„Viele Biogasruinen durch EEG 2021“
Interview mit Manuel Götz, Geschäftsführer der Schmack Biogas Service GmbH

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Wirtschaftsforum: Herr Götz, was können Sie uns über die historische Entwicklung von Schmack Biogas Service erzählen?
Manuel Götz: Das Unternehmen existiert seit 1995. Zu diesem Zeitpunkt haben die Forschungsarbeiten zur ersten Biogasanlage begonnen, die die Familie Schmack in ihrem heimatlichen landwirtschaftlichen Betrieb errichtet hat. 2003 zog die Firma um an ihren jetzigen Standort in Schwandorf, wo wir sehr professionelle Bedingungen haben wie zum Beispiel ein eigenes Labor. 2010 wurde die Firma zu 100% von der Viessmann-Gruppe übernommen. Ende 2019 haben wir die Bereiche Biogas und Power-to-Gas unter einem Dach vereint. Von großer Bedeutung waren für unsere Entwicklung seit seinem ersten Inkrafttreten im Jahr 2000 das EEG und seine bisher fünf folgenden Fassungen.
Wirtschaftsforum: Können Sie das näher ausführen?
Manuel Götz: Mit unseren Produkten und Konzepten mussten wir uns immer wieder an die neuen Herausforderungen anpassen. Von besonderer Bedeutung war für uns das zweite EEG 2004, mit dem die Biogasanlagen eine größere Aufmerksamkeit erfuhren und entsprechend gefördert wurden. Im Moment beschäftigt uns das EEG 2021, bei dem unserer Meinung nach ein Fehler gemacht wurde. Denn es bremst das eigentlich wichtige Thema der Flexibilisierung von Biogasanlagen ein Stück weit aus. Nach dem EEG 2021 wird nicht mehr sowohl die Flexibilitätsprämie als auch der -zuschlag gezahlt, sondern nur noch eines von beidem. Wir würden uns wünschen, dass diese Regelung wieder rückgängig gemacht wird. Biogas hat als erneuerbare Kraft im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie den Vorteil, dass die Energie 24 Stunden verfügbar ist. Sie kann mittels dieser Flexibilisierung bedarfsgerecht eingesetzt werden, wenn Strom benötigt wird. Die neue Regelung bedeutet das Aus für viele Biogasanlagen, die in den nächsten Jahren aus dem EEG herausfallen und dann ohne den Flexibilitätszuschlag nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Die Folge werden immer mehr Biogasruinen sein.
Wirtschaftsforum: Welche Leistungen bieten Sie?
Manuel Götz: Unser Leistungsfeld ist sehr komplex und umfasst Planung, mechanisches und elektrisches Engineering, den Anlagenbau selbst sowie Wartung, Servisierung und den Betrieb von Anlagen. Unsere Kunden kommen zum großen Teil aus der Landwirtschaft, daneben sind wir für Energieversorger, Stadtwerke und Investoren tätig. Aktuelle Schwerpunkte sind die Flexibilisierung und Energieeffizienzsteigerung von Biogasanlagen. Ein für mich sehr wichtiges aktuelles Thema ist die Erzeugung von Biogas aus Abfallströmen als wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. In diese Richtung ist unsere Innovationskraft ausgerichtet. Daneben beschäftigt uns die Fortentwicklung der Power-to-Gas-Technologie. Hier wollen wir die Ergebnisse unserer langjährigen Forschung nun in Projekte umsetzen.
„Biogas hat als erneuerbare Kraft im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie den Vorteil, dass die Energie 24 Stunden verfügbar ist.“ Manuel GötzGeschäftsführer

Wirtschaftsforum: Wie verlief Ihr Weg im Unternehmen und welche Ziele haben Sie?
Manuel Götz: Ich bin Bauingenieur und 2003 bei Schmack Biogas als Projektleiter eingestiegen. 2006 wurde ich Projektmanager für den Key-Account-Kunden E.ON. Mit der Übernahme durch Viessmann 2010 bin ich als Verantwortlicher für die Projekt-realisierung ins Management gewechselt. Ab 2012 war ich für den nationalen und internationalen Anlagenbau zuständig und habe 2017 die Geschäftsführung für Biogas Service übernommen. 2017 habe ich die Transformation im Servicebereich verantwortet. Mein Ziel ist, weiterhin unseren Innovationsgedanken voranzutreiben, mit neuen Ideen im Bereich Biogas sowie das Thema Power-to-Gas zu realisieren. Den Anfang machen wir gerade in einem ersten Projekt in der Nähe von Zürich.
Wirtschaftsforum: Welche Faktoren sind ausschlaggebend für den Erfolg von Schmack Biogas Service?
Manuel Götz: Ganz entscheidend für den Erfolg ist die DNA der Firma. Unsere Unternehmenswerte Innovation, Qualität und Fairness treiben uns an und werden auch gelebt. Wir haben sehr gute und loyale Mitarbeiter, die auch in schwierigen Zeiten immer zum Unternehmen gestanden und gemeinsam an seinem Erfolg gearbeitet haben.
Wirtschaftsforum: Verraten Sie uns zum Schluss noch, was Sie bei Ihrer Arbeit besonders antreibt?
Manuel Götz: Ein ganz wesentlicher Punkt ist für mich, in einer Branche zu arbeiten, die sinnvoll ist, an einem Produkt, das unseren Kindern und Kindeskindern helfen wird, die Welt klimaneutral und dadurch besser zu machen. Ich habe hier die Möglichkeit, in Ruhe neue Produkte und Innovationen zu entwickeln und mit ihnen zur CO2-Neutralität beizutragen. Das motiviert mich seit 18 Jahren, für diese Firma zu arbeiten.