Whisky vom Fuße der bayrischen Alpen

Hans Kemenater, Geschäftsführer der SLYRS Destillerie GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Da horcht man auf: Whisky aus Bayern. Für viele ein echtes Novum.

Hans Kemenater: Unser Unternehmen kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Ab 1928 wurde bei Lantenhammer Destillerie, der Muttergesellschaft von SLYRS, Obstbrand produziert. Mit der Gründung von SLYRS im Jahr 1999 sind wir stetig gewachsen, und haben uns seit 2007, mit einer eigenen Produktion, ganz auf den Whisky verlegt.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie dieses Jahr bisher erfahren?

Hans Kemenater: Corona war und ist schon eine besondere Herausforderung, doch wir haben uns stark weiterentwickelt.

Wirtschaftsforum: Lebens- und Genussmittel gelten als Gewinner der Krise. Wie war das bei Ihnen?

Hans Kemenater: Wir sind im Premiumsegment angesiedelt. Die Kanäle haben sich hier komplett verschoben. Gastronomie, Hotels und Bars sind ausgefallen und haben bis heute nicht den alten Wert erreicht. Dafür sind wir online und im stationären Handel stark gewachsen.

Wirtschaftsforum: War das ein guter Ausgleich?

Hans Kemenater: Das schon, aber alle Messen und Produkteinführungen sind weggefallen. Diese Branchenzusammenkünfte fehlen natürlich. Genussmittel kann man nur bedingt online verkaufen. Unsere Kunden müssen sie probieren und erleben – davon leben wir. Die Gastronomie ist für die Entwicklung einer Marke extrem wichtig. Erst wenn wir in Bars geführt und empfohlen werden, wird der Verbraucher auf unsere Whiskys aufmerksam. Der Erstkontakt erfolgt meist nicht im Onlineshop.

Wirtschaftsforum: Wie stehen Sie aktuell da?

Hans Kemenater: Mit unseren 50 Mitarbeitern am Standort Schliersee erwirtschaften wir sechs Millionen EUR im Jahr und können auf ein zweistelliges Wachstum verweisen.

Wirtschaftsforum: Wie sind Ihre Erwartungen?

Hans Kemenater: Das hängt natürlich davon ab, ob noch Einschränkungen durch die Pandemie erfolgen. Eine Prognose ist schwierig, aber die Aussichten sind definitiv nicht schlecht.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr aktuelles Portfolio aus?

Hans Kemenater: Der Single Malt Whisky Classic steht im Mittelpunkt. Gut kommt auch der Vanilla & Honey Liqueur an. Nicht von der Menge, aber vom Renommee her sind die Sondereditionen wichtig. Damit erregen wir Aufmerksamkeit. Wir lassen uns jedes Jahr etwas Neues einfallen, um am Markt wahrgenommen zu werden.

Wirtschaftsforum: Können Sie dafür ein Beispiel nennen?

Hans Kemenater: Unsere Mountain Edition reift fünf Jahre auf 1.500 m Höhe am Berg. Durch die anderen klimatischen Bedingungen hier, heiße Sommer und kalte Winter, bekommt er einen völlig anderen Geschmack.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an Ihren Produkten?

Hans Kemenater: Wir brennen einen bayrischen Whisky nach unserem Gusto. Das gewisse Klima und der Menschenschlag bei uns dienen als Parameter, an denen wir unsere Produktion ausrichten. Es ist aber nicht nur Tradition, sondern es sind auch unsere technischen Anlagen, unser Know-how und unsere Leidenschaft, die uns ausmachen. Wir setzen auf Regionalität bei Getreide und Wasser und legen höchste Qualitäts- und Technologiestandards an.

Wirtschaftsforum: Es ist also ein Produkt, das tief in der Heimat verwurzelt ist?

Hans Kemenater: Das kann man so sagen. Die Wurzeln müssen erkennbar bleiben, doch gleichzeitig sind wir auch sehr innovativ. In diesem Jahr haben wir erstmals einen Rye Whisky herausgebracht. Wir möchten auch Whisky für jüngere Whiskyliebhaber schaffen. Whisky ist kein Szenedrink wie Gin, dafür muss er zu lange lagern, aber wir wollen mit dem Zeitgeist gehen.

Wirtschaftsforum: Was sind die Gründe für Ihren Erfolg?

Hans Kemenater: Wir arbeiten auf unsere Zielgruppe hin und kennen unsere Kunden sehr gut. Regionalität zählt. Die Leute wollen wissen, wo der Whisky hergestellt wird. Wir sind authentisch, ehrlich und offen – das schätzen die Kunden sehr.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Ihre Zukunft? Gibt es diesbezüglich Pläne?

Hans Kemenater: Wir wollen unsere nationale Marktführerschaft ausbauen und die Marke SLYRS nach vorn bringen. Bayrischen, deutschen Whisky möchten wir zu einer internationalen Marke machen. Wir haben in diesem Jahr in Europa angefangen. USA, China und Russland sollen folgen. Die Bestellungen laufen derzeit weiter wie vor Corona. Das hat uns ehrlich gesagt überrascht. Alle Partner haben zu ihren Zusagen gestanden.

Wirtschaftsforum: Noch eine Frage zum Abschluss: Was treibt Sie persönlich an?

Hans Kemenater: Whisky ist meine große Leidenschaft seit 21 Jahren. Es ist ein Produkt, das man gern verkauft. Das Feedback ist toll. Die Leute sind begeistert von unserem Whisky. In unserer Erlebnisdestillerie vor Ort haben wir 50.000 Besucher im Jahr. So erfahren wir eine hohe Wertschätzung für unseren Beruf.

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