Mit Magnetlösungen Märkte bewegen
Interview mit Jürgen Malz, Geschäftsführer der Schienle Magnettechnik + Elektronik GmbH

Vom klassischen Handwerksbetrieb zum innovativen Mittelständler mit Spezialisierung auf explosionsgeschützte Magnettechnik: Die Geschichte der Schienle Magnettechnik + Elektronik GmbH ist eine Erfolgserzählung mit Bodenhaftung. Gegründet 1976 und seit dem Einstieg der HAWE Hydraulik 1998 Teil einer starken Unternehmensgruppe, hat sich das Unternehmen aus dem Bodenseekreis zum agilen Spezialisten mit 130 Mitarbeitern entwickelt. Ursprünglich ging Schienle aus der Automatisierungstechnik der Firma Rohwedder hervor – gemeinsam mit dem heutigen Mitbewerber Schramme, mit dem man sich die Wurzeln in Markdorf teilt. Der Geschäftsführer Jürgen Malz kennt das Unternehmen wie kaum ein anderer – er absolvierte hier seine Ausbildung und begleitet seit Jahrzehnten das Wachstum: „Ich habe meine Ausbildung bei Schienle gemacht, den Gründer noch erlebt und die Firma mit aufgebaut. Heute möchte ich sicherstellen, dass auch in Zukunft ein stabiler, attraktiver Arbeitgeber in der Region verankert bleibt.“ Mit einem Jahresumsatz von rund 17 Millionen EUR und einem klaren Ziel vor Augen richtet Schienle den Blick nach vorn: Mehr Unabhängigkeit von der Muttergesellschaft, neue Märkte wie Medizintechnik und ein eigener Unternehmenssitz sind konkrete Bausteine dieser Vision.
Schlank, schnell, spezialisiert
Schienle setzt bewusst auf Spezialisierung statt Massenfertigung. Die Kernkompetenz liegt in der Herstellung von Hydraulik- und explosionsgeschützten Magneten, die in Nischenanwendungen weltweit zum Einsatz kommen – von der Öl- und Gasförderung bis hin zum Untertagebau. Auch die steigende globale Nachfrage nach seltenen Erden und Rohstoffen treibt Anwendungen im Mining-Bereich voran – ein Markt, in dem Schienle zunehmend gefragt ist. In jüngerer Zeit gewinnt auch die Medizintechnik als neues Standbein an Bedeutung. „Wir machen unsere Produkte intelligenter, indem wir Elektronik integrieren. Das ist ein wachsender Bereich, in dem wir uns stark engagieren“, erklärt Jürgen Malz. Dabei bleibt die Ausrichtung klar: hohes Qualitätsniveau, kompakte Bauweise und individuelle Lösungen für komplexe Anforderungen. Die Zugehörigkeit zur HAWE-Gruppe sichert den weltweiten Vertrieb – gleichzeitig strebt Schienle danach, unabhängiger zu agieren und neue Märkte eigenständig zu erschließen. Mit einer flexiblen Mitarbeiterstruktur und einem engagierten Vertriebs-team will das Unternehmen den Sprung in neue Branchen wie Pneumatik, Mechanik und Medizintechnik schaffen. Intern sieht man sich als agiles Schnellboot innerhalb der größeren Gruppe – beweglich, nah am Kunden und schnell in der Umsetzung.
Verlässlichkeit als Kultur
Fachkräftemangel, geopolitische Unsicherheiten und wirtschaftliche Schwankungen sind Herausforderungen, denen sich Schienle mit einer klaren Mitarbeiterphilosophie und hoher Anpassungsfähigkeit stellt. In Zeiten von Kurzarbeit und Rezession punktet das Unternehmen mit Stabilität, Gestaltungsspielraum und fairen Bedingungen – Aspekte, die Beschäftigte besonders schätzen. Jürgen Malz betont: „Unsere Leute wissen, dass sie sich auf uns verlassen können. Gleichzeitig bieten wir ihnen Freiraum zur Mitgestaltung – das macht uns als Arbeitgeber aus.“ Digitalisierung, Umweltzertifizierungen nach ISO 14001, ISO 50001 und ISO 45001 sowie gezielte Investitionen in moderne Technologien sichern die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Neue Entwicklungen wie intelligente Aktoren, die Inte-
gration von Elektronik und der Ausbau der Medizintechnik markieren aktuelle Innovationsschwerpunkte. Nachhaltigkeit wird – trotz aller Herausforderungen – als strategisches Ziel verfolgt, auch wenn die Umsetzung oft von äußeren Faktoren gebremst wird.
Zukunft mit Haltung
Die Schienle Magnettechnik + Elektronik GmbH blickt zuversichtlich nach vorn – und stellt sich zugleich klar gegen bürokratische Hürden, die Wachstum in Deutschland erschweren. Die Suche nach einem Baugrundstück im Bodenseekreis gestaltet sich trotz hoher Investitionsbereitschaft schwierig. „Wir haben alle Gemeinden angeschrieben – keine Rückmeldung, kein Angebot. Das ist frustrierend“, berichtet Jürgen Malz. Parallel dazu verfolgt das Unternehmen ambitionierte Wachstumspläne: Neue Märkte im In- und Ausland, eine stärkere Diversifizierung des Portfolios und die Verdopplung des Umsatzes bis 2030. Auch Messen und digitale Sichtbarkeit – insbesondere über LinkedIn – gehören zur Marketingstrategie, unterstützt durch gezielte SEO-Aktivitäten.
Der internationale Markt bleibt wichtig, doch die Lieferkettenproblematik sorgt für eine teilweise Rückverlagerung nach Europa. „Wir brauchen endlich einen Standort Deutschland, in dem Unternehmenswachstum nicht durch Vorschriften verhindert, sondern durch gezielte Investitionen gefördert wird“, so Jürgen Malz. Mit einem festen Blick auf Zukunftstechnologien, qualifizierte Nachwuchskräfte und eine stabile Position im globalen Wettbewerb positioniert sich Schienle als zuverlässiger Partner mit nachhaltiger Perspektive.