Trend zu individuellen Lösungen
Interview mit Rolf Nussbaumer, Chief Technical Officer der SCHURTER AG
Wirtschaftsforum: Herr Nussbaumer, beschreiben Sie unseren Lesern doch bitte das Produktspektrum der SCHURTER AG.
Rolf Nussbaumer: Das Portfolio der SCHURTER AG in der Sparte Geräteschutz umfasst nichtrückstellbare und rückstellbare Sicherungen, Thermosicherungen, Sicherungshalter, Geräteschutzschalter und Spannungswählern. Bei den Geräteverbindungen fertigen wir Kombielemente ohne Netzfilter, Geräte- und Kabelstecker, Verteilleisten, Kabelverbindungen, Prüfbuchsen und -stecker, Daten- und Signalstecker sowie DC-Stecker. Weiter in unserem Sortiment finden sich EMV-Produkte wie Kombielemente mit Netzfilter, 1-Phasen-und 3-Phasen-Einbaufilter, Drosseln sowie Impulstransformatoren. Metal Line Taster, Taster und Anzeigeelemente, Touchscreen-Lösungen, Folientastaturen und Gehäusesysteme sowie Solutions runden das Angebot ab.
Wirtschaftsforum: Wann wurde das Unternehmen gegründet und wie hat es sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Rolf Nussbaumer: Die vollständig in Familienbesitz befindliche SCHURTER AG startete nach der Gründung durch Heinrich Schurter 1933 mit der Herstellung von Sicherungen mit Porzellangehäusen, Sicherungshaltern und Spannungsmeldern. Mit der Erweiterung des Sortiments verzeichnete das Unternehmen über die Jahrzehnte hinweg kontinuierliches Wachstum und beschäftigt heute in ihren 20 weltweit präsenten Gesellschaften rund 2.000 Mitarbeiter. Unser aktueller Umsatz liegt bei rund 270 Millionen CHF, von denen 80% außerhalb der Schweiz erwirtschaftet werden. Die SCHURTER AG hat noch eine ideale Größe, um den direkten Kontakt mit den Kunden pflegen zu können. Andererseits sind wir groß genug, um hohe Volumen zu produzieren und weltweit zu verkaufen. Diese Kombination schätzen unsere Kunden sehr.
Wirtschaftsforum: Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass sich Kunden für SCHURTER entscheiden?
Rolf Nussbaumer: Wir stellen Komponenten her, welche die Geräte unserer Kunden sicherer machen. Wir haben viele Standardelemente im Programm, doch geht der Trend in Richtung individueller Komponenten. Dabei bietet die SCHURTER Gruppe eine umfassende Fertigungstiefe, die von Einzel- und Hybridelementen aus Metall und Kunststoff über fertig bestückte Leiterplatten bis zu kompletten Modulen – auf Wunsch mit Gehäuse – reicht. Da sämtliche Kompetenzen – unter anderem Werkzeugbau und Automatenkonstruktion – innerhalb der SCHURTER Gruppe zu finden sind, profitieren unsere Kunden von umfassenden All-inclusive-Lösungen. Unseren Kunden aus Industrieelektronik, Medizintechnik, Daten & Kommunikation, Automobiltechnologie, Energietechnik sowie Luft- & Raumfahrt bieten wir bewährte und innovative Produkte.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich Corona bei SCHURTER ausgewirkt?
Rolf Nussbaumer: Wie nahezu alle Unternehmen hat das Thema Corona auch uns vor große Herausforderungen gestellt. Unsere größte Sorge war, dass Teile unserer weltweiten Fertigung geschlossen werden mussten. Das war zwar zum Glück nicht der Fall, aber unsere Lieferketten waren zeitweise unterbrochen. Deutliche Einbußen hatten wir bei den Kunden aus der Automotivbranche zu verzeichnen. Schnell reagieren mussten wir hingegen auf die zunehmende Nachfrage bei der Medizin- und Kühltechnik. Auch die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten erfolgt seit Corona zunehmend über digitale Kanäle. Diese können – gerade auch bei Fachmessen wie zum Beispiel der ‚electronica‘ und einer Veranstaltung in den Niederlanden – persönliche Kontakte jedoch nur unzureichend ersetzen. Diese digitalen Messen haben unsere Erwartungen nicht erfüllt.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei SCHURTER und wie sehen Sie die Zukunft?
Rolf Nussbaumer: In unserer Firmenphilosophie hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. So versuchen wir zum Beispiel, Kunststoffe weitestgehend durch Materialien aus nachhaltigen und wiederverwendbaren Rohstoffen zu ersetzen. Wir leben in einer spannenden Zeit mit vielen Umbrüchen. Ich als Ingenieur unterstütze SCHURTER dabei, diesen Weg in die Zukunft zu gehen.