„Solange es Bargeld gibt, ist unser Geschäftsmodell sicher“

Interview mit Wolfgang Braunwieser, Geschäftsführer der SBS Software GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Braunwieser, seit über 30 Jahren bietet die SBS Software GmbH Softwarelösungen für Bankautomaten an. Wie tiefgreifend fielen die technologischen Veränderungen in dieser Zeit aus?

Wolfgang Braunwieser: Unsere ersten Geldautomatenapplikationen haben wir noch für das Betriebssystem DOS entwickelt. Erst sehr viel später wurden Windows-Betriebssysteme auch im SB-Bereich im Bankensektor genutzt. Zukünftig werden vorwiegend vernetzte Cloud-Systeme zum Einsatz kommen, mit dem Ziel, dass am eigentlichen Endgerät nur noch ein Minimum an Software läuft und so viel wie möglich virtuell auf zentralen Server-Systemen abgewickelt werden kann. Gerade in diesem Zusammenhang ist der Sicherheitsaspekt immer eine gewisse Herausforderung, um betrügerische Transaktionen sowie Netzwerkattacken auf die Geräte und die Manipulation von Karten konsequent zu verhindern. Unser Selbstverständnis, hierbei stets auf dem allerneuesten Stand agieren zu können, ist auch 34 Jahre nach unserer Unternehmensgründung ungebrochen.

Wirtschaftsforum: Nicht nur die technischen Möglichkeiten haben sich verändert, sondern auch das Bankwesen im Allgemeinen. So ist das stationäre Bankengeschäft mittlerweile klar rückläufig. Rüttelt das an Ihrem Geschäftsmodell?

Wolfgang Braunwieser: Manche SB-Geräte, insbesondere Kontoauszugsdrucker, werden sicherlich nicht mehr so häufig genutzt wie früher. Auch bei reinen Geldausgabeautomaten sind leicht rückläufige Stückzahlen zu beobachten. Cash-Recycling-Geräte, an denen neben Auszahlungen auch Einzahlungen vorgenommen werden können, erleben hingegen einen Wachstumstrend, weil sie auch eine größere Effizienz bei der Bargeldversorgung aufweisen: Idealerweise zahlt dort ein Ladenbesitzer am Ende des Geschäftstages seine Einnahmen ein, während die Passanten im Laufe des Tages Bargeld entnehmen; der Befüllungsaufwand für den Betreiber ist damit deutlich reduziert. Doch allgemein lässt sich festhalten: Solange es Bargeld gibt, wird es auch Geldautomaten geben, die wiederum entsprechende Softwarelösungen benötigen.

Wirtschaftsforum: Wie individuell muss die jeweilige Lösung für Ihre Auftraggeber dabei ausfallen?

Wolfgang Braunwieser: Grundsätzlich bieten wir neben erprobten Standardprodukten auch maßgeschneiderte Individuallösungen an, je nachdem, mit welchem Anforderungsspektrum der Kunde an uns herantritt. Uns ist es wichtig, stets Topqualität und Verlässlichkeit anbieten zu können. Im Alltag sind natürlich große Teile unserer Applikationen auch für unterschiedliche Banken und Regionen weitgehend gleich. Die individuellen Unterschiede betreffen vorwiegend die Benutzeroberfläche, die im Sinne des Auftraggebers gebrandet wird und dessen individuelles Kundenerlebnis transportieren können muss. Auch die zentralen Schnittstellen der Banken sind unterschiedlich ausgestaltet, sodass wir unsere Software auch in dieser Hinsicht anpassen müssen.

Wirtschaftsforum: In welchen Märkten sind Sie aktiv?

Wolfgang Braunwieser: Da die Eintrittsbarrieren in einen neuen Markt aufgrund nationaler Regulierungen nicht gerade gering sind, konzentrieren wir uns vorwiegend auf den DACH-Raum. In anderen Ländern, etwa Rumänien, Ungarn und im Libanon sind wir über Partnerunternehmen vertreten, oftmals in sehr umfangreichem Ausmaß: Etwa die Hälfte aller Geldautomaten in Kuwait wird beispielsweise von unseren Systemen überwacht.

Wirtschaftsforum: Sehen Sie für Ihre Technologie auch noch weitere Einsatzmöglichkeiten jenseits des SB-Geschäfts im Bankwesen?

Wolfgang Braunwieser: Wir führen bereits Gespräche mit anderen Organisationen, die stark auf SB-Geräte setzen. Ziemlich offensichtlich ist etwa, dass es in den nächsten Jahren zu einem starken Wachstum an Ladestationen für Elektroautos kommen wird – und auch diese Geräte werden eine entsprechende Überwachungssoftware benötigen. Hier sehen wir umfangreiche Möglichkeiten für einen entsprechenden Wissenstransfer.

Mehr zum Thema Finanzen

Den Drachen reiten und Chancen nutzen

Interview mit Achim Kirchgässner, Vorstandsmitglied der Exxeta AG

Den Drachen reiten und Chancen nutzen

Die Exxeta AG zählt zu den spannendsten Playern der deutschen Digitalwirtschaft – auch, weil sie sich bewusst gegen Standardlösungen stellt. Im Gespräch erläutert Vorstandsmitglied Achim Kirchgässner, wie das Unternehmen Innovation,…

Passgenau statt von der Stange: Das ERP-System für den Mittelstand

Interview mit Clemens Maier, Vorstand der Dontenwill AG

Passgenau statt von der Stange: Das ERP-System für den Mittelstand

Dontenwill steht für flexible, mitwachsende ERP-Lösungen und gelebte Kundennähe. Seit über 40 Jahren begleitet das Unternehmen den Mittelstand auf dem Weg in die digitale Zukunft: partnerschaftlich, praxisnah und immer am…

Gestern Plakat, heute Pixel

Interview mit Adriano Beti, CEO der Livesystems Group AG

Gestern Plakat, heute Pixel

In der Außenwerbung ist ein grundlegender Wandel im Gange: Statt statischer Plakate dominieren zunehmend digitale Screens, die flexibel, datenbasiert und punktgenau Inhalte ausspielen. In der Schweiz treibt die Livesystems AG…

Spannendes aus der Region Salzburg

„Wir wollen den Change mitgestalten!“

Interview mit Mag. Rainer Trischak, Geschäftsführer der Porsche Informatik Gesellschaft m.b.H.

„Wir wollen den Change mitgestalten!“

Die Digitalisierung des Autohandels ist das große Thema der Porsche Informatik Gesellschaft m.b.H. Dabei umfassen die Kompetenzen Lösungen zur Finanzierung ebenso wie Teilelogistik, die Konfiguration eines Fahrzeugs oder Serviceleistungen. In…

Tee genießen und erleben

Interview mit Ruth al Wazzan, Geschäftsleiterin der Tea & Co. Handelsges.m.b.H.

Tee genießen und erleben

„Eine Freude, eine Emotion, ein Erlebnis, auf das man sich einlassen muss“, so beschreibt Ruth al Wazzan, Geschäftsleiterin der Tea & Co. Handelsges.m.b.H., den Genuss von hochwertigem Tee. Den kann…

Biogena: Die 361 Grad Health Company

Biogena: Die 361 Grad Health Company

Biogena: Die 361 Grad Health Company

Mehr Wissen, mehr Produktqualität, mehr Verantwortung – mehr zu bieten ist ihre Leidenschaft und treibt sie an. Roman Huber, Geschäftsführer der Biogena Naturprodukte GmbH & Co KG, ist überzeugt, dass…

Das könnte Sie auch interessieren

Digital. Skalierbar. Erfolgreich.

Interview mit Aye Stephen, Chief Product Officer und Geschäftsführer der PlentyONE GmbH

Digital. Skalierbar. Erfolgreich.

Der Onlinehandel boomt – doch mit dem Wachstum steigen auch die Anforderungen an Technik, Prozesse und Internationalisierung. Die PlentyONE GmbH aus Kassel bietet dafür eine leistungsstarke All-in-One-Plattform, die Händler bei…

Sichere Daten, sichere Zukunft

Interview mit Susanne Moosreiner, Geschäftsführerin der SEP GmbH

Sichere Daten, sichere Zukunft

Cyberangriffe sind derzeit auf Rekordniveau. Laut Bitkom-Studie ist die Gefahr von Industriespionage, Ransomware und Datendiebstahl für 81% der deutschen Unternehmen eine reale. Weil der wirtschaftliche Schaden immens ist, werden mehrschichtige…

Nie wieder Schadsoftware – garantiert

Interview mit Torsten Valentin, Geschäftsführer der seculution GmbH

Nie wieder Schadsoftware – garantiert

In Zeiten, in denen Virenscanner regelmäßig versagen und Ransomware-Angriffe ganze Behörden lahmlegen, braucht es neue Denkweisen in der IT-Sicherheit. Die seculution GmbH aus Werl geht mit ihrem radikal anderen Ansatz…

TOP