Troubleshooter, Psychologen, Zuhörer
Interview mit Mag. Karl Wiesflecker, Geschäftsführer der Franz Kramas Gebäudeverwaltung GmbH

Die Geschichte des Unternehmens beginnt im Jahr 1926, als Firmengründer Franz Kramas – zunächst im Bereich der Makelei – mit der Idee, Fleischereibetriebe ohne Nachfolge zu vermitteln, tätig war. Erst nach dem 2. Weltkrieg führte seine Schwiegertochter das Unternehmen in eine neue Richtung: 1946 gründete sie eine Hausverwaltung, die sich schnell als verlässlicher Partner beim Wiederaufbau und der Betreuung klassischer Wiener Zinshäuser etablierte. In den 1970er-Jahren leitete der Einstieg von Heinrich Wiesflecker, dem Vater des heutigen Geschäftsführers, einen entscheidenden Wendepunkt ein. „Mein Vater wurde von der Familie Kramas aufgenommen wie ein Sohn“, erinnert sich Karl Wiesflecker. „Um den Unternehmenskauf zu ermöglichen, übernahm die Familie Kramas sogar persönlich die Bürgschaft – das wäre heute kaum vorstellbar.“ Dieses außergewöhnliche Vertrauensverhältnis prägt die Unternehmenskultur bis heute.
Tradition und Verantwortung im Wiener Zinshaus
Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt in der Verwaltung klassischer Wiener Zinshäuser – jenen Gründerzeitbauten mit hohen Räumen, großzügigen Grundrissen und unverwechselbarem Charme. „Diese Häuser sind Teil der Identität Wiens, aber sie stellen auch hohe Anforderungen, wenn es um Modernisierung und Nachhaltigkeit geht“, erklärt Karl Wiesflecker. Die Kundschaft besteht überwiegend aus Eigentümerfamilien, die ihre Liegenschaften oft über Generationen hinweg halten. Neue Mandate entstehen meist durch persönliche Empfehlungen. „Wir leben von Vertrauen und Weiterempfehlung. Unsere Kunden sehen wir als Partner, deren Eigentum wir mit Sorgfalt und Verantwortung verwalten dürfen“, betont Wiesflecker. Auch die Digitalisierung ist Teil des Arbeitsalltags geworden– von der digitalen Buchhaltung bis zur Onlineabstimmung über Sanierungsprojekte im Wohnungseigentum. „Digitale Tools schaffen Transparenz und erleichtern Abläufe. Sie ersetzen aber grundsätzlich kein persönliches Gespräch“, warnt der Geschäftsführer. „Standardisierung kann nie den individuellen Zugang verdrängen.“
Zwischen Tradition und Wandel: Nachhaltigkeit mit Augenmaß
Ein weiteres zentrales Thema ist die nachhaltige Bewirtschaftung. Ob Sanierungen, Energieeffizienz oder neue gesetzliche Anforderungen – die Hausverwaltung ist täglich mit ökologischen und ökonomischen Fragen konfrontiert. „Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch wirtschaftlich sinnvoll“, so Karl Wiesflecker. Besonders bei Altbauten sei Fingerspitzengefühl gefragt: „Wir müssen Lösungen finden, die ökologisch verantwortbar und zugleich finanzierbar sind.“ Bereits 2007 setzte das Unternehmen auf energieeffiziente Modernisierungskonzepte. Heute erschweren unklare gesetzliche Vorgaben die Planbarkeit. „Eigentümer und Mieter sind oft gleichermaßen verunsichert“, kritisiert Wiesflecker. Sein Leitsatz bleibt: „Mit gesundem Menschenverstand praktikable Lösungen entwickeln, die tatsächlich umsetzbar sind.“
Menschlichkeit als Prinzip
Die familiäre Struktur des Unternehmens prägt auch den internen Umgang. „Bei uns geht es zu wie in einer Familie – manchmal laut, aber immer respektvoll und herzlich“, beschreibt Wiesflecker. Vertrauen, Eigenverantwortung und Teamgeist sind zentrale Werte, die auch in modernen Arbeitsformen wie Homeoffice weitergetragen werden. „Jeder kennt jeden – und das soll so bleiben.“ Bereits heute bereitet der Geschäftsführer den Übergang in die 5. Generation vor. „Ich möchte meinem Sohn die Freiheit geben, für die Zukunft des Unternehmens neue Ideen einzubringen – etwa im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Wichtig ist mir, dass dabei unser menschliches Dienstleistungsverständnis erhalten bleibt.“ Seine Philosophie fasst er schlicht zusammen: „Wir sind Problemlöser, manchmal Psychologen, manchmal einfach Zuhörer. Unser Beruf verlangt, schnell zu denken, zu vernetzen und Entscheidungen zu treffen, deren Folgen oft erst Jahre später sichtbar werden.“ Künstliche Intelligenz könne das nur in Teilbereichen leisten – das menschliche Einfühlungsvermögen bleibe unersetzlich.










