Kabel kompetent aufgegleist

Interview mit Etienne Piganeau, Geschäftsführer der Sirail GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Piganeau, Sirail ist Synonym für die Kabelkonfektion in der Bahntechnik. Was bedeutet das genau?

Etienne Piganeau: Unser Schwerpunkt hier in Hennigsdorf liegt in der Verkabelung nach Kundenvorgabe, das heißt, wir fertigen kleine Serien, bei denen manuelle Arbeit eine große Rolle spielt. Dabei geht es um Kabel, aber auch Endstücke und Konnektoren, die beispielsweise Verbindungen von Elektrik, Klimaanlagen und Türöffnungen ermöglichen. Maßgeschneiderte Kabelkonfektionen sind zum Sirail-Markenzeichen geworden.

Wirtschaftsforum: Kabelbäume müssen hohen Anforderungen standhalten, müssen aus Materialen sein, die unter anderem flammhemmend und selbstverlöschend sind und für 40 Jahre oder mehr den Anforderungen standhalten und gut funktionieren. Wie kann Sirail dies sicherstellen?

Etienne Piganeau: Wir haben sehr erfahrene und kompetente Mitarbeiter, die hervorragend geschult sind. Das ist besonders wichtig, da neben der industriellen Fertigung nach wie vor sehr viel in Handarbeit gefertigt wird. Deshalb schulen wir unsere Mitarbeiter selber und bilden so Facharbeiter aus. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Probleme nicht auf Fehler der Mitarbeiter zurückgehen, sondern schlechte Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Schulungen, Unterlagern sowie Werkzeuge und vieles mehr der Grund sind. Daneben haben wir natürlich alle wichtigen Zertifizierungen nach ISO und IRIS der Unife, die unsere hohen Qualitätsstandards sicherstellen, für unsere Arbeit und auch für den Einkauf unserer Materialen.

Wirtschaftsforum: Sirail ist eine der fünf Tochtergesellschaften der französischen Sirail Group. Wie ist es dazu gekommen?

Etienne Piganeau: Unsere Wurzeln liegen im Jahr 2000, als die Confecta GmbH gegründet wurde. Seit 2016 sind wir Teil der Sirail Group, die in den letzten Jahren sehr stark gewachsen ist und heute fünf Tochtergesellschaften hat. Neben Deutschland und Frankreich wird auch in Tunesien, Marokko und der Slowakei produziert. Damit profitiert man einerseits von der Nähe zu Kunden, andererseits von wettbewerbsfähigen Preisen. Hier in Hennigsdorf haben wir 60 Mitarbeiter und setzen elf Millionen EUR mit Großkunden wir Alstom und Siemens Mobility um; ein geringer Anteil entfällt auf das Militär.

Wirtschaftsforum: Womit überzeugen Sie renommierte Player wie Siemens und Alstom?

Etienne Piganeau: Qualität drückt sich für uns nicht allein in Produkten aus, sondern auch in einem sehr guten Projektmanagement. Wir begleiten unsere Kunden, unterstützen sie im gesamten Prozessablauf. Rohstoffe müssen beispielsweise sehr früh bestellt werden. Nicht zuletzt legen wir großen Wert auf Transparenz und Nachverfolgbarkeit. Auch das schätzen die Kunden.

Wirtschaftsforum: Hat Corona das Geschäft beeinflusst?

Etienne Piganeau: Wir hatten im Vergleich zu anderen Branchen wie der Luftfahrtindustrie keine allzu großen Verluste. Dennoch standen wir vor Herausforderungen wie Lieferengpässen und einer geringeren Nachfrage. Durch den Rohstoffmangel haben wir es mit Preiserhöhungen von 5%, in einigen Bereichen bis zu 10% zu tun. Sehr positiv ist, dass wir aktuell an einem sehr großen Projekt mit 72 Einheiten arbeiten. Dabei geht es um individuelle Wagons mit individuellen Kabelbäumen. Wir erstellen die Kabelbäume, können diese auf Metallplatten aufziehen und den Kunden so eine Plug-and-Play-Lösung anbieten.

Wirtschaftsforum: Mobilität ist ein komplexes Thema, das angesichts des Klimawandels ein Umdenken in vielen Bereichen erfordert. Wie sehen Sie Sirail vor diesem Hintergrund aufgestellt?

Etienne Piganeau: Wir werden in Zukunft unsere Kunden und Märkte stärker diversifizieren. Das heißt, wir werden neue Kunden in der Bahnindustrie suchen, aber auch Märkte wie das Militär ausbauen. Das Thema Umwelt wird hier auf jeden Fall einen großen Stellenwert einnehmen. Momentan arbeiten wir zum Beispiel an einem Umweltsiegel des Landes Brandenburg; zudem haben wir wiederverwertbare Verpackungen wie kleine Stoffsäckchen entwickelt, die um die Konnektoren kommen. All das sind kleine Schritte zu größerer Nachhaltigkeit.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

„Glasfaser ist Rückgrat der schnellen Kommunikation“

Interview mit Dipl.-Ing. Christian Kutza, Geschäftsführer der FOC-fibre optical components GmbH

„Glasfaser ist Rückgrat der schnellen Kommunikation“

Glasfasernetze sind die Basis der zukünftigen Kommunikationstechnologie und schon jetzt in vielen Bereichen unentbehrlich. Die FOC-fibre optical components GmbH mit Sitz in Berlin hat sich bereits vor 30 Jahren mit…

Das richtige Ventil für jeden Druck

Interview mit Tobias Weimann, Geschäftsführender Gesellschafter der Goetze KG Armaturen

Das richtige Ventil für jeden Druck

Oft sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge, die am Ende den Unterschied in der Qualität und Leistungsfähigkeit machen. Überall da, wo Flüssigkeiten oder Gase fließen, werden diese mithilfe von Ventilen…

Wie man starke Verbindungen schafft

Interview mit Daniel Gellert, Geschäftsführer der WASI GmbH

Wie man starke Verbindungen schafft

Bis vor Kurzem waren Schrauben und andere Verbindungselemente das Hauptgeschäft der WASI GmbH. Doch inzwischen entwickelt sich das mittelständische Familienunternehmen immer mehr in Richtung Zulieferer für den Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien,…

Spannendes aus der Region Landkreis Oberhavel

Spezialist in der Nische

Interview mit Christian Stein, Geschäftsführer der POHL Electronic GmbH

Spezialist in der Nische

Drei ausgewählte Produktbereiche, ein Gedanke – Mehrwert für den Kunden. Mit dieser Philosophie ist die POHL Electronic GmbH aus Hennigsdorf bei Berlin ein gefragter Projektpartner bei der Auswahl optimaler Bauteile…

Neue Wege im Nutrazeutika-Markt

Interview mit Lars Maslowski, Head of Human Resources der Ayanda GmbH

Neue Wege im Nutrazeutika-Markt

Die Ayanda GmbH aus dem Norden Brandenburgs hat sich in den fast drei Jahrzehnten ihres Bestehens eine weitreichende Expertise im stark wachsenden Markt für Nahrungsergänzungsmittel aufgebaut. Die Übernahme des Unternehmens…

Auf Teamgeist gebaut

Interview mit Mark-André Krüger, Geschäftsführender Gesellschafter der Mark-A. Krüger Bauunternehmung GmbH

Auf Teamgeist gebaut

Die Erfahrungen der Mark-A. Krüger Bauunternehmung GmbH in Bernau bei Berlin gehen bis in die 1950er-Jahre zurück. Seit nunmehr 19 Jahren firmiert das Unternehmen unter seinem heutigen Namen und ist…

Das könnte Sie auch interessieren

BANDTEC & BSS: Stahlservice mit trimodaler Logistik mitten im Herzen des Ruhrgebietes

Interview mit Jürgen Nonnenmann, Geschäftsführer der BANDTEC Stahlband GmbH

BANDTEC & BSS: Stahlservice mit trimodaler Logistik mitten im Herzen des Ruhrgebietes

Die BANDTEC Stahlband GmbH sowie ihr Schwesterunternehmen BSS Blech- & Spaltband-Service GmbH engagieren sich seit über zwei Jahrzehnten im Handel und in der Dienstleistung mit Spaltbändern und Zuschnitten. Dank weitsichtiger…

Eine Reise mit Überraschungen und Purpose

Interview mit Nadia Meier, Geschäftsführerin Unilever Food Solutions & Langnese DACH

Eine Reise mit Überraschungen und Purpose

Spargel ohne Lukull-Sauce? In den meisten deutschen Haushalten unvorstellbar. Ein warmer Sommertag ohne ein Magnum? Auch das für viele ein No-Go. Lukull und Magnum sind nur zwei große Brands im…

„Bei der Digitalisierung kommt der Hunger mit dem Essen“

Interview mit Lukas Hostettler, Managing Director der BE-terna GmbH Österreich

„Bei der Digitalisierung kommt der Hunger mit dem Essen“

Kaum ein Thema treibt mittelständische Unternehmen so tiefgreifend um wie die Digitalisierung: ein nicht selten komplexer Prozess, der in den meisten Fällen eines kompetenten Partners bedarf. Unter dem Dach ihrer…

TOP