WEtell: Es wird Zeit für Wandel im Mobilfunk
Interview mit Alma Spribille, Co-Founderin von WEtell
Wirtschaftsforum: Frau Spribille, so lange gibt es WEtell ja noch gar nicht, genau gesagt erst seit Februar 2018. Gab es für Sie die berühmte `Initialzündung´, die Sie dazu gebracht hat, Mobilfunk selbst und vor allem anders zu machen als andere?
Alma Spribille: Die Auswahl an alternativen Produkten und Dienstleistungen wächst seit Jahren. Ethische Banken, klimaneutrales Mailing, Bio-Lebensmittel, Ökostrom – all das ist mittlerweile Standard. Im Bereich Mobilfunk waren wir ganz persönlich auf der Suche nach einem konsequent nachhaltigen Anbieter, haben aber niemanden gefunden, der unsere Anforderungen erfüllt. Andreas hatte die Idee schon vor Jahren – in Kombination mit Alma und Nico fiel dann der Entschluss: Wir machen wir das jetzt selbst!
Wirtschaftsforum: Wie setzen Sie sich mit Ihrem alternativen Geschäftsmodell gegen die konventionellen Anbieter durch, bei denen all das, wofür Sie nicht stehen, an der Tagesordnung ist? Sie haben einen hohen ethischen Anspruch - hat sich das im Hinblick auf Ihre Umsätze auch manchmal als Nachteil ausgewirkt?
Alma Spribille: Es gibt immer mehr Menschen, die sich einen Wandel hin zu nachhaltigem Wirtschaften wünschen und entsprechend ihr Konsumverhalten umstellen. Diesen Menschen ist klar, dass der Weg der Profitmaximierung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen eine Sackgasse ist, aus der wir so schnell wie möglich raus müssen. Wenn es uns gelingt, unseren ethischen Anspruch umzusetzen und auf dieser Ebene mehr zu bieten als die `konventionellen´ Anbieter, dann, sind wir fest überzeugt, dass WEtell ein Erfolg wird und die Branche verändert.
Bisher hat sich das meistens sogar als Vorteil erwiesen. Die Kooperation und Wertschätzung zwischen nachhaltigen Unternehmen ist groß und so treffen wir auf viel Unterstützung von anderen konsequent nachhaltigen Unternehmen wie den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) oder auch Shiftphones (nachhaltige Mobiltelefone). Zudem verleiht uns unsere Konsequenz Authentizität und sorgt für Vertrauen. Bisher sind unsere Umsätze noch sehr überschaubar, da unserer offizieller Markteintritt erst noch bevorsteht.
Klar ist auch: WEtell alleine wird die Welt nicht retten! Dafür sind die eingesparten Emissionen unserer Kund*innen zu gering. Der Einfluss von WEtell wird dann groß, wenn wir zeigen können, dass nachhaltige Werte ökonomisch erfolgreich machen und sich andere Anbieter an uns orientieren. So funktioniert Wandel – es braucht einen Startpunkt – im Mobilfunk ist das WEtell.
„Der Einfluss von WEtell wird dann groß, wenn wir zeigen können, dass nachhaltige Werte ökonomisch erfolgreich machen und sich andere Anbieter an uns orientieren.“ Alma Spribille
Wirtschaftsforum: Bei jeder Idee, jedem Unternehmen, das man in die Realität umsetzt, gibt es früher oder später Rückschläge. Welche waren das bei Ihnen und was haben Sie daraus für die Zukunft gelernt?
Alma Spribille: Das Gründungsteam von WEtell kommt eigentlich aus dem Bereich Erneuerbare Energien Forschung und Beratung. Wir sind also nicht ursprünglich Mobilfunker*Innen. Das bringt den Vorteil, dass wir viel unbefangener an manche Mechanismen der Branche herantreten können und auch Veränderungspotential erkennen. Auf der anderen Seite mussten wir natürlich viel lernen und einige Prozesse und Verhandlungen haben deutlich länger gedauert, als wir erwartet und erhofft hatten. Bisher hat sich unsere Geduld und auch Hartnäckigkeit aber immer gelohnt und wir kamen dem Gesamtziel, einen nachhaltigen Mobilfunkanbieter zu etablieren, immer näher – wenn auch auf Umwegen.
„Es gibt viele weitere Unternehmen, die ähnliche Ziele verfolgen wie WEtell, die uns mit Offenheit begegnen, die teilweise schon lange im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind oder von jetzt an die ersten Schritte gehen wollen.“ Alma Spribille
Wirtschaftsforum: Und umgekehrt: Was ist das Positive, das Sie jeden Tag antreibt? Welche Ziele haben Sie sich für die nächste Zeit gesteckt?
Alma Spribille: Uns geht es um Wandel – als WEtell Team, aber auch ganz persönlich. Und mit WEtell wollen wir unseren Teil zu diesem Wandel beitragen. Der Name `WEtell - the change´ ist also Programm. Wir gehen raus. Wir machen aufmerksam. Weg von Profitmaximierung und Klimaschäden hin zu nachhaltigem und zukunftsfähigem Wirtschaften. Und ganz wichtig: wir erleben jeden Tag, dass wir mit dieser Vision nicht allein sind. Es gibt viele weitere Unternehmen, die ähnliche Ziele verfolgen wie WEtell, die uns mit Offenheit begegnen, die teilweise schon lange im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind oder von jetzt an die ersten Schritte gehen wollen. Gemeinsam aktiv werden und sich gegenseitig unterstützen – das hilft und motiviert ungemein, auch in Bezug auf die nächsten Schritte. Bereits heute telefonieren die ersten Kund*innen über unseren Mobilfunkpartner.
Für das Ende des Jahres planen wir den Markteintritt, bei dem dann auch alle Nachhaltigkeitsversprechen komplett umgesetzt werden. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr auf das Jahr 2020 – um dem Wandel ein Stück näher zu kommen. Was genau kommt, wissen wir nicht – die Haltung aber steht: WEtell – the change.
Interview: Redaktion | Fotos: WEtell; Florian Florsbach