„Wir denken global, aber handeln lokal“

Interview mit Hermann Grundnig, CEO der SMB Gruppe und Geschäftsführer der SMB Pure Systems GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Grundnig, die SMB-Gruppe vereint acht Unternehmen unter dem Dach der SMB Holding GmbH. Wo liegt der Hauptfokus Ihrer Aktivitäten?

Hermann Grundnig: Unser Hauptfokus liegt auf der Anlagenintegration. Wir bedienen eine breite Palette von Kunden, die einen Querschnitt durch die produzierende Industrie darstellen. Dabei gibt es dennoch einige Schwerpunkte, wovon einer die Automobilindustrie ist. In einem weiteren Schwerpunkt decken wir alles ab, was in Zusammenhang mit der Energieindustrie steht. Zudem sind wir auf hochreine Anwendungen für die biotechnische und pharmazeutische Industrie sowie die Mikroelektronik als Sondergebiete spezialisiert. Seit der Pandemie und durch den Trend zur E-Mobilität sind die beiden letztgenannten Bereiche diejenigen, die derzeit am stärksten wachsen.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie das Leistungsspektrum der Gruppe beschreiben?

Hermann Grundnig: Unser historisches Kerngeschäft ist der Rohrleitungsbau. Im Laufe der Zeit haben wir unsere Aktivitäten erweitert, sodass wir uns heute als Partner für die Planung, Realisierung und Wartung von kompletten Industrieanlagen verstehen. Wir sind Ansprechpartner, insbesondere wenn es sich um Sonderanforderungen handelt, die über den Standard hinausgehen. Unser Know-how ist bei Reinraumanwendungen, zum Beispiel in der Halbleiter- und Mikrochipfertigung oder beim sicheren Umgang mit kritischen Substanzen wie Lösungsmitteln oder gefährlichen Spezialgasen gefragt. Neben den Dienstleistungen Fertigung und Montage gehören ebenfalls Planungsdienstleistungen und Automatisierung zur Wertschöpfungskette der Gruppe.

Wirtschaftsforum: Wie ist die SMB-Unternehmensgruppe strukturiert?

Hermann Grundnig: Wir haben im letzten Jahr die Firmenstruktur umgebaut und aus einem Familienunternehmen mit Konzernstruktur einen Konzern mit familiären Grundwerten geschaffen. Ein wesentlicher Impuls zu dieser Entwicklung ist durch die Beteiligung der IGO Technologies an der SMB-Gruppe gegeben. Wir sind an zehn Standorten in vier Ländern vertreten und haben in Graz unseren Hauptsitz. Über diese zehn Standorte betreuen wir unsere Kunden absolut regional. Wir bedienen Kunden in einem Umkreis von 300 km um unsere Standorte, damit wir in der Lage sind, sie in vernünftiger Zeit zu erreichen und ihre Bedürfnisse zeitnah zu erfüllen. Durch die Nähe zum Kunden und unseren projektorientierten Ansatz können wir einen deutlichen Mehrwert schaffen.

Wirtschaftsforum: Welche Synergien ergeben sich zwischen den einzelnen Unternehmen in der Gruppe?

Hermann Grundnig: Früher agierten die einzelnen Unternehmen mehr getrennt voneinander. Heute verschwimmen durch die neu geschaffene Unternehmensstruktur diese Grenzen mehr und mehr. So können wir an allen Standorten integrierte Lösungen anbieten. Auch seitens der Kundenbedürfnisse gibt es Überschneidungen. Ein Automobilhersteller hat vielleicht nicht viel mit einem Biotech-Unternehmen gemeinsam, aber beide profitieren von den energieeffizienten Lösungen, die wir anbieten können. Hierbei stützen wir uns auf unsere jahrzehntelangen Erfahrungen in der Anlagenintegration. Unsere Stärken liegen nicht nur in der regionalen Ausrichtung und Nähe zum Kunden, sondern in der Breite des Leistungsportfolios.

Wirtschaftsforum: Was sind für Sie die wichtigsten aktuellen Branchentrends?

Hermann Grundnig: Die große Herausforderung der heutigen Zeit sind die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Wenn man alle Ziele hinsichtlich Dekarbonisierung oder Senkung des Energieverbrauchs erreichen will, die zurzeit diskutiert werden, gibt es sehr viel zu tun. Dazu muss es massive Veränderungen quer durch alle Branchen geben. Hinzu kommt der allgemeine Fachkräftemangel, der eine noch größere Herausforderung darstellt.

Wirtschaftsforum: Inwiefern ist die Digitalisierung ein relevantes Thema für Sie?

Hermann Grundnig: Die Digitalisierung spielt natürlich eine sehr große Rolle. Es hat sich auch in den letzten 20 Jahren sehr viel getan. Damals lieferten wir zusammen mit einer Anlage drei Container voller Dokumentation. Heutzutage sind diese Daten alle digitalisiert. Wir arbeiten daran, unsere internen Prozesse weitestgehend zu digitalisieren. Als One-Stop-Partner für ganze Anlagen setzen wir auf Digitalisierung von der Planung bis zur Inbetriebnahme innerhalb der internen Arbeitspakete und vor allem an den unterschiedlichen Liefergrenzen. Der Automatisierungsgrad aller Produktionsabläufe hat sich in letzter Zeit ebenfalls markant erhöht. Die diesbezügliche Weiterentwicklung ist ein laufender Prozess mit hohem Innovationspotenzial.

Wirtschaftsforum: Wie hebt sich die SMB-Gruppe von den Marktbegleitern ab?

Hermann Grundnig: Wir denken global, aber handeln regional. Das ist ein wichtiger Teil unserer Strategie. Wir setzen globales Wissen lokal ein. Darüber hinaus wird das Handwerk bei uns sehr hoch gehandelt. Wir bilden selbst aus und wollen das Ansehen handwerklicher Berufe in der Gesellschaft steigern. Es lässt sich schließlich nicht alles digitalisieren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Mit Hightech durch den Schnee

Während sich viele Unternehmen in städtischen Zentren oder globalen Hubs ansiedeln, behauptet sich ein international erfolgreicher Technologiebetrieb aus einem kleinen Dorf im Emmental. Die ZAUGG AG EGGIWIL ist Spezialist für…

Die unsichtbaren Helfer der Industrie

Interview mit Dr. Aaron Geenen, CEO der EFS Gesellschaft für Hebe- und Handhabungstechnik mbH

Die unsichtbaren Helfer der Industrie

Ob in der Automobilproduktion, in der Luft- und Raumfahrt oder im Gesundheitswesen: Überall dort, wo schwere Lasten bewegt, Bauteile präzise positioniert oder ergonomische Arbeitsplätze gestaltet werden müssen, kommt moderne Handhabungstechnik…

Intelligente Fördertechnik für die Industrie von morgen

Interview mit Appal Chintapalli, Geschäftsführer und Sarah Glatz, Senior Director Conveyor Business sowie Sven Worm, Vice President New Markets der montratec GmbH

Intelligente Fördertechnik für die Industrie von morgen

Die montratec GmbH aus Dauchingen entwickelt smarte Intralogistiklösungen für anspruchsvolle Branchen wie Halb­leiter-, Batterie- oder Medizintechnik. Mit dem Transfersystem montrac® und der strategischen Unterstützung des Mutterkonzerns Columbus Mc Kinnon, nachstehend…

Spannendes aus der Region Hart bei Graz

Erfolg mit digitalen Lernlösungen

Interview mit Wolfgang Schaffer, Geschäftsführer der M.I.T e-Solutions GmbH

Erfolg mit digitalen Lernlösungen

Die Welt dreht sich heute immer schneller. Ständig gibt es neue Technologien und ohne regelmäßige Weiterbildung fällt es schwer, den Anschluss nicht zu verpassen. Eine ideale Möglichkeit, sein Wissen zu…

„Wir wollen nicht auf eine Bauaufgabe fokussiert sein!“

Interview mit Arch. DI Christian Story, Geschäftsführender Gesellschafter der Riegler Riewe Architekten ZT Ges.m.b.H

„Wir wollen nicht auf eine Bauaufgabe fokussiert sein!“

Es ist ein breites Spektrum, das die Riegler Riewe Architekten mit ihren Projekten abdeckt. Da finden sich Wohnbauten ebenso wie Laborgebäude, Museen und Brücken. Immer liegt der Fokus des Büros…

Gebündelte Kompetenzen nach erfolgreicher Fusion

Interview mit DI Franz-Christian Kraschl, Geschäftsführer der IKK Group GmbH

Gebündelte Kompetenzen nach erfolgreicher Fusion

Ein Planungsbüro, das die unterschiedlichsten Leistungen aus einer Hand anbietet? Das neben der Planung auch Beratung und Baumanagement anbietet? Und das im Hoch- wie auch im Tiefbau gleichermaßen kompetent ist?…

Das könnte Sie auch interessieren

„Haben uns in der Branche einen Namen gemacht: Oschatz!“

Interview mit Werner Deuring und Michael Marcius von der Oschatz Power GmbH

„Haben uns in der Branche einen Namen gemacht: Oschatz!“

Mit dem Erfahrungsschatz von mehr als 170 Jahren ist die Oschatz Power GmbH heute das führende Unternehmen, wenn es um Verbrennungstechnologien, Energierückgewinnung und Abfallverwertung im Anlagenbau geht. Unter dem Dach…

Mit Anlagen-Know-how gegen den Fachkräftemangel

Interview mit Thorsten Bung, Geschäftsführer der Kuhne GmbH

Mit Anlagen-Know-how gegen den Fachkräftemangel

Mit über 90 Jahren Erfahrung im Markt ist die Kuhne Group zu einem der führenden europäischen Anlagenbauer für die Folien- und Plattenherstellung avanciert. Geschäftsführer Thorsten Bung verriet im Interview mit…

„Wir tragen unseren Teil zur Energiewende bei“

Interview mit Gereon Erretkamps, Geschäftsführer der IGETEC-Gruppe

„Wir tragen unseren Teil zur Energiewende bei“

Von der Energiewende reden alle, aber wenn es um machbare und effiziente Lösungen rund um die technische Gebäudeausrüstung geht, dann brauchen Industrie und Privatkunden nicht schöne Beteuerungen, sondern einen verlässlichen…

TOP