Die perfekte Rolle
Interview mit Klaus Schlösser, Geschäftsführer der Wicke GmbH + Co. KG

Seit 1866 ist Wicke mit Sprockhövel und seinem Umland eng verbunden. Hier ist auch nach mehr als 150 Jahren der Stammsitz des Räder- und Rollenspezialisten, der zwar längst in der ganzen Welt zu Hause, aber mit der Region und den Menschen eng verbunden ist.
1866 startete Wicke mit der Produktion von Kinderspielzeugpistolen; heute werden hier Räder, Rollen und Polyurethanprodukte gefertigt, die an die weltweite Staplerindustrie gehen. Räder und Rollen entstehen in enger Zusammenarbeit mit Kunden und auf Basis strikter Qualitätsstandards.
Mit Weitsicht und Bodenständigkeit
Eng verknüpft mit der Wicke-Erfolgsgeschichte ist Klaus Schlösser. 1970 stieg er als Außendienstmitarbeiter in das Unternehmen ein, nahm verschiedene Vertriebspositionen ein und ist heute Geschäftsführender Gesellschafter. Zwei Söhne sind inzwischen am Unternehmen beteiligt. Klaus Schlösser hat Werke in China und Tschechien aufgebaut, die das internationale Wachstum signifikant beschleunigten.
Heute hat Wicke elf Standorte, rund 1.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 150 Millionen EUR – seit Jahren wächst dieser im zweistelligen Bereich. Rollen und Räder von Wicke sind omnipräsent – unter dem Einkaufswagen, dem Gerüst oder Stapler. Das Unternehmen findet für jede Anforderung die optimale Lösung; Kunden wissen dieses Engagement und die damit verbundene Kompetenz zu schätzen. Auch Corona konnte der Dynamik wenig anhaben. „Wir haben früh entsprechende Vorsorgen getroffen, sodass Corona für uns kein großes Problem war“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Klaus Schlösser.
Professioneller Partner
Rechtzeitig auf den Markt zu reagieren und die Weichen entsprechend zu stellen, sich flexibel auf Kundenanforderungen einzustellen, ist ein wichtiges Kennzeichen von Wicke. „Wir haben direkte Kontakte zu OEMs und erarbeiten gemeinsam Lösungen“, betont Klaus Schlösser. „Unsere Aufgabe liegt nicht allein in der Fertigung, wir haben auch eine beratende Funktion. Nur durch diese enge Kooperation, die sehr früh beginnt, entstehen Produkte, die individuellen Kundenwünschen angepasst sind. Und diese machen bei uns mehr als 80% aus.“
Rollen für jede Rolle
Modernste Fertigungstechnologien, kompetente Mitarbeiter und eine eigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit bilden die Basis für ein Produktportfolio, das Maßstäbe setzt. Wicke ist ein gefragter Partner für industrielle NDIIThane, Polyurethan/Topthane und Elastik-Gummi-Artikel sowie komplette Fahrwerks-Systemkomponenten.
Gefertigt wird in Sprockhövel, China und Tschechien. Lasträder, Antriebsräder, Laufrollen, Stützräder, Hubwagenrollen, Gerüstlenkrollen, Einkaufswagenrollen, Rollcontainerrollen oder kundenspezifische High-End-Schwerlastrollen werden dank ausgeklügelter Logistik just in time geliefert – und das weltweit. Kunden können sich auf zuverlässige, pünktliche Lieferungen verlassen – und auf kompromisslose, durch verschiedene Tests, Prüfungen und Zertifizierungen sichergestellte Qualität. In der Summe tragen diese Eigenschaften zum anhaltenden Unternehmenserfolg bei. Doch das allein reicht nicht.
„Für mich hängt der Unternehmenserfolg von der Substanz der Mitarbeiter ab“, sagt Klaus Schlösser. „Wir achten unsere Mitarbeiter und unterstützen sie, und zwar überall. Dieser Respekt ist ein zentraler Wert unserer Firmenkultur.“ Weil man sich der Bedeutung der Mitarbeiter, ihrer Loyalität, ihres Engagements und ihrer fachlichen Kompetenz bewusst ist, spielt die interne Ausbildung eine zentrale Rolle. „Weil wir langfristig denken und dem Fachkräftemangel vorbeugen wollen, bilden wir selber aus und stellen Auszubildende in großem Umfang ein“, unterstreicht Klaus Schlösser. „Das gilt für technische und kaufmännische Bereiche.“
Nah an den Mitarbeitern und nah am Kunden sein – für Wicke gehört das zum Selbstverständnis. Auch in Sachen Marketing sind für das Unternehmen persönliche Kontakte entscheidend, nicht aufwendige Marketingaktionen. „Gerade bei Neuentwicklungen können persönliche Begegnungen nicht ersetzt werden“, glaubt Klaus Schlösser. „Wir beraten Kunden und diskutieren vor Ort. Durch Corona ist dies im vergangenen Jahr natürlich schwierig geworden.“
Das ganz große Rad drehen
Mehr Kompetenz im Markt durch die Wirtschaft wäre etwas, das Klaus Schlösser sich bei der Bewältigung der Coronakrise gewünscht hätte. „Viele Wirtschaftsbereiche stehen momentan vor enormen Herausforderungen, Herausforderungen, die nur schwer zu bewältigen sind“, sagt er. „Kompetenz aus der Wirtschaft müsste zu ganz anderen Ergebnissen führen; da bin ich mir sicher. Wir selbst haben das Glück, positiv nach vorn schauen zu können. Es gibt viele positive Entwicklungen am Markt und nicht viele Wettbewerber weltweit. Transporte müssen einfach getätigt werden.“
Für Wicke selber stehen deshalb die Weichen weiter auf Wachstum. Am Standort Sprockhövel wird es umfassende bauliche Veränderungen geben – eine Erweiterung in großem Maße, für die Investitionen im zweistelligen Millionenbereich getätigt werden. Für Klaus Schlösser ein logischer Schritt. Über 50 Jahre mit dem Unternehmen verbunden, betrachtet er seine Arbeit nach wie vor als Hobby.
„Die Arbeit macht mir heute genauso viel Spaß wie am ersten Tag“, sagt er. „Ich habe alles miterlebt, alle Entwicklungen mitgetragen, kenne die Produkte, die Maschinen und die Menschen. Ich bin gerne mit den Mitarbeitern zusammen, dieses Miteinander motiviert mich. Für mich ist die Arbeit eher ein Hobby, dem ich weiter frönen möchte.“ Neben der baulichen Erweiterung sind bei Wicke auch produktseitig wichtige Projekte in der Pipeline wie die Entwicklung von Alternativmaterialien, um weniger abhängig von Monopol-Lieferanten zu sein. Auch hier wird Wicke vieles ins Rollen bringen.