Präzise Hightech-Lösungen in der Industriesensorik
Interview mit Dr. Thomas Wißpeinter, Geschäftsführer der Micro-Epsilon Messtechnik GmbH & Co. KG

Die Micro-Epsilon Messtechnik GmbH & Co. KG hat sich seit ihrer Gründung 1968 durch Franz Frischen von einem kleinen Handelsunternehmen in Hannover zu einem weltweit agierenden Spezialisten für Industriesensorik entwickelt und mit Innovationskraft und globaler Präsenz in Märkten wie Halbleitertechnologie, Batteriefertigung und Satellitenkommunikation etabliert. Das Unternehmen begann als Handelsfirma für Sensorikprodukte aus den USA und wurde später nach Ortenburg in Niederbayern verlegt. Nachdem die Gründerfamilie in den Ruhestand getreten war, kam der Vater der heutigen Geschäftsführer hinzu und begann mit der Produktion eigener Sensoren. Die ersten Produkte konzentrierten sich auf präzise Wegmessungen, die insbesondere im Maschinenbau zur Überwachung und Steuerung von Produktionsprozessen eingesetzt wurden. Von Anfang an baute Micro-Epsilon sein Portfolio in der Industriesensorik kontinuierlich aus und setzte stets auf technologische Weiterentwicklung. Die Integration optischer Sensorik aus Dresden und feinmechanischer Technologie aus Tschechien legte den Grundstein für die internationale Ausrichtung des Unternehmens.
Innovationen und Marktführerschaft
Ein Schlüssel zum Erfolg ist die hohe Investition in Forschung und Entwicklung. 15% des Umsatzes fließen in diesen Bereich, wodurch Micro-Epsilon kontinuierlich innovative Produkte auf den Markt bringt. „Unsere Produkte sind zu 90% selbst entwickelt und produziert, was uns ermöglicht, unsere Technologie und unser Know-how optimal zu schützen“, erklärt Thomas Wißpeintner. Zu den neuesten Innovationen zählt der thicknessGAUGE 3D, ein Sensorsystem für die Inline-Profilauswertung und 3D-Messung, das sowohl in der Batteriefertigung als auch bei Band- und Plattenmaterial eingesetzt wird. Besonders in der Batterieproduktion hat Micro-Epsilon wichtige Beiträge zur Qualitätssicherung geleistet. Die genaue Beschichtung der Batteriefolie und die Messung der Schichtdicke mit Mikrometergenauigkeit sind entscheidend für die Leistungsfähigkeit moderner Batterien. In der Halbleiterindus-trie unterstützt das Unternehmen Kernprozesse wie die Lithographie, indem es pro Maschine über 1000 Sensoren liefert. „Seit 2017 sind wir strategischer Partner von Zeiss SMT, die die Hauptoptikmodule für ASML in den Niederlanden liefern“, ergänzt Thomas Wißpeintner stolz.
Internationale Präsenz und Mitarbeiterentwicklung
Micro-Epsilon setzte früh auf Internationalisierung und ist seit über 20 Jahren in den USA und China aktiv. In den letzten Jahren wurde das Vertriebsnetz in Asien weiter ausgebaut, was es dem Unternehmen ermöglicht, flexibel auf die Herausforderungen auf dem deutschen Markt zu reagieren. „Unser Exportanteil liegt direkt bei 50%, indirekt durch Tier-1-Lieferungen sogar bei über 80%“, erläutert Thomas Wißpeintner. Die Produktion ist in Deutschland und benachbarten Ländern konzentriert, während das internationale Vertriebsnetz die globale Marktpräsenz stärkt. Mit weltweit 1.700 Mitarbeitern, davon 600 am Hauptsitz in Ortenburg, legt Micro-Epsilon großen Wert auf Ausbildung und Mitarbeiterförderung. „Wir haben 50 Auszubildende im Haus, arbeiten eng mit Hochschulen zusammen und bieten Stipendien sowie ein duales Studium an“, berichtet Thomas Wißpeintner. Das Engagement erstreckt sich sogar auf Kindergärten und Schulen, um frühzeitig Begeisterung für Technik zu fördern. Das Unternehmen ist zudem in der Gemeinde aktiv und unterstützt lokale Projekte, um ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Förderung einer positiven Unternehmenskultur trägt maßgeblich zur Mitarbeiterzufriedenheit bei.
Herausforderungen und Zukunftsvisionen
Micro-Epsilon steht vor zahlreichen Herausforderungen, vor allem durch die internationale Konkurrenz. „Unsere Stärke liegt darin, eng mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten und frühzeitig in deren Entwicklungen involviert zu sein“, betont Thomas Wißpeintner. Der intensive Wettbewerb zwingt das Unternehmen dazu, ständig innovativ zu bleiben. Ohne Wachstum ist es für Technologieunternehmen kaum möglich, langfristig erfolgreich zu sein. Daher setzt Micro-Epsilon auf strategisches Wachstum, sowohl aus eigener Kraft als auch durch gezielte Partnerschaften. Dabei entwickelt das Unternehmen micromechanische Systeme wie Kippspiegel, die Laserstrahlen präzise steuern können. Trotz der breiten Marktorientierung bleibt der Fokus auf Kernbereichen wie Halbleiter, Batterie und der aufstrebenden Satellitenkommunikation. Thomas Wißpeintner betont die Bedeutung von Planungssicherheit, weniger Bürokratie und steuerlichen Anreizen, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Die Abwanderung von Kapital ins Ausland sieht er als große Gefahr. Die Digitalisierung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. „Rein analog ist inzwischen undenkbar“, sagt Thomas Wißpeintner. Moderne KI-Methoden und die Auswertung von Messdaten ermöglichen eine tiefe Maschinenintegration. Ein Beispiel ist die präzise Auftragung auf Batteriefolien, die mit einer Geschwindigkeit von 50 m pro Minute mit Mikrometergenauigkeit überwacht wird. Dies erlaubt eine Steigerung der Produktqualität und Leistungsfähigkeit. Mit einem Umsatz von 170 Millionen EUR am Hauptsitz und 350 Millionen EUR gruppenweit ist Micro-Epsilon auf Wachstumskurs. Die erneute Auszeichnung mit „Bayerns Best 50“ bestätigt das überdurchschnittliche Wachstum von über 20% in den letzten drei Jahren und 15% auf lange Sicht. Der Geschäftsführer merkt jedoch an, dass es mit zunehmender Größe schwieriger wird. „Als mittelständisches Unternehmen ist es entscheidend, nah am Markt zu sein, um frühzeitig Trends zu erkennen und in neue Bereiche zu investieren. So machen wir aus Sensorik Zukunft“, fasst er zusammen.