung. „Wir haben den großen Bereich der E-Mobilität, daneben aber auch kleinere Bereiche bei Sonderbearbeitungszentren, Prüfständen oder Robotikapplikationen. Es gibt auf diesem Markt größere Player, wir wollen unser Portfolio aber bewusst nicht zu breit machen, um nicht den Fokus zu verlieren. Unser Ziel ist, unterschiedliche Technologiebereiche innerhalb der Automatisierungstechnik bedienen zu können und damit Resilienz zu schaffen.“
Chancen nutzen, Grenzen verschieben
Die StramaGroup agiert am Puls der Zeit, liefert innovative Automatisierungslösungen für komplexe Bauteile und Systeme von morgen. Dafür setzt das Unternehmen auf moderne digitale Technologien. „Für die Digitalisierung sind Standards essenziell“, sagt Martin Ebner. „Wir entwickeln seit 20 Jahren eigene SPS- und Software-Standards, durch die wir sehr flexibel sind, können aber auch Standards der Kunden bedienen. Natürlich ist auch KI für uns ein Thema. Wir nutzen bestimmte Algorithmen, die Prozesse noch sicherer und damit effizienter machen, und beschäftigen uns mit virtuellen Inbetriebnahmen.“
Besonders bleiben
Die StramaGroup erarbeitet mit einem ausgeprägten Innovationsgeist Lösungen für die Probleme von morgen – dazu zählt auch, sich konstruktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. PV-Anlagen zur umweltfreundlichen Stromerzeugung, Müllsortierung und Recycling sind Standard; bei den Maschinen selbst geben die Kunden den Takt vor, wie Martin Ebner sagt. Projekte mit alternativen Technologien wurden bereits realisiert. In Zukunft will die StramaGroup die innovativen Automatisierungslösungen in neuen Branchen etablieren, finanziell unabhängig und nicht zuletzt besonders bleiben und Besonderes voranbringen. „Moving the limits together, constantly“ lautet nicht ohne Grund eine Maxime des Unternehmens.