Patientenversorgung aus einer Hand
Interview mit Andreas Schlüter, Erster Hauptgeschäftsführer (CEO) der Knappschaft Kliniken GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schlüter, können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Andreas Schlüter: Ich habe meine Ausbildung 1992 bei unserem Träger der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) begonnen und verschiedene Positionen in der Renten- und Krankenversicherung sowie im Krankenhauscontrolling durchlaufen. 2004 wurde ich Geschäftsführer eines kleinen Krankenhauses in Lünen, was mir wertvolle Erfahrungen in der Leitung von Kliniken verschaffte. Über verschiedene Fusionen bin ich 2016 zur Knappschaft Kliniken GmbH gekommen, wo ich die Konzernzentrale aufbaute. Heute leite ich den Konzern und bin Aufsichtsratsvorsitzender in all unseren Krankenhausgesellschaften.
Wirtschaftsforum: Was macht die Knappschaft Kliniken so besonders im deutschen Gesundheitswesen?
Andreas Schlüter: Das Verbundsystem der KBS, zu dem die Knappschaft Kliniken gehören, ist in Deutschland einzigartig. Zu diesem gehören nicht nur eine eigene Krankenversicherung, sondern auch Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken und ein Netzwerk von über 1.300 niedergelassenen Ärzten. Dies ermöglicht, die Patientenversorgung seit über 20 Jahren sektorenübergreifend zu gestalten und für die Patienten innerhalb dieses Netzwerks die beste medizinische Versorgung zu gewährleisten. Der große Vorteil: qualitativ hochwertige und kosteneffiziente Versorgung.
Wirtschaftsforum: Inwiefern beeinflusst die aktuelle Diskussion über die Kosten im Gesundheitswesen Ihre Strategien?
Andreas Schlüter: Die Diskussion über die Gesundheitskosten ist entscheidend. Wir zeigen, dass unser Modell effizienter ist. Wenn alle Sektoren zusammenarbeiten, können Doppeluntersuchungen vermieden und die Therapien besser auf Patienten abgestimmt werden. Wir haben bereits seit über 100 Jahren Kliniken, und unser Modell hat sich als erfolgreich erwiesen.
Wirtschaftsforum: Können Sie uns mehr über die Struktur Ihrer Organisation erzählen?
Andreas Schlüter: Die Knappschaft Kliniken besteht aus 13 Krankenhäusern und 4 MVZ-Gesellschaften in 7 Krankenhausträgergesellschaften, mit insgesamt rund 4.870 Betten. Jährlich versorgen wir etwa 1.000.000 Patienten – sowohl stationär als auch ambulant. Zum Verbundsystem der KBS gehören weitere 9 Rehabilitationskliniken. Unsere Struktur ermöglicht es uns, medizinische und pflegerische Kompetenzen effizient zu bündeln und Synergien zu schaffen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrer Arbeit?
Andreas Schlüter: Digitalisierung ist ein Schlüsselthema für uns. Wir haben bereits vor 15 Jahren
begonnen, unsere Unterlagen und Prozesse in den Kliniken vollständig zu digitalisieren und unter anderem die Arzneimitteltherapien
in unseren Kliniken mittels ‘Medikamentencheck’ digital abzustimmen. Wenn man bedenkt, dass über 80-Jährige in Deutschland im Schnitt mehr als 13 verschiedene Medikamente verschrieben bekommen und bereits nach fünf Medikamenten gefährliche Wechselwirkungen auftreten können, ist ein zentraler Abgleich unabdingbar. Die digitale Patientenakte stellt einen weiteren Schritt dar, um sicherzustellen, dass alle Ärzte über die Medikation eines Patienten informiert sind. Dies reduziert das Risiko von Fehldiagnosen und verbessert die Patientenversorgung.
Wirtschaftsforum: Wie sehen die Zukunftspläne der Knappschaft Kliniken aus?
Andreas Schlüter: Wir planen, unsere Präventionszentren weiter auszubauen. Unser Ziel ist es, Patienten zu erreichen, bevor sie ernsthaft krank werden. Wir haben bereits drei große Präventionszentren gegründet und möchten diese an allen unseren Kliniken etablieren. Wir setzen auf moderne Technologien wie etwa digitale Augenscans, um frühzeitig gesundheitliche Risiken zu erkennen.
Wirtschaftsforum: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Präventionszentren gemacht?
Andreas Schlüter: Unsere Präventionszentren richten sich unter anderem an Unternehmen und deren Belegschaft. Dies ist nicht nur für die Mitarbeiter wertvoll, sondern auch für die Arbeitgeber, die von gesunden Mitarbeitern profitieren. Unsere Angebote werden immer beliebter, da sie den Mitarbeitern helfen, frühzeitig gesundheitliche Probleme zu erkennen und zu behandeln oder gar zu vermeiden.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit der Herausforderung um, die Menschen zu motivieren, sich um ihre Gesundheit zu kümmern?
Andreas Schlüter: Wir wissen, dass viele Menschen erst bei gesundheitlichen Krisen aktiv werden. Daher versuchen wir, unsere Angebote so attraktiv und zugänglich wie möglich zu gestalten. Wir bieten Programme an, die auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten sind, und arbeiten eng mit Unternehmen zusammen, um ihre Mitarbeiter zu erreichen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Forschung in Ihrem Unternehmen?
Andreas Schlüter: Forschung ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Unser KI-Institut in Bochum ist eines der innovativsten in Deutschland und beschäftigt sich mit personalisierter Medizin. Wir glauben, dass die Zukunft in der individuellen Anpassung von Behandlungen liegt, basierend auf den spezifischen Bedürfnissen jedes Patienten.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems in den nächsten Jahren?
Andreas Schlüter: Ich glaube, dass wir einen Wandel hin zu einer umfassenderen Patientenversorgung erleben werden. Krankenhäuser müssen sich stärker auf die ambulante und präventive Medizin konzentrieren. Dies wird nicht nur die Kosten senken, sondern auch die Lebensqualität der Menschen verbessern.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Botschaft an potenzielle Patienten und Partner?
Andreas Schlüter: Wir laden alle ein, sich unser Modell anzusehen. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer integrierten Versorgung einen Mehrwert bieten können, der nicht nur effizient, sondern auch qualitativ hochwertig ist. Die Gesundheit unserer Patienten liegt uns am Herzen, und wir setzen alles daran, diese bestmöglich zu fördern.











