Reinigung zwischen Tradition und Technologie
Interview mit Pascal Bilo, Head of Project Management/Prokurist der SB Professional Cleaning GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Bilo, die SB Professional Cleaning GmbH ist ein Familienunternehmen im besten Sinne. Werfen Sie mit uns einen Blick in seine Geschichte und erzählen Sie uns, wie es heute aufgestellt ist.
Pascal Bilo: Unser Unternehmen wurde 1994 von meinem Vater gegründet, hier in Leichlingen, nahe Düsseldorf und Köln. Es begann als mittelständisches Reinigungsunternehmen und ist über die Jahre durch verschiedene Zukäufe stetig gewachsen. Darüber hinaus haben wir auch neue Branchen in unser Dienstleistungsangebot integriert. Das hat uns nach und nach zu dem gemacht, was wir heute sind: eine Unternehmensgruppe mit etwa 1.800 Mitarbeitern, die bundesweit Kunden betreut. Obwohl unser Kernmarkt in Deutschland liegt, sind wir auch international tätig, wobei unser Fokus weiterhin auf dem deutschen Markt liegt.
Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen ist SB Professional Cleaning tätig und wer sind Ihre Kunden?
Pascal Bilo: Unser Hauptfokus liegt auf der Gebäudereinigung, wobei wir über eine Sanierungsgesellschaft auch andere Bereiche wie das klassische Malerhandwerk und das Sanierungsgeschäft abdecken. Zu unserem Angebot gehören außerdem Dienstleistungen für die Hotellerie und Gastronomie sowie die Grünanlagenpflege. Dennoch ist die Gebäudereinigung mit einem Umsatz von rund 35 Millionen EUR unser größter Geschäftsbereich. Unsere Kunden sind in der Regel Unternehmen, darunter öffentliche Auftraggeber, große Büro- und Gewerbeimmobilien, Banken und die Lebensmittelindustrie. Den größten Teil unserer Leistungen macht die sogenannte Unterhaltsreinigung aus. Dafür vereinbaren wir mit den Kunden Intervalle, in denen die Reinigungen – meist mehrmals wöchentlich – durch unsere festen Mitarbeiter vor Ort durchgeführt werden. Gelegentliche Sonderreinigungen wie Glas- oder Spezialreinigungen machen dagegen nur einen kleinen Anteil unserer Tätigkeit aus. Diese Leistungen erbringen wir meist zusätzlich für bestehende Kunden und nicht für Neukunden. Es handelt sich also fast ausschließlich um langfristige, vertraglich geregelte Zusammenarbeit.
Wirtschaftsforum: Für bestimmte Aufgaben setzen Sie auch KI und Robotik ein. Bedeutet das, dass Sie weniger ‘menschliche’ Mitarbeiter beschäftigen als früher, vielleicht auch mit Blick auf den Fachkräftemangel?
Pascal Bilo: Einen echten Fachkräftemangel haben wir in unserer Branche nicht, da es für die Reinigung keine spezialisierten Kräfte braucht und man sich leicht einarbeiten kann. Gerade das macht uns als Arbeitgeber attraktiv, denn viele unserer Mitarbeiter sind für uns im Nebenjob tätig. Natürlich beschäftigen wir uns auch mit KI und Robotik: Im Bereich der KI setzen wir auf intelligente Lösungen, um die Reinigungsarbeit effizienter zu gestalten: Mülleimer sind mit Sensoren ausgestattet, WC-Anlagen verfügen über Bewegungsmelder, die Nutzungsfrequenzen messen. Dadurch können wir punktgenau reinigen. Im Bereich der Robotik geht es vor allem um große Flächen wie Flughafengelände, Produktions- oder Turnhallen. Hier setzen wir große Reinigungsroboter ein. Während früher zwei bis drei Mitarbeiter beispielsweise eine Turnhalle reinigten, unterstützen heute ein oder zwei Mitarbeiter die Arbeit des Roboters. Das bedeutet eine Verschiebung der Aufgabenbereiche, aber nicht das Ersetzen der Menschen durch Maschinen: denn die Mitarbeiter, die durch den Einsatz von Robotik entlastet werden, können wir dann in anderen Bereichen einsetzen, etwa für spezielle Reinigungsaufgaben, die nicht automatisiert werden können. Unser Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass wir unsere Mitarbeiter motivieren und langfristig binden können.
Wirtschaftsforum: Warum entscheiden sich Ihre Kunden für Ihr Unternehmen?
Pascal Bilo: Das hängt sicher auch mit unserer Struktur als Mittelständler zusammen. Wir sind ein Familienbetrieb und das bringt einen großen Vorteil mit sich: Wir sind groß genug, um auch große Konzerne bedienen zu können, aber gleichzeitig flexibel genug, um individuell auf die Wünsche jedes einzelnen Kunden einzugehen. Wir sind kein steifer Konzern, der einfach nur stur seinen Kurs fährt, sondern wir können uns auf jeden Kunden einstellen – egal ob klein oder groß. Genau das hat uns bei den letzten großen Ausschreibungen und Kundenbindungen einen echten Vorteil verschafft.
Wirtschaftsforum: Gerade beim Thema Reinigung spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wie setzen Sie das um?
Pascal Bilo: Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur im Hinblick auf unsere ISO 14001-Zertifizierung ein sehr wichtiges Thema, sondern auch, weil unsere Kunden von uns nachhaltiges Handeln erwarten. Ein Ziel ist, bis 2030 klimaneutral zu sein – teilweise streben wir auch klimapositive Leistungen an, die unsere Kunden wiederum in ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele einbinden können. Beispielsweise ersetzen wir aktuell klassische Reinigungsprodukte durch solche in Tab-Form – ähnlich wie Spülmaschinentabs, nur kleiner. Die kommen direkt in die Reinigungsflasche, dazu etwas Wasser. So sparen wir uns den Transport hunderter schwerer Flaschen. Außerdem arbeiten wir mit unseren Kunden daran, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren, etwa durch Recyclinglösungen wie Handtuchpapier, das vor Ort aufbereitet und wiederverwendet wird. Das sind viele kleine, aber wichtige Schritte, die unser Nachhaltigkeitskonzept ausmachen.