Produkte zwischen zwei Welten
Interview mit Sandro Sartori, CEO der Ventidue Srl
Wirtschaftsforum: Herr Sartori, wann wurde Ventidue gegründet, und welche Idee steckte hinter der Firmengründung?
Sandro Sartori: Ventidue wurde 1999 gegründet. Die Idee war, ein Produkt im Einwegbereich auf den Markt zu bringen, das ähnliche Eigenschaften hat wie Stoff. Der Firmengründer kannte sich gut mit neuen Materialien aus, die bis dahin noch nicht für Servietten und Tischdecken verwendet worden waren. Bei ersten Tests in Hotels und Gastronomiebetrieben kamen die Produkte gut an, weil sie sich gut anfühlen und aussehen, hygienisch sind, nicht gewaschen und gebügelt werden müssen und weniger Chemikalien enthalten. Zudem sind sie biologisch abbaubar und damit nachhaltig.
Wirtschaftsforum: Wie ging es dann weiter?
Sandro Sartori: Zunächst haben wir uns auf Hotellerie und Gastronomie in unserer Region zwischen Triest und Rimini konzentriert. 2006 hat man beschlossen, dass wir nun auch reif für das Ausland waren. Als Besucher und Aussteller haben wir uns auf internationalen Messen in Frankfurt, Hamburg und Paris präsentiert. Zu dieser Zeit kam ich als Verkaufsleiter für den deutschsprachigen Raum ins Unternehmen. Um näher an unseren ausländischen Kunden zu sein, haben wir 2013 in München unsere erste Vertriebsniederlassung gegründet, dann kam eine weitere in Österreich, in der Nähe von Klagenfurt, hinzu.
Wirtschaftsforum: Ist eine weitere Internationalisierung geplant?
Sandro Sartori: Im Vertrieb ja, aber in der Produktion vorläufig nicht. Durch den Einsatz von drei neuen Maschinen haben wir die Kapazität an unserem Standort in Bovolenta fast verdoppelt. Wir haben aber ein Auge auf die Märkte in Nordamerika und den arabischen Staaten und werden sehen, wie die Situation in ein paar Jahren ist. Durch Corona ist die Lage in der Gastronomie im Moment nicht einfach. Aber wir wissen auch, dass der Mensch die Geselligkeit braucht. Vieles ist derzeit nicht oder nur eingeschränkt möglich, Umso mehr genießt man ein gutes Abendessen mit Freunden. Deshalb bin ich sicher, dass die Betriebe, die diese Krise überstehen, gestärkt daraus hervorgehen werden.
Wirtschaftsforum: Wie sehr trifft Corona Ihr Unternehmen?
Sandro Sartori: Der Lockdown hat uns alle getroffen. Als ein Mangel an Masken herrschte, haben wir Einwegmasken für Supermarktketten, Apotheken und Händler im Hygienebereich produziert. Sie wurden auch gern benutzt. Dafür haben wir in Maschinen investiert. Einfach nichts zu tun, kam für uns nicht infrage. Wir haben noch ein weiteres Hygieneprodukt entwickelt, eine biologisch abbaubare Bestecktasche aus Maisstärke. Es gibt dem Gast ein besseres Gefühl, wenn er sein Besteck nur selbst in die Hand nimmt. Wir haben uns dafür etwas Besonderes ausgedacht: Auf die Tasche kann ein QR-Code gedruckt werden, der zur digitalen Speisekarte des Restaurants führt.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Aufgabe als CEO?
Sandro Sartori: Ich bin seit 2013 in dieser Position und die Verbindung zwischen dem deutschen Markt und der italienischen Produktion. Die Gastronomie in Italien und Deutschland oder Nordeuropa ist sehr unterschiedlich. Meine Aufgabe ist es, die korrekten Inputs an die Produktion zu geben. Unser Ziel ist auch, die italienische Esskultur ins Ausland zu bringen.
Wirtschaftsforum: Womit überzeugen Sie Ihre Kunden, zu Ihren Produkten zu wechseln?
Sandro Sartori: In Fünf-Sterne-Hotels gab es früher nur Papierservietten am Frühstückstisch. Auch bei anderen Gelegenheiten, etwa bei Feiern im Garten oder für Fingerfood, werden keine Stoffservietten benutzt. Wir bieten nun eine Lösung, die weich und stoffähnlich und dabei hygienisch ist und nicht abfärbt. Unsere Produkte sind hochwertig und daher für die gehobene Gastronomie geeignet. Mit ihnen befinden wir uns zwischen zwei Welten, der Einweg- und der Textilwelt. An Farben und Designs bieten wir eine große Auswahl; da sind wir unseren Mitbewerbern voraus. Wir lassen uns auf Mode- und Einrichtungsmessen inspirieren. Wichtig ist für unsere Kunden, ein Muster in der Hand zu haben. Nur so stellt sich ein Wow-Effekt ein, auch beim Konsumenten: Wenn er unser Produkt einmal benutzt hat, möchte er es wieder haben. Mit der Kombination von Material, Farben und Designs begeistern wir die Leute.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre weiteren Ziele?
Sandro Sartori: In den letzten Jahren sind wir immer um etwa 20% gewachsen. Jetzt liegt unser Jahresumsatz bei zwölf Millionen EUR und wir haben knapp 80 Mitarbeiter. Wir möchten weiter wachsen, in Europa, aber auch in Asien, Nordamerika und Kanada. Deshalb suchen wir immer Mitarbeiter für den Vertrieb.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre persönliche Motivation?
Sandro Sartori: Mein Fokus lag immer auf der Internationalisierung. Ich wollte aber nicht zu einer großen Firma, sondern zu einem familiären Unternehmen, das es mir ermöglicht, italienische Produkte unter anderem nach Deutschland zu bringen.