Vom Abfüller zum Hersteller für mehr Qualität und Service

Interview mit Daniele Simoni, Geschäftsführer der Schenk Italia SpA

Wirtschaftsforum: Herr Simoni, die Schenk-Gruppe hat ihren Hauptsitz in der Schweiz und blickt auf eine lange Tradition zurück. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1893 in Rolle. Seit wann sind Sie in Italien tätig?

Daniele Simoni: Schenk Italia gibt es seit 1952. Seitdem haben wir uns zu einem der zehn wichtigsten Weinanbieter in Italien entwickelt.

Wirtschaftsforum: Vor zehn Jahren haben Sie den Sekt- und Proseccohersteller Bacio della Luna in Vidor in Venetien gekauft. Was war der Grund für die Akquisition?

Daniele Simoni: Durch den Erwerb von Bacio della Luna sind wir zum Produzenten geworden. Davor waren wir nur Flaschenabfüller und kein Weinhersteller. Gleichzeitig bedeutete der Schritt den Eintritt in den Markt für Sekt und Prosecco und damit eine deutliche Erweiterung unseres Portfolios, das vorher nur Wein beinhaltete. Damit konnten wir auch unseren Umsatz signifikant erhöhen. Erst kürzlich haben wir einen weiteren Produzenten übernommen: den Weinhersteller Lunadoro in Montepulciano in der Toskana.

Wirtschaftsforum: Inwieweit haben Sie die Coronakrise gespürt?

Daniele Simoni: Wir haben während dieser Zeit vor allem unsere Marken vorangebracht. In den letzten zehn Jahren haben wir sehr daran gearbeitet, Marken zu kreieren und diese im Vertriebskanal Lebensmitteleinzelhandel weltweit bekannt zu machen. Das hat uns in der Pandemie geholfen, denn der Bereich Lebensmitteleinzelhandel, inklusive Discounter, ist unser Hauptabsatzmarkt. Im Vergleich zu früher ist allerdings der Vertrieb über Discounter zurückgegangen; wir konzentrieren uns heute mehr auf den klassischen Lebensmitteleinzelhandel. Mit dieser Strategie konnten wir unseren Umsatz in 2020 sogar erhöhen. Außerdem verkaufen wir an Hotels, Restaurants und Cateringfirmen.

Wirtschaftsforum: Vor Kurzem haben Sie auch Ihren eigenen Onlineshop eröffnet.

Daniele Simoni: Ja, wir sind damit in das E-Commerce-Geschäft eingestiegen. Unter der Adresse www.vineria43.it bieten wir unsere Produkte an, mit einer Gruppe von Partnern unserer Weinkellereien, Zulieferern und Freunden, die mit uns zusammenarbeiten. Dieser Bereich wächst, aber man braucht Zeit dafür. Wir sind Anfang letzten Jahres damit gestartet. Wir hatten das ohnehin vor, aber die Pandemie hat die ganze Entwicklung beschleunigt. Heute vertreiben wir unsere Erzeugnisse über alle Kanäle. Das hat uns während der Pandemie geholfen und unseren Umsatz erhöht.

Wirtschaftsforum: Welches sind die wichtigsten Produkte beziehungsweise Marken für Sie?

Daniele Simoni: Masso Antico und Il Casato Pinot Grigio, die werden viel in den USA getrunken. Bacio della Luna aus Valdobbiadene in Venetien und Lunadoro aus Montepulciano in der Toskana. Der Lunadoro Pagliareto ist weltweit sehr anerkannt und wurde mit drei Gläsern Gambero Rosso ausgezeichnet.

Wirtschaftsforum: Gibt es Neuheiten?

Daniele Simoni: Unser neuestes Erzeugnis ist Prosecco rosato, ein Rosé, der weltweit sehr geschätzt wird und schon viele Preise gewonnen hat. Zurzeit sind wir dabei, ein weiteres neues Produkt zu lancieren: Bacio della Luna metodo classico.

Wirtschaftsforum: Wie läuft das Geschäft aktuell?

Daniele Simoni: Sehr gut. In den ersten Monaten des Jahres haben wir die Absatzvolumina der einzelnen Marken um 30% steigern können, und auch der Umsatz ist zweistellig gestiegen. Die Frage ist, wie sich die absehbare Erhöhung der Weinpreise, bedingt durch teureres Rohmaterial, auf das Kaufverhalten auswirken wird. In den letzten vier, fünf Jahren waren die Preise recht stabil, aber nächstes Jahr müssen einige Weine teurer werden.

Wirtschaftsforum: Jetzt, wo die Nachfrage steigt: Haben Sie Pläne, die Kapazität auszubauen?

Daniele Simoni: Wir wollen zum einen die Produktpalette weiter ausbauen und überlegen hierfür, weitere Weinanbaugebiete beziehungsweise Weinhersteller zu übernehmen, die zu unseren bestehenden Marken passen. Zum anderen investieren wir in größere Produktions- und Flaschenabfüllkapazitäten und vor allem in eine Ausweitung der Lagerkapazität in Bacio della Luna.

Wirtschaftsforum: Worauf legen Sie den Fokus in der Produktion?

Daniele Simoni: Wir konzentrieren uns auf drei Regionen: Venezien, Piemont und Toskana. Aber in letzter Zeit sind Regionen in Süditalien wie Apulien hinzugekommen, wo der Primitivo sehr erfolgreich ist. Unsere Priorität liegt auf der Entwicklung unserer eigenen Marken, denn davon profitiert das Unternehmen am meisten und der Kunde hat zugleich eine Qualitätsgarantie, da wir den gesamten Herstellungsprozess unter Kontrolle haben. Wir wollen möglichst umfassende Synergien zwischen Produktion, Abfüllung und Vertrieb realisieren. Unsere Mission ist es, gute Produkte zu kreieren, die für den Kunden preislich zugänglich sind, aber auch die Hersteller gut leben lassen.

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