„Blockchain ist eine riesige Umweltgefahr“
Interview mit Dr. Heiner Kromer, CEO der SECUDE International AG

CEO Dr. Heiner Kromer ist Unternehmer aus Leidenschaft, seit er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften beendet hat. Sein Business-Modell: „Ich mache Firmen erfolgreich und verkaufe sie dann. Ich bin ein Start-up-Unternehmer, der mit einer Idee anfängt, das Unternehmen nachhaltig und profitabel macht und dann verkauft. Das ist mein Geschäftsmodell und wie ich an meiner Arbeit verdiene. Es kann aber auch eine Situation sein, in der ich ein in Schwierigkeiten geratenes Unternehmen saniere. Dies war bei der ersten SECUDE der Fall. Ursprünglich von SAP und dem Fraunhofer Institut gegründet, ging die Inhaberschaft in die Hände von Ingenieuren über, die zwar top Know-how hatten, aber keine Unternehmer waren und die Firma ins Wanken brachten.“
Heiner Kromer sah die Ideen, die die Ingenieure in den Schubladen hatten, und das Potenzial. „Ich habe SECUDE übernommen, umstrukturiert und zu einem weltweiten Sicherheitsunternehmen geführt, so interessant, dass SAP das Unternehmen 2011 zurückkaufte.“
Bis 2001 war Heiner Kromer 35 Jahre mit seinem Start-up-Business-Modell zumeist im Hightech-Bereich in New York tätig. „SAP war bereit, mir den Namen SECUDE zu überlassen und mit dem Bekanntheitsgrad der SECUDE startete ich mit SECUDE 2.0 wieder durch. Diesmal mit einer neuen Idee: die Datenexporte aus SAP mit der Digital-Rights-Management-Technologie von Microsoft zu schützen. Wir sind daher eine Erweiterung von Microsoft Azure Information Protection und natürlich Partner von Microsoft und SAP“, erklärt er. „Eine weitere äußerst spannende Thematik ist der Schutz von Daten, die in der Ingenieurabteilung entstanden, also ‘Computer assisted Design’ (CAD). Dies ist ein kritisches Thema, da Ideen, also intellektuelle Werte, jeden Tag gestohlen und am Markt verkauft werden. Ein Thema, welches im Mittelpunkt der USA-China-Handelsauseinandersetzung steht. Natürlich wird dieses Know-how auch in Europa tagtäglich gestohlen.“
SECUDE beschäftigt heute 60 Ingenieure und geht bis Mitte 2020 auf 100 zu, verteilt auf die Schweiz, Indien, die USA und Deutschland. Vertrieben werden die Produkte über Partner weltweit. Kunden sind überwiegend große Unternehmen, obwohl inzwischen auch KMUs die Notwendigkeit des Datenschutzes erkannt haben und SECUDE-Produkte einsetzen.
Geistiges Eigentum intelligent schützen
Kerngeschäft von SECUDE ist die Entwicklung von sicherheitsrelevanten Technologien für SAP. „Wir greifen in die Business-Software ein und schützen das geistige Eigentum, indem wir Downloads verschlüsseln und kontrollierbar machen“, so der CEO. Denn die Gefahr lauert oft in den eigenen Reihen, macht er deutlich: „70% aller Attacken erfolgen durch eigene Angestellte.“
Kryptowährungen verbrauchen so viel Strom wie die ganze Schweiz. Dr. Heiner KromerCEO

Die intelligenten Lösungen entscheiden selbst, ob etwas verschlüsselt werden muss oder nicht. Neben den dafür entwickelten HALOCORE-Produkten bietet SECUDE mit HALOCAD die einzige Lösung auf dem Markt, die in der Lage ist, mit Azure Information Protection die CAD-Daten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu schützen.
Alle Technologien sind patentiert. „Wir schützen die Finanz-, Rechnungs- und Personalabteilung, die Entwicklung, die Produktion – alles, was man der Konkurrenz nicht mitteilen will“, fasst Heiner Kromer zusammen.
Risiko Blockchain
SECUDE hat eine alternative Lösung für die unter Kryptowährungen laufende Blockchain-Technologie entwickelt. Diese Lösung (Patent pending) kommt ohne die Energieschleuder des Blockchain Mining aus. „Damit ist unsere Lösung umweltfreundlicher und entzieht sich dem wirtschaftspolitischen Risiko, wenn Daten in China auf Servern liegen. Das Mining wird hauptsächlich in China gemacht – wegen der niedrigeren Kosten durch auf Kohle basierender Energie. Mining bedarf riesiger Mengen von Servern, die 24 Stunden laufen. Server werden müde und müssen ersetzt werden und der Müll geht in meist arme Länder, die den Elektroschrott deponieren. Eine Umweltkatastrophe“, betont der CEO. „Diese Blockchain-Alternative HALOCHAIN löst praktisch für SECUDE die Sicherheit von digital erzeugten Logfiles. Wir verhindern damit Logfile-Manipulationen. Jede Transaktion oder Computeraktivität legt große Mengen von Logfiles ab, die erfasst und danach ausgewertet werden, ob und welche Daten manipuliert worden sind.“
Diese Transaktionsüberwachung und Sicherheit stellt gleichzeitig eine Transaktionsplattform dar, die für Tradingplattformen genutzt werden kann, wie zum Beispiel Energie Trading. „Eine andere Anwendung wäre beispielsweise die Automation von Factoring und damit auch ein Einsatz im Fintech-Bereich. Es ist relativ einfach einzusetzen, bei Weitem kostengünstiger als Blockchain und eliminiert Mining“, ergänzt der CEO.
SECUDE hat bereits sieben Patente angemeldet – für HALOCORE, HALOCAD und HALOCHAIN. „SECUDE trägt zur Digitalen Transformation mit Know-how und Innovation bei, indem Sicherheit unbemerkt vom Benutzer läuft und automatisch einen Sicherheits- ‘Halo’ um ein Unternehmen legt. „Wir haben noch viele Ideen und Kreativität in Bezug auf Sicherheit. So starten wir im April mit Machine Learning und Technologien, die im IoT eine wichtige Rolle spielen werden“, blickt Heiner Kromer in die Zukunft.