Den Drachen reiten und Chancen nutzen
Interview mit Achim Kirchgässner, Vorstandsmitglied der Exxeta AG

Wirtschaftsforum: Herr Kirchgässner, Exxeta wurde 2005 gegründet. Was war die ursprüngliche Idee?
Achim Kirchgässner: Wir wollten etwas Eigenes schaffen. Schon beim ersten IT-Unternehmen, das ich mit aufgebaut und 2001 verkauft habe, hat sich der Unternehmergeist bei mir durchgesetzt. Nach drei Jahren im Konzern, wo manches so gemacht wurde, wie ich es nicht hätte machen wollen, wurde mir klar: Ich will mit einem Team von Leuten, die ich schon von früher her kannte und schätze, erneut etwas gestalten und vor allem auch Freude an der gemeinsamen Arbeit haben.
Wirtschaftsforum: Und was genau wollten Sie gestalten?
Achim Kirchgässner: Richtig gute Software, die nicht von der Stange kommt und damit Prozesse vereinfachen, Abläufe beschleunigen. Wir wollten Lösungen entwickeln, die auf die Probleme unserer Kunden maßgeschneidert sind. Dafür muss man nicht nur programmieren können, sondern auch die Geschäftsmodelle verstehen. Das ist unsere Stärke.
Wirtschaftsforum: Heute zählt Exxeta rund 1.200 Mitarbeiter. In welchen Branchen sind Sie tätig?
Achim Kirchgässner: Ursprünglich kamen wir aus dem Finanzdienstleistungsbereich. Von dort aus haben wir unser Know-how weitergetragen: in die Energiewirtschaft, die Automobilindustrie, den Public Sector. Das Besondere ist: Wir sitzen an den digitalen Schnittstellen, an denen unsere Kunden mit ihren Endkunden interagieren – da, wo Wertschöpfung entsteht.
Wirtschaftsforum: Können Sie ein Beispiel nennen?
Achim Kirchgässner: Im Automobilsektor haben wir zum Beispiel Leasingsysteme entwickelt, die über Konnektivität mit dem Fahrzeug kommunizieren. Das bedeutet: Die Leasinggesellschaft weiß etwa, ob das Auto zur Inspektion muss. Für Versicherungen wird dadurch sogar ein fahrverhaltensbasierter Tarif möglich.
Wirtschaftsforum: Und wie begegnet Exxeta aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel oder Marktsättigung?
Achim Kirchgässner: Wir haben nie aufgehört, mit Hochschulen zusammenzuarbeiten. Viele unserer heutigen Mitarbeitenden haben als Werkstudierende oder mit ihrer Abschlussarbeit bei uns angefangen. Schwieriger ist es, erfahrene Senior Developers zu finden – aber aktuell verändert sich der Markt. Das merken wir.
Wirtschaftsforum: Internationalisierung ist ebenfalls ein Thema – wie weit sind Sie da?
Achim Kirchgässner: Exxeta ist historisch stark im deutschen Markt verwurzelt. Doch wir wachsen. In Bratislava, Serbien und Georgien haben wir Nearshore-Standorte aufgebaut. Das erlaubt uns, mit hoher Qualität wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne Kompromisse bei der Unternehmenskultur einzugehen.
Wirtschaftsforum: Apropos Kultur – wie würden Sie den Spirit bei Exxeta beschreiben?
Achim Kirchgässner: Ein Kunde hat einmal gesagt: „Ihr wart nicht die Größten, nicht die Günstigsten – aber die Einzigen, bei denen ich gespürt habe, dass ihr einen Auftrag wirklich wollt und alles daransetzt, ihn wirklich gut zu erledigen.“ Ich finde, das trifft es. Wir brennen für unsere Themen. Und wir sind bereit, die Extrameile zu gehen.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Exxeta?
Achim Kirchgässner: Extrem wichtig – aus Überzeugung, nicht wegen der Außenwirkung. Wir investieren in Green Coding, also in energieeffiziente Softwareentwicklung. Und: Wir haben in unserer Satzung festgelegt, dass ein Teil unseres Gewinns in soziale und ökologische Projekte fließt.
Wirtschaftsforum: Ein Blick nach vorn: Was wird Exxeta in den kommenden Jahren prägen?
Achim Kirchgässner: Zwei Themen treiben uns besonders: künstliche Intelligenz und mittelfristig Robotik. Gerade bei generativer KI sehe ich enormes Potenzial – aber auch Risiken. Wir haben uns entschieden, den Drachen zu reiten, statt uns vor ihm zu verstecken. Entscheidend ist, dass wir ihn kontrollieren.
Wirtschaftsforum: Was heißt das konkret?
Achim Kirchgässner: KI muss sinnvoll in Prozesse integriert werden. Dann wird sie den Menschen nicht ersetzen – aber Menschen, die sie nutzen, werden andere ablösen, die es nicht tun. Wir verstehen uns als Partner, der diese Transformation mitgestaltet – verantwortungsvoll, mutig, mit Leidenschaft.