„Wir sind für die Gründer mehr als nur ein Investor“

Interview mit Nils Glagau, Unternehmer und DHDL-Investor

Wirtschaftsforum: Herr Glagau, Ihre erste Investition in ein Start-up kam erst Anfang des Jahres zustande, als Sie sich an isaac nutrition, einem Hersteller von Proteinpulver mit Insektenproteinen für Sportler, beteiligten. Was hat Sie dazu bewogen, unter die Business Angels zu gehen?

Nils Glagau: Innovation war schon immer ein wichtiger Treiber für Orthomol. Seit fast 30 Jahren sind wir im Bereich Mikronährstoffe selbst sehr stark und haben eine erfolgreiche Marke etabliert. Dabei haben wir viel Know-how in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bewegung und Sport aufgebaut und kennen uns gut in vielen Anwendungsgebieten aus, von Schwangerschaft über Arthrose bis hin zur Sportlerernährung. In den letzten Jahren haben wir unseren Fokus sukzessive erweitert und uns von einer Marke mit reiner Fachzielgruppenansprache hin zu einer „lifestyligeren“ Positionierung entwickelt – in diesem Kontext passt isaac nutrition als Partner natürlich sehr gut zu uns. Wir halten das Thema Insekten als Proteinquelle für sehr zukunftsträchtig. Insgesamt entstehen im Austausch mit Start-ups und durch die frischen Perspektiven, die die Gründer mitbringen, neue Dynamiken, die für uns als Unternehmen, aber auch für mich ganz persönlich spannend sind.

Nils Glagau, Unternehmer und DHDL-Investor
„Insgesamt glaube ich, dass ich den Start-ups viel von der familiären Unternehmenskultur und den Werten mitgeben kann, die wir bei Orthomol pflegen.“ Nils Glagau

Wirtschaftsforum: Als Orthomol-Chef in zweiter Generation stammen Sie aus einem typischen Familienunternehmen. Wie deutlich ist da der Unterschied zu Start-up-Strukturen – und wie kann ein Start-up von Ihrer Expertise profitieren?

Nils Glagau: Meiner Erfahrung nach gibt es keine Blaupause, die man über die Struktur aller Start-ups im Allgemeinen legen könnte. Gerade durch „Die Höhle der Löwen“ habe ich ganz verschiedene Formen kennen gelernt – manche Gründer agieren alleine, andere haben bereits ein größeres Team hinter ihrer Marke versammelt. Insgesamt glaube ich, dass ich den Start-ups viel von der familiären Unternehmenskultur und den Werten mitgeben kann, die wir bei Orthomol pflegen. Wir sind für die Gründer mehr als nur ein Investor – wir nehmen unsere Partner in die „Orthomol-Familie“ auf und pflegen einen engen, persönlichen Austausch.

Flache Hierarchien machen uns schnell und flexibel, was sich positiv auf die Zusammenarbeit auswirkt. Gleichzeitig können die Start-ups von unseren Orthomol-Experten aus dem eigenen Labor, der Produktentwicklung und der Wissenschaft, sowie unseren Ressourcen in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Einkauf und Technik profitieren. Viele Start-ups wissen zu schätzen, dass sie sich mit unseren Profis und den Kontakten aus unserem Netzwerk auch zu ganz spezifischen Fragestellungen austauschen können. Auf der anderen Seite profitieren wir als Orthomol natürlich vom Gründer-Spirit und der Neugier vieler Gründer.

„Viele Start-ups wissen zu schätzen, dass sie sich mit unseren Profis und den Kontakten aus unserem Netzwerk auch zu ganz spezifischen Fragestellungen austauschen können.“ Nils Glagau
Nils Glagau

Wirtschaftsforum: Orthomol begann als Unternehmen mit zwei Mitarbeitern und vier Produkten. Heute arbeiten 430 Menschen an einer breiten Orthomol-Produktpalette in gewachsenen Strukturen. Wie hat sich dabei die Unternehmenskultur verändert?

Nils Glagau: Ich bin stolz darauf, dass wir es trotz unseres Wachstums schaffen, unsere familiäre Unternehmenskultur weiterhin aufrecht zu erhalten. Natürlich wird es mit wachsender Mitarbeiterzahl, der Verteilung auf Innen- und Außendienst und der steigenden Anzahl an Standorten in Langenfeld – aktuell ist das siebte Gebäude an einem unserer drei Standorte im Bau – schwerer, die dafür essentielle interne Kommunikation aufrecht zu erhalten. Damit uns dies doch gelingt, setzen wir seit unseren Anfängen auf persönliche Formen der Kommunikation, zum Beispiel Tagungen, Firmenfeste, Charity-Veranstaltungen, bei denen sich unsere Mitarbeiter gemeinsam engagieren. Außerdem verausgaben wir uns zusammen bei sportlichen Events. Das verbindet! Daneben verfügen wir über etablierte Medien der internen Kommunikation, etwa unsere gedruckte Mitarbeiterzeitschrift „O-Ton“. Natürlich nutzen wir auch zielgerichtet unser Intranet, verschiedene digitale Tools sowie die Möglichkeiten, die uns Office365 bietet, um uns über all unsere Standorte hinweg zu vernetzen. Außerdem bekommt jeder unserer Mitarbeiter sein eigenes iPhone, wodurch der Zugang zu Informationen und Austauschplattformen für alle sichergestellt ist.

Nils Glagau
„Ich bin stolz darauf, dass wir es trotz unseres Wachstums schaffen, unsere familiäre Unternehmenskultur weiterhin aufrecht zu erhalten.“ Nils Glagau

Wirtschaftsforum: Bei der „Höhle der Löwen“ kommt alles auf den Pitch an, und sowohl der Business Plan als auch die Unternehmerpersönlichkeit müssen überzeugen. Wie sähe wohl ein Pitch für Ihr Familienunternehmen Orthomol aus?

Nils Glagau: Das kommt natürlich auf den Zweck des Pitches an – wenn ich nun an die klassische Höhle-der-Löwen-Situation denke und versuche, Investoren zu überzeugen, würde ich sagen: „Vor fast 30 Jahren haben wir den Markt für Mikronährstoffe in Deutschland geschaffen. Setzen Sie auf eine starke Marke, die bis heute fest im OTC-Markt etabliert ist. Wofür stehen wir? Für Innovation, Qualität, ein wissenschaftliches Fundament, Ärzte und Apotheker als überzeugte Empfehler und treue Verwender. Wir sind ein profitables, nachhaltig wachsendes Unternehmen in dem zukunftsträchtigen Markt Gesundheit. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in immer mehr Ländern weltweit.“

Interview: Julian Miller | Fotos: Nils Glagau; Orthomol

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