Hundert Jahre Heizerfahrung

Interview mit Stefan Gubi, Geschäftsführer der Windhager Zentralheizung GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Gubi, die Windhager Firmengruppe feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Wenn Sie auf diese lange Firmengeschichte zurückblicken, was sind für Sie die wichtigsten Meilensteine?

Stefan Gubi: Nach der Firmengründung 1921 kam für mich die spannendste Entwicklung in den 1960er-Jahren, als Windhager begann, unter eigenem Namen Produkte zu entwickeln und zu vertreiben. Bis dahin hatte die Firma vorwiegend Elektro- und Gasherde für Fremdfirmen gefertigt. Als in den 1960er-Jahren die zweite Generation in die Firmenleitung einstieg, wurde jedoch in eine eigene Marke investiert. Es wurden auch die ersten Grundsteine in Richtung Nachhaltigkeit gelegt, obwohl man zu dem Zeitpunkt noch mit Ölheizungen unterwegs war. Es wurde ebenfalls stark in die Kundenbetreuung investiert, um ein noch höheres Niveau zu erreichen. Damit waren die Kernwerte, die uns bis heute prägen, festgelegt.

Wirtschaftsforum: Ölheizungen werden natürlich heute schrittweise abgebaut. Welche Alternativen bieten Sie an?

Stefan Gubi: Darüber haben wir uns schon in den 1990er-Jahren Gedanken gemacht, weshalb wir heute den Fokus auf Biomasse legen. Die ersten Pelletkessel haben wir vor etwa 30 Jahren produziert. Zwischen 2002 und 2006 haben wir unsere Produktionsstätte komplett modernisiert und eine der größten und modernsten Fertigungsstraßen für Biomasse-Heizkessel in Europa gebaut. Inzwischen sind wir auf diesem Gebiet im europäischen Raum führend. Fast 100.000 Haushalte und Betriebe werden bereits mit Pelletkesseln von Windhager beheizt. Unsere umfangreiche Produktpalette für das Heizen mit Biomasse umfasst Anlagen mit unterschiedlichen Heizleistungen für die automatische oder manuelle Befeuerung mit Pellets, Hackgut oder Scheitholz. Mittlerweile bieten wir auch Hybrid-Lösungen an, die eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit einer Biomasse-Anlage kombinieren.

Wirtschaftsforum: Sie zählen europaweit zu den größten Akteuren in diesem Bereich. Wann haben Sie mit dem Export begonnen und wo liegt heute Ihr Schwerpunkt?

Stefan Gubi: Mitte der 1980er-Jahre haben wir unsere erste ausländische Niederlassung in der Schweiz und kurz darauf in Deutschland gegründet. Von da an ging es mit der Internationalisierung des Unternehmens steil bergauf. Inzwischen sind wir mit einem starken Partner-Netzwerk in ganz Europa tätig. Wichtige Märkte sind Frankreich, England und Polen. Im skandinavischen Raum wachsen wir ebenfalls stark. Vor einem Jahr haben wir den Schritt in die USA gewagt und sind mit den bisher erzielten Ergebnissen mehr als zufrieden. Inzwischen generieren wir 70% unseres jährlichen Umsatzes im Ausland. Als Ziel haben wir eine Erhöhung auf 80% festgesetzt. Um das zu erreichen, investieren wir zurzeit stark in den Ausbau unserer Firmenmannschaft und in Angebote für die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter sowie in mehrere neue Schulungs-Stützpunkte für unsere Partner.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie, mit Blick auf Wachstumsziele, die größten Herausforderungen?

Stefan Gubi: Um unsere Wachstumsziele zu erreichen, müssen wir unsere Belegschaft entsprechend verstärken. Unser Ziel ist es, in den kommenden Monaten die Anzahl der Mitarbeiter von 500 auf rund 580 zu erhöhen. Darin sehe ich aber die größte Herausforderung. Seit Corona hat sich der Arbeitsmarkt enorm verändert. Viele kommen aus der Kurzarbeit zurück und haben ganz andere Vorstellungen von ihrem zukünftigen Arbeitsleben. Darauf wird sich sowohl die Industrie als auch die Politik einstellen müssen.

Wirtschaftsforum: Was sind die aktuellen Themen im Bereich Heizen?

Stefan Gubi: Nachhaltigkeit ist das ganz große Thema, dem wir uns komplett verschrieben haben. Wir werden weiterhin auf Biomasse und Wärmepumpen setzen, um den Kunden nachhaltige und leistungsfähige Lösungen anbieten zu können. Wir investieren aber ebenso in die Produktion und die Produktentwicklung. Die Firma, jetzt in der dritten Generation, war immer am Puls der Zeit und hat stets in zukunftsweisende Technologien investiert. Wir sehen eine massive Weiterentwicklung in der Heiztechnik auf uns zukommen und wollen mit entsprechenden Photovoltaiklösungen auch die Brücke zur e-Mobilität schlagen.

Wirtschaftsforum: Inwiefern spielt die Digitalisierung für Sie eine Rolle?

Stefan Gubi: Die Digitalisierung dient der Aufwertung des Kundenerlebnisses und bietet den Kunden eine erkennbare Mehrleistung. Dadurch können wir nicht nur Technologien entwickeln, sondern setzen auch in Punkto Komfort, Bedienung und neue Leistungen neue Maßstäbe für noch mehr Behaglichkeit zu Hause.

Wirtschaftsforum: Wie kommunizieren Sie mit Ihren Kunden?

Stefan Gubi: Wir bevorzugen die direkte Kommunikation. Ende August werden wir ein neuartiges Ausstellungs- und Erlebniszentrum für die Region rundum Salzburg eröffnen. Auf rund 3.000 m2 werden wir bei World of Windhager Feuer, Wärme und Energie in spannend inszenierter Form präsentieren, begleitet durch Kulinarik und Entertainment. Gerade in Corona Zeiten ist es ein mutiger Schritt, ein solches Projekt zu starten. Wir wollen jedoch den Faktor Mensch in den Mittelpunkt stellen. Wertschätzung, offener Empfang, gegenseitiger Respekt sind die familiären Werte, für die wir seit 100 Jahren stehen.

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