Die Immobilienversteher

Interview mit Jens Honigmann, Vorstand der Value AG

Wirtschaftsforum: Herr Honigmann, die Value AG deckt von der Gutachtenerstellung über die Bewertung für Kleindarlehen bis hin zu Markt- und Standortanalysen die gesamte Wertschöpfungskette der Immobilienbewertung ab. Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Jens Honigmann: In der Tat, wir sind ein Full-Service-Provider. Unsere Kunden haben ab dem ersten Gutachten immer einen zentralen Ansprechpartner. Im Gegensatz zu vielen anderen Playern am Markt arbeiten wir nicht mit freien Mitarbeitern, sondern mit Festangestellten, um ein kontinuierliches Qualitätsniveau sicherzustellen. Darüber hinaus überprüfen wir regelmäßig die Servicequalität. Bei der Value AG erkennen wir für unsere Branche einen Paradigmenwechsel: Der Gutachter wird zum Berater. Dies wird nur über kompromisslose Kundenorientierung, regelmäßigen Kontakt und Austausch funktionieren. Hier sind wir anderen Anbietern schon einen Schritt voraus.

Wirtschaftsforum: Für welche Produkte und Leistungen sehen Sie in Zukunft vielversprechende Perspektiven?

Jens Honigmann: Enormes Potenzial sehen wir bei der von uns entwickelten Wertindikation, denn für die Kreditvergabe braucht man immer eine erste schnelle, aber gleichzeitig valide Indikation. Auch im Bereich digitale Besichtigung sehen wir sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten – hier liegt die Akzeptanzquote der Kunden inzwischen bei über 50%. Ein dritter großer Bereich sind die Portfoliobewertungen und -gutachten. In Deutschland gibt es noch große Bestände, die nicht final bewertet sind. So haben wir beispielsweise jüngst ein Portfolio von Supermärkten binnen sechs Wochen bewertet. Bezüglich unserer Produktwelten forcieren wir aktuell die bilanziellen Bewertungen sowie die landwirtschaftlichen Bewertungen, zum Beispiel von Biogas- oder Schweinemastanlagen. Ende 2019 haben wir zudem die Empirica-systeme übernommen, einen Spezialisten für Immobilienmarktdaten. Die Integration dieser Gesellschaft wird für uns die Basis unserer technischen Ausrichtung für die nächsten Jahre sein und uns im Wettbewerb massiv voranbringen.

Wirtschaftsforum: Welche Auswirkungen hat die COVID-19-Krise bislang auf Ihr Geschäft?

Jens Honigmann: Wir sind 2018 von der Hypoport übernommen und 2019 auf die Hyp Service verschmolzen worden. Dies hat unsere digitale Entwicklung bereits vor Ausbruch der Krise beschleunigt. Wir schärfen seitdem agil nach. Im März 2020 wurden wir in voller Fahrt ausgebremst, aber im Juni nahm das Geschäft wieder Fahrt auf und im November konnten wir sogar einen Rekordmonat verzeichnen. Wir haben uns trotz Pandemie auch räumlich ausgedehnt. In Berlin sind wir mit der Hypoport an einem gemeinsamen Standort vertreten, wir haben in Hamburg neue Räume bezogen, in Stuttgart eine Geschäftsstelle eröffnet und unsere Büros in München, Frankfurt und auch in Leipzig erweitert.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für das Jahr 2021?

Jens Honigmann: Wir haben uns für 2021, trotz aller Unsicherheiten, viel vorgenommen. Eines unserer vorrangigen Ziele ist es, als Gesellschaft immer eigenständiger zu werden und unseren Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen. Wir werden unser Geschäft stabilisieren und nach vorne ausrichten. Dazu ist entsprechende technische und technologische Unterstützung nötig. Wir werden uns also digital noch stärker aufstellen. Unter anderem werden wir im Bereich der Kleindarlehen unseren Kunden ein digitales Terminportal anbieten – so ein Portal gibt es bislang noch nicht am Markt – ein echtes Alleinstellungsmerkmal für uns. Auch die digitalen Besichtigungen werden wir forcieren, sodass insgesamt der Selfservice-Grad steigen wird. Mit Empirica werden wir uns ebenfalls stärker aufstellen – wir haben jüngst eine Marktwertindikation und eine Vergleichspreisindikation entwickelt, mit der wir anderen Tools ein Stück weit voraus sind. Bis Ende 2021 möchten wir ein Beleihungswert-konformes Modell an den Markt bringen. Aktuell arbeiten wir an einem Sollbruch-freien Prozess für das Thema Gutachtenerstellung, sodass der Kunde jederzeit den Überblick hat, wo sein Auftrag steht. Außerdem erwarten wir für 2021 unseren Durchbruch im Bereich der bilanziellen Bewertung; in der Portfoliobewertung werden wir ebenfalls unsere Aktivitäten ausbauen.

Wirtschaftsforum: Das heißt, die Value AG stellt sich weiterhin auf Wachstum ein. Gibt es eine Vision für das Unternehmen?

Jens Honigmann: Wenn jemand in Deutschland von Immobilienbewertung spricht, muss immer der Name Value AG fallen. Wir möchten die gesamte Wertschöpfungskette entlang des digitalen Immobilienfinanzierungsprozesses gestalten.

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