„Handwerk ist wieder attraktiver geworden“
Interview mit Patrick Wiedemann, Projektleiter und Prokurist der Wieland & Schultz GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Wiedemann, was können Sie uns über die Geschichte Ihres Unternehmens erzählen?
Patrick Wiedemann: Die Firma wurde 1989 von Hans-Jürgen Wieland als Unternehmen für Industriemontage gegründet. 1990 stieg der Elektromeister Udo Schultz mit ein und industrielle Elektroinstallationen, unsere heutige Kernkompetenz, wurden zu einem weiteren Schwerpunkt. Seit 1997 firmieren wir als Wieland & Schultz GmbH. Es wurden weitere Niederlassungen gegründet, von denen einige selbstständig wurden. In 2022 wurde die Wieland & Schultz GmbH ein Teil der ENCEVO-Gruppe, die ein führender Energieversorger in der Großregion Rheinland-Pfalz, Saarland und Luxemburg ist. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist in Neustadt an der Weinstraße. Daneben betreiben wir zwei weitere Niederlassungen in Karlsruhe.
Wirtschaftsforum: Was genau bieten Sie im Bereich der industriellen Elektroinstallationen an?
Patrick Wiedemann: Um unsere Kunden ganzheitlich betreuen zu können, bieten wir im Installationsbereich die komplette Produktpalette von einem bis 20.000 Volt an. Wir haben eine eigene Planungsabteilung und übernehmen den gesamten Prozess von der Planung über die Installation und Inbetriebnahme bis hin zur Wartung und Erweiterung. Unser Spektrum umfasst auch Beleuchtung und Energiemanagement sowie den Aufbau von PV-Anlagen und Speichereinheiten. Photovoltaik ist ein wichtiger Bereich unserer luxemburgischen Muttergesellschaft, die auf diesem Gebiet ihr Angebot erweitern möchte. Auch Sicherheitssysteme wie Brandmelder gehören zu unserem Angebot. Wir kümmern uns um Neubauten, um bestehende Installationen und Umbauten. Meist handelt es sich um Projekte größerer Kunden, die wir oft langjährig betreuen.
Wirtschaftsforum: Gibt es Projekte, die Sie besonders hervorheben würden?
Patrick Wiedemann: Es gibt viele interessante Projekte, zum Beispiel den Neubau eines Weinguts mit eigener Vinothek und Produktionshalle. Ein wichtiges Thema ist für uns die energieautarke Quartierversorgung. Hier bauen wir PV-Anlagen, aber auch Batterieanlagen bis zu 1 MW. Wir nehmen regelmäßig an den öffentlichen Ausschreibungen teil. Solche Projekte passen auch gut in die Strategie unserer Muttergesellschaft.
Wirtschaftsforum: Was hat sich durch die jüngsten Krisen bei Ihnen verändert?
Patrick Wiedemann: Aufgrund der Lieferkettenprobleme und der gestiegenen Energiepreise in der Ukrainekrise haben wir uns neu aufgestellt und von der Just-in-time-Lieferung auf Lagerbestand umgestellt. Dadurch können wir weiterhin Termintreue leisten.
Wirtschaftsforum: Unternehmerischer Erfolg ist kein Zufall. Was, glauben Sie, sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren bei Wieland & Schultz?
Patrick Wiedemann: Das Unternehmen ist schon seit 30 Jahren am Markt und entsprechend bekannt. Unsere Kunden wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Wir sind absolut verlässlich, liefern Qualität und halten Termine ein. Zudem sind wir sehr flexibel und können uns schnell auf Marktveränderungen einstellen.
Wirtschaftsforum: Ist der Fachkräftemangel auch für Ihr Unternehmen eine Herausforderung?
Patrick Wiedemann: Ja, absolut. Wir versuchen ihm entgegenzuwirken, indem wir selber ausbilden. Im Schnitt haben wir 20 gewerbliche Auszubildende. Es kommen auch immer mehr Quereinsteiger zu uns. Das Handwerk hat durch Corona einen Auftrieb erlebt, es hat sich bewährt und ist wieder attraktiver geworden. Wir haben gute Verbindungen zu Schulen, um junge Leute zu gewinnen, und arbeiten sogar an einem Erasmus-Programm. Intern haben wir einen eigenen Ausbilder und eine Lehrwerkstatt. Auch das hebt uns von anderen Unternehmen ab. Viele unserer Mitarbeiter sind schon seit ihrer Lehre bei uns und haben sich mit unserer Unterstützung weiterentwickelt bis hin zum Meister. Einige von ihnen sind bereits mehr als 20 Jahre bei uns und sind ein wichtiger Teil unserer Unternehmensfamilie!
Wirtschaftsforum: Wie sehen die Zukunftspläne für das Unternehmen aus?
Patrick Wiedemann: Wir wollen weiterwachsen. Sicher ist, dass wir auch zukünftig in die Ausbildung investieren werden. Wir wollen von dem Einfluss unserer neuen Muttergesellschaft profitieren. Gleichzeitig wird ihr unsere Flexibilität und unser Fachwissen zugutekommen. Es ist also ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Unsere Mutter hat sicherlich Vorsprünge in der Digitalisierung, die uns weiterhelfen werden. Ein Schwerpunkt in der weiteren Unternehmensstrategie wird der Bereich erneuerbare Energien sein. Auch die E-Mobilität und die damit verbundene Versorgung der Fahrzeuge sind wichtige Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden.