Formgeber für Fahrzeuge

Interview mit Christian Kallinger, Kaufmännische Geschäftsführer der VNT Automotive GmbH

Die VNT Automotive GmbH ist ein junges Unternehmen, das gleichzeitig auf eine außergewöhnlich lange Tradition zurückblicken kann: 1872 nahm im steirischen Wartberg im Mürztal das Vorgängerunternehmen die Produktion von Werkzeugen und später Landmaschinen und Heizkörpern auf, 1995 wurden die Sparten Werkzeugbau und Blechverarbeitung ausgegliedert.

Doch erst ein Eigentümerwechsel im Jahr 2009 gab dem Unternehmen seine heutige Struktur: „Gemeinsam mit fünf Kollegen habe ich mich zu einem Management-Buy-out entschlossen, nachdem die Firma 2007 massiv in die roten Zahlen geraten war.

Zwischen 2009 und 2013 haben wir als Konsequenz die Werkzeugproduktion in der Steiermark Schritt für Schritt zurückgefahren und den Standort stattdessen ganz auf Forschung und Entwicklung ausgerichtet. Dazu haben wir in mehreren Schritten insgesamt 20 Millionen EUR in die Erweiterung der Standorte Mosonmagyaróvár und Langenwang investiert“, skizziert Christian Kallinger MBA, der Kaufmännische Geschäftsführer von VNT Automotive, die notwendigen Schritte. „2013 gelang uns dann mit einem Großauftrag von Daimler-Benz die erfolgreiche Platzierung am Markt.“

Heute produziert VNT Automotive etwa 1.400 Produkte für Pkw, Lkw und Sonderfahrzeuge vieler renommierter Premium-Automobilhersteller und ist ausschließlich auf Klein und Mittelserien bis 50.000 Stück im Jahr spezialisiert. Lediglich 10 bis 15 Produkte überschreiten die Marke von 50.000 Stück jährlich.

Vier Standorte, viele Vorteile

Die Idealkombination von Werkzeugbau, Blechverarbeitung und Baugruppenherstellung ermöglicht VNT Automotive, im Rahmen einer lückenlosen Wertschöpfungskette zu produzieren.

Um die Wettbewerbsfähigkeit auf internationalem Niveau zu gewährleisten – der Exportanteil beträgt sagenhafte 98%– schöpft VNT Automotive die jeweiligen komparativen Vorteile seiner vier Standorte voll und ganz aus: „Während sich am Hauptsitz in Langenwang die Bereiche Forschung & Entwicklung, Projektmanagement und Engineering auf das dort vorhandene Know-how stützen, haben wir die Werkzeugfertigung zu Projektpartnern nach Südkorea und China verlagert, wohin wir uns 2008 als einer der Ersten der Branche überhaupt getraut haben“, erklärt Christian Kallinger.

„Im ungarischen Mosonmagyaróvár, nahe am Dreiländereck zu Österreich und der Slowakischen Republik, befindet sich die semiautomatisierte Produktion, weil wir dort kleinere und mittelgroße Serien besonders hochwertig und günstig fertigen können“, führt Christian Kallinger aus. „Im württembergischen Weingarten schließlich ist unser Vertriebsbüro angesiedelt, direkt bei den großen deutschen Automobilherstellern, die für 60 bis 65% unseres Gesamtumsatzes von 70 Millionen EUR verantwortlich sind.“

Alles, was man nicht sieht

Getreu dem Namen VNT (‘value needs technology’) hält VNT Automotive nicht nur an einem überaus hohen Qualitätsanspruch fest, sondern bringt sich zusätzlich aktiv in die Forschung zu Materialwissenschaft und Fertigungstechnik ein: „Jedes Jahr verfolgen wir mehrere Innovationsthemen und kooperieren dazu eng mit Universitäten, führen aber auch selbst Forschungsreihen und Analysen durch, etwa um die unterschiedlichen Eigenschaften von Stahl und Aluminium zu untersuchen.“

Der Hintergrund ist, dass VNT alles an der Karosserie produziert, was man nicht sieht. Doch genau diese unscheinbaren Teile tragen maßgeblich zur Robustheit und Qualität des Fahrzeugs bei.

Eben dieser Aspekt begeistert Christian Kallinger an seiner Branche: „Die Automobilindustrie ist so spannend, weil das Kausalitätsverhältnis hier ein ganz anderes ist. Schon eine kleine Änderung zeigt große Wirkung, also auch die Verbesserungen, die wir durch unsere Forschung realisieren können“, so Christian Kallinger.

Industrie 4.0 wird real

Bis 2020 peilt VNT Automotive eine Umsatzsteigerung auf 100 Millionen EUR an: „Wir bleiben unserem Kombinationsgeschäft treu und bauen als zweites Standbein das Verlagerungsgeschäft weiter aus, also die Übernahme von Kundenwerkzeugen. Außerdem kümmern wir uns um die Weiterqualifikation unserer Mitarbeiter und treiben die Digitalisierung weiter voran.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Starke Innovationen

Interview mit Stephan Zwiehoff, Geschäftsführer der G. Zwiehoff GmbH

Starke Innovationen

Zweiwegefahrzeuge heißen so, weil sie sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren können. Die G. Zwiehoff GmbH in Rosenheim, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Firmenjubiläum feiert, entwickelt…

Spannendes aus der Region Langenwang

Werkzeugbau, präzise, innovativ und digital

Interview mit Christian Kallinger, Geschäftsführer der VNT Automotive GmbH

Werkzeugbau, präzise, innovativ und digital

Präzision und Komplexität sind zwei entscheidende Aspekte, um erfolgreich im Werkzeugbau agieren zu können. Die VNT Automotive GmbH aus Österreich genießt hier seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Ruf als zuverlässiger…

Mit smarten Waggons Transporte grüner machen

Interview mit Isabella Legat, CEO der Innofreight IT Solutions GmbH

Mit smarten Waggons Transporte grüner machen

Innovativ, europäisch, professionell, ökologisch und modular sind die Schlüsselworte, wenn man die Innofreight Solutions GmbH beschreibt. Das österreichische Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von Logistiklösungen für die Schiene –…

Der Vollsortimenter mit Bodenhaftung

Interview

Der Vollsortimenter mit Bodenhaftung

Die traditionell guten Beziehungen Österreichs in den Osten Europas machen sich auch bei der Vogel & Noot Landmaschinen GmbH & Co. KG bemerkbar. Das Wartberger Unternehmen zählt dort in vielen…

Das könnte Sie auch interessieren

Forster Profilsysteme: Innovative Systeme aus Stahl

Interview mit Dr. Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Forster Profilsysteme GmbH

Forster Profilsysteme: Innovative Systeme aus Stahl

Forster Profilsysteme zählt zu den führenden Herstellern von Stahl- und Edelstahlsystemen für Fenster, Türen und Fassaden. Das Schweizer Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern verarbeitet über 12.000 t Stahl pro…

Heckenscheren und Kabelschneider fürs Leben

Interview mit Nabil Francis, Geschäftsführer der FELCO SA

Heckenscheren und Kabelschneider fürs Leben

Wer eine Astschere oder motorisierte Gartenschere von FELCO erwirbt, muss diesen Kauf nur einmal im Leben tätigen – denn auch für 50 Jahre alte Produkte hält das Schweizer Traditionsunternehmen noch…

150 Jahre Erfahrung  in der Stahllogistik

Interview mit Steffen Siebel, Geschäftsführer der Gerhard Siebel GmbH

150 Jahre Erfahrung in der Stahllogistik

Stahlkomponenten weisen schon aus Sicherheitsgründen wesentlich komplexere Transportanforderungen auf als etwa Palettenware, betont Steffen Siebel, der nach dem Tod seines Vaters vor vier Jahren die Geschäftsführung seines 76 Lkw starken…

TOP