„Fruchtverarbeitung ist unsere Passion“

Interview mit Lutz Philipp, Managing Owner der iprona S.p.A.

Wirtschaftsforum: Herr Philipp, geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Unternehmensgeschichte?

Lutz Philipp: Gerne! Das Unternehmen wurde im Jahr 1923 unter dem Namen Bayernwald Früchteverwertung gegründet und begann mit der Verarbeitung von Pilzen und Beeren aus dem Bayerischen Wald. In den 1980er-Jahren entschied mein Vater, dass Konserven keine Zukunft haben, und konzentrierte sich auf die Produktion von Saftkonzentraten. 1981 folgte die Übernahme von iprona in Lana, womit das heutige Kerngeschäft begründet wurde. Der Name iprona steht für „Industrielle Produktion natürlicher Nahrungsmittel“ und symbolisiert unsere Werte: die hochwertige Verarbeitung zu Säften, Konzentraten, Extrakten und Getränkegrundstoffen. Heute führen wir fünf Produktionsstätten in Deutschland, Italien und Österreich. Während ich die strategische Ausrichtung verantworte, kümmert sich an jedem Standort ein Geschäftsführer um das operative Geschäft. Gemeinsam entwickeln wir iprona stetig weiter und beliefern Kunden weltweit mit Produkten, die höchsten Qualitätsstandards entsprechen​.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich der Standort in Lana zu einem wichtigen Produktionszentrum entwickelt?

Lutz Philipp: Der Standort in Südtirol war ursprünglich weniger für die Obstverarbeitung geeignet, da die Rohware – hauptsächlich Äpfel und Weintrauben – von Genossenschaften vermarktet wird und für private Unternehmen kaum zugänglich ist. Mein Vater sah dennoch das Potenzial und konzentrierte sich auf rote Beeren wie Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren, die wir aus Südeuropa, Osteuropa und teilweise aus Spanien beziehen. 1988 kam der Standort in Trento hinzu, wo wir gelbe Früchte wie Pfirsiche und Aprikosen verarbeiten. Mit der Übernahme einer Produktionsstätte im Burgenland im Jahr 2006 konnten wir uns zudem auf die Verarbeitung von Holunderbeeren spezialisieren, was uns bis heute einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft.

Wirtschaftsforum: Was würden Sie als Kernprodukt Ihres Geschäftsmodells bezeichnen?

Lutz Philipp: Holunder nimmt eine zentrale Rolle in unserem Portfolio ein. Die besten Holunderbeeren wachsen in der Steiermark, wo die klimatischen Bedingungen ideal für den Anbau sind. Für uns ist der Holunder nicht nur ein Schlüsselprodukt, sondern auch ein Bereich, in dem wir echte Pionierarbeit geleistet haben. Seine antioxidativen und färbenden Eigenschaften machen ihn unverzichtbar für die Gesundheitsindustrie und als natürlicher Rohstoff in Lebensmitteln. Holunder bietet vielseitige Einsatzmöglichkeiten, von Immunboostern über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu natürlichen Farbstoffen für die Lebensmittelindustrie.

Wirtschaftsforum: Was macht iprona besonders im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern?

Lutz Philipp: Wir sehen uns nicht als Massenproduzenten, sondern als Anbieter von maßgeschneiderten Lösungen und höchster Qualität. Wir verarbeiten das gesamte Spektrum von Früchten – von Säften und Pürees über Konzentrate und Getränkegrundstoffe bis zu hoch spezialisierten Extrakten für die Gesundheitsindustrie. Was uns besonders auszeichnet, ist unsere Nähe zu den Kunden und unser Servicegedanke: Wir hören genau hin, was unsere Partner brauchen, und entwickeln individuelle Lösungen. Unser Slogan „We make taste“ spiegelt diese Philosophie wider: Alles, was wir tun, zielt darauf ab, ein besonderes Geschmackserlebnis zu schaffen.

Wirtschaftsforum: Welche Bedeutung haben internationale Märkte für Ihr Geschäft?

Lutz Philipp: Unsere Hauptmärkte sind Deutschland und Italien, was angesichts unserer Produktionsstandorte in beiden Ländern naheliegend ist. Dennoch haben wir es geschafft, unser Geschäft international stark auszubauen. Heute machen wir etwa 50% unseres Umsatzes außerhalb Deutschlands und Italiens. Besonders stark sind wir in den USA, wo unsere Produkte vor allem in der Nahrungsergänzungs- und Gesundheitsindustrie gefragt sind. Auch in Asien sehen wir großes Potenzial, da der Markt für natürliche und gesunde Produkte dort stark wächst. Diese internationalen Märkte helfen uns dabei, unsere Diversifizierung weiter voranzutreiben und unabhängig von regionalen Schwankungen zu agieren.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit aktuellen Herausforderungen wie dem Klimawandel um?

Lutz Philipp: Der Klimawandel stellt die gesamte Agrar- und Lebensmittelindustrie vor große Herausforderungen, und auch wir spüren die Auswirkungen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Beeren schwankt stark, besonders bei empfindlichen Früchten, die von Wetterextremen betroffen sind. Um Risiken zu minimieren, setzen wir auf eine breite Lieferantenbasis aus verschiedenen Regionen und Ländern. So können wir Engpässe abfedern. Gleichzeitig investieren wir in nachhaltige Technologien, um unsere Produktionsprozesse zu optimieren und energieeffizienter zu gestalten.

Wirtschaftsforum: Stellt der Fachkräftemangel für iprona eine Herausforderung dar?

Lutz Philipp: Ja, der Fachkräftemangel ist auch für uns spürbar. Früher war es nicht ungewöhnlich, dass Mitarbeiter 40 Jahre oder mehr bei uns blieben. Heute erleben wir eine deutlich höhere Fluktuation, vor allem bei jüngeren Generationen, die viel flexibler und wechselbereiter sind. Um dem entgegenzuwirken, setzen wir auf attraktive Arbeitsbedingungen und eine familiäre Unternehmenskultur, die von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Dass wir kürzlich als Certified Top Company im Bereich Mitarbeiterzufriedenheit ausgezeichnet wurden, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die nächste Generation in der Zukunft des Unternehmens?

Lutz Philipp: Der Generationswechsel ist bei uns ein zentrales Thema, da die 5. Generation mittlerweile vor der Tür steht. Diese besteht aus insgesamt zehn Kindern, die aktuell im Studium sind und ihre Interessen für die Zukunft ausloten. Uns als Familie ist es wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, ins Unternehmen einzusteigen, aber niemand dazu gezwungen wird. Gleichzeitig bereiten wir alles strukturell da-rauf vor, dass iprona langfristig in Familienhand bleibt. Unser Ziel ist es, dass auch in der nächsten Generation ein Mitglied der Familie Philipp das Unternehmen führt und weiterentwickelt​.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Lutz Philipp: Unser nächstes großes Projekt ist die Schaffung einer Holdingstruktur, die alle fünf Standorte unter der Marke iprona zusammenführt und dadurch Synergien optimal nutzt. Damit möchten wir die Voraussetzungen für die 5. Generation schaffen, die das Unternehmen eines Tages erfolgreich weiterführen wird. Gleichzeitig setzen wir auf die Internationalisierung unseres Geschäfts und wollen gezielt neue Märkte erschließen, um iprona als führenden Anbieter hochwertiger Fruchtprodukte weltweit zu etablieren. Dabei steht für uns die Kundenbindung stets im Mittelpunkt – wir glauben fest da-ran, dass durch Vertrauen, Qualität und persönliche Beziehungen der Umsatz von selbst kommt. Werte wie Verlässlichkeit, Zusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung sind für uns entscheidend. Darüber hinaus sichert Innovation unseren Fortschritt – durch neue Produkte, nachhaltige Technologien und optimierte Prozesse.

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