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Interview mit Andreas Berger, Geschäftsführer, Uwe Mennebäck, Sales Director / Segment Leader, Wabtec Charging & Power Transfer und Rainer Altmeppen, Segment Leader Electrification der STEMMANN-TECHNIK GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Berger, Herr Mennebäck, Herr Altmeppen, die STEMMANN-TECHNIK GmbH sorgt mit ihren Lösungen für die Elektrifizierung vor allem in den Bereichen Bahnverkehr und Schifffahrt. Was umfasst Ihr Portfolio?
Andreas Berger: Wir bewegen uns in den Bereichen Bahntechnik sowie Charging und Power Transfer für vielfältige Industrieanwendungen. Es geht also um leistungsstarke Energieübertragungs- und Ladesysteme, welche die Elektrifizierung von Fahrzeugen im Bahnverkehr und zum Beispiel in der Schifffahrt in großem Maßstab ermöglichen. Ein aktuelles Beispiel aus dem Charging-Bereich ist ein neuer FerryCHARGER, der das derzeit leistungsstärkste Ladesystem für Schiffe im Gleichspannungsbereich darstellt. Zur Veranschaulichung der Größenordnung: Er lädt mit 6.000 kW, ein Tesla mit 300 kW. Ein solches System kann ganz unterschiedlich breite Schiffe bestromen, Tiden ausgleichen und kommt mit jeder Infrastruktur am Terminal klar. Bei diesem Produkt hatten wir erstmals einen externen Industriedesigner buchstäblich mit ‘an Bord’, weil auch Design zunehmend zum Erkennungsmerkmal wird.
Uwe Mennebäck: Im Bereich Power Transfer steigt der Energiebedarf im Zuge der Entwicklung hin zu ‘Go Green’ und der damit einhergehenden Dekarbonisierung immer mehr an. Insofern ist hier gerade auch die Offshore-Windtechnologie ein wachsender Markt. Dort geht es für uns um Projekte, bei denen Hochspannungsübertragung notwendig ist, um zum Beispiel eine bewegliche (drehbare) elektrische Verbindung von der Windplattform zum Festland zu ermöglich. Dafür haben wir im vergangenen Jahr einen 35 kV-Schleifringübertrager entwickelt. Diesen liefern wir auch an Unternehmen, die Infrastrukturprojekte durchführen. Die elektromechanischen Energieübertragungseinheiten ermöglichen eine Verbindung zwischen Festland und Schiff, um es aus dem Netz zu speisen. Als Wabtec-Tochter sind wir darüber hinaus die Nummer 1 in der Stromübertragung im Bahnbereich mit Dachstromabnehmern.
Wirtschaftsforum: In welche Richtung entwickelt sich der Markt?
Rainer Altmeppen: Der Markt für Ladesysteme hat sich enorm dynamisch entwickelt, sodass dieser Bereich bei uns ebenfalls zum Kerngeschäft geworden ist. Unsere Lösungen setzen dort an, wo die Anforderungen für Elektroautos aufhören, bei Bussen, Lkw, bei Schiffen und im Bergbau. Mit dem Übertragen von Mittelspannungsbandbreiten für das anspruchsvolle Laden von Schiffen haben wir im Markt überdies ein Alleinstellungsmerkmal und ebenso dort, wo es um die Betriebssicherheit der Verkehrssysteme geht. Beispielsweise gehören in Norwegen viele Fahrzeuge zur kritischen Infrastruktur. Über unsere dortige Serviceorganisation haben wir ein Aftersales-Geschäft von fünf bis zehn Jahren Laufzeit, wodurch wir enorm hohe Verfügbarkeiten der Anlagen ermöglichen.
Wirtschaftsforum: Inwiefern wirkt sich die zunehmende Digitalisierung auf Ihr Geschäft aus?
Rainer Altmeppen: Die Digitalisierung fungiert in unserem Bereich vor allem auch als Treiber für neue Entwicklungen, einerseits zum Beispiel im Bereich Betriebssicherheit durch die bedarfsgerechte Wartung. Andererseits ist die Automatisierung von Fahrzeugen nicht mehr auf den Automobilbereich beschränkt: zuerst folgte der Wechsel von Diesel- zu Batterieantrieb, jetzt gibt es einen Trend über die Elektrifizierung hin zum autonomen Betrieb. Unsere Systeme können autonom stecken und laden; wir ermöglichen, was vor zehn Jahren noch Fiktion war. Bei den übertragenen Energiemengen gibt es eine deutliche Steigerung, sie verdoppeln sich im Schnitt alle zwei Jahre. Standard sind aktuell 8 MW für Fähren, Systeme für 15 MW sind bereits im Bau, weil Reedereien die Forderungen nach CO2-neutralen Schiffen in immer größeren Schiffen und längeren Strecken realisieren.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihren Erfolg aus und warum kommen die Kunden zu Ihnen?
Uwe Mennebäck: Für unsere Kunden sind wir eine ideale Mischung aus 100 Jahren deutscher Ingenieurskunst und internationalem Know-how. Wir haben hochtechnologische Produkte, die nur über technisches Wissen und qualifizierte Erläuterung verkauft werden können. Genau das leisten wir und holen unseren Kunden dort ab, wo er ist. Ohne unsere ausgezeichneten Mitarbeiter, die ein hohes technologisches Verständnis mit der Fähigkeit zur Erläuterung komplexer technologischer Zusammenhänge und dem Verständnis für den Kunden verbinden, wäre das nicht möglich. Zu uns kommen Kunden, die kein Produkt, sondern eine Lösung wollen.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für 2023?
Andreas Berger: Sehr wichtig ist uns, den Kontakt zu unseren Kunden insbesondere auf der persönlichen Ebene wieder auszubauen, vergleichbar mit unseren Kundenbeziehungen vor Eintritt der Pandemie. Gepaart mit kompromissloser Produktqualität und unserer technologischen Leistungsfähigkeit ist diese Kundennähe in Verbindung mit unserem weltweiten Servicenetzwerk auch über 2023 hinaus der Schlüssel für unseren Erfolg.