Der doppelte Nussriegel: Teilen schon während des Kaufens

Interview mit Sebastian Stricker, Gründer der share GmbH

Wirtschaftsforum: share funktioniert mit dem sogenannten 1+1-Prinzip. Ich kaufe also eine Seife und das Gegenstück geht nach Afrika. Wie funktionieren die Abläufe genau?

Sebastian Stricker: Genau. Die Idee ist, dass Konsumentinnen und Konsumenten für jedes Produkt, das sie sich von share kaufen, ein äquivalentes Produkt oder eine Leistung mit einem anderen Menschen teilen. Man kann sich also beispielsweise selbst etwas Gutes mit einem gesunden und leckeren Snack tun und gleichzeitig eine Mahlzeit spenden – oder einen Tag Trinkwasser bei jeder Wasserflasche – oder eben eine Seife. Und dieses `1+1-Äquivalent´ wird dann national oder international – zum Beispiel in Afrika, aber auch in Asien – verteilt. Dafür arbeiten wir eng mit renommierten Partnerorganisationen, wie Aktion gegen Hunger, der Welthungerhilfe oder auch mit der Tafel Deutschland, zusammen. So können wir sichergehen, dass die Hilfe auch wirklich dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird und in sinnvolle Projekte fließt. Wo das ist, können Konsumenten über einen Track Code auf jeder Verpackung nachvollziehen, der, online eingegeben, genau anzeigt, wo die Hilfe ankommt. Transparenz ist uns sehr wichtig.

Wirtschaftsforum: Sie haben eine begrenzte Produktauswahl, warum ist das so? Bei welchen Produkten lässt sich das Prinzip anwenden und bei welchen nicht?

Sebastian Stricker: Wir sind mit drei Produkten auf dem Markt gestartet: Wasser, Bio-Nussriegel und Seife. Diese drei Produkte stehen für drei Grundbedürfnisse des Menschen. Mittlerweile haben wir unser Produktportfolio weiterentwickelt und mehr als verdoppelt. Ich denke, dass das schon ein großer Fortschritt ist, der ohne unsere Partner im Handel – REWE und dm – so nicht möglich gewesen wäre. Neben Getränken, Nussriegeln und Handseife gibt es jetzt beispielsweise auch Bambuszahnbürsten, Studentenfutter und Wasser mit Geschmack. Hiermit befinden wir uns weiterhin in den Bereichen Wasser, Nahrung und Hygiene. Durch Produktverkäufe konnten wir schon signifikanten Nutzen schaffen: Bis heute wurden 60 Brunnen fertiggestellt, 4,8 Millionen Mahlzeiten und über zwei Millionen Seifen verteilt. In Zukunft möchten wir das Angebot ausweiten und auch in andere Kategorien schauen. So denken wir zum Beispiel darüber nach, eine soziale Alternative für Schreibwaren zu entwickeln und auch Kleidung finden wir spannend.

Sebastian Stricker
„Bis heute wurden 60 Brunnen fertiggestellt, 4,8 Millionen Mahlzeiten und über zwei Millionen Seifen verteilt.“ Sebastian Stricker

Wirtschafsforum: Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte da ankommen, wo sie benötigt werden und nach welchen Kriterien werden diese Ausgabepunkte ausgewählt?

Sebastian Stricker: Wir arbeiten mit nationalen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen, die wir nach strengen Kriterien auswählen. Wir prüfen die Organisationen sorgfältig auf Transparenz und Vertrauenswürdigkeit. Uns ist wichtig, dass sie alle über lange Erfahrung in der Entwicklungshilfe verfügen. Wir können unseren sozialen Partnern zu 100% vertrauen. Die Auswahl der Projekte erfolgt in detaillierter Absprache mit den NGOs und basierend auf deren Expertise.

Wirtschaftsforum: Besteht die Möglichkeit, dass der Spendengedanke durch share auf das Shoppen reduziert und somit stark vereinfacht wird?

Sebastian Stricker: Die Möglichkeit besteht natürlich – das muss allerdings nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Wäre es nicht schön, wenn Teilen für uns etwas so Alltägliches wie der Besuch eines Supermarkts werden würde? Jedes Mal, wenn ich mir etwas kaufe, ermögliche ich einem Menschen das Gleiche. Ganz automatisch. Das vereinfacht den Spendenprozess. Ja, und genau das ist unser Ziel: Es den Menschen so einfach und unkompliziert wie möglich zu machen, Gutes zu tun.

„Wäre es nicht schön, wenn Teilen für uns etwas so Alltägliches wie der Besuch eines Supermarkts werden würde?“ Sebastian Stricker
share Gründer Sebastian Stricker

Wirtschaftsforum: Stichwort Sharing Economy als Gegenprinzip: Heutzutage kann man vieles teilen – ob Auto, Fahrrad oder Garten. Was halten Sie von dieser Form des Teilens?

Sebastian Stricker: Teilen finde ich prinzipiell erstmal gut – das ist ja auch der Grundgedanke von share. Ich freue mich über jede Initiative, die Menschen näher zusammenrücken lässt. Wir übertragen das ja auf die Grundbedürfnisse und schaffen damit wahrscheinlich eine sehr reine Form des Teilens. Das muss da aber nicht aufhören. Lösungen, die beispielsweise dazu beitragen, dass nicht jeder ein eigenes Auto fährt, sondern sich eines mit den Menschen in seiner Stadt teilt und nur dann benutzt, wenn er oder sie es wirklich benötigt, sind ebenfalls eine tolle Entwicklung.

Interview: Aurelia Leppen | Fotos: share GmbH, Christoph Köstlin, Sabrina Hell, Victor Strasse, Franziska Kuttler, Gene Glover

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