Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten
Interview mit Justyna Slowikow, Leitung Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Slowikow, das Goldkontor Hamburg wurde 2008 gegründet. Was waren in den 16 Jahren, die seither vergangen sind, wichtige Meilensteine?
Justyna Slowikow: Unsere Gründung fiel in eine Zeit, als sich viele Banken zunehmend aus dem Edelmetallgeschäft zurückzogen. Das führte dazu, dass viele Kunden es schwerer hatten, Gold direkt zu erwerben. Damals war der Onlinehandel mit physischen Edelmetallen noch nicht so etabliert, da der Edelmetallan- und -verkauf traditionell noch persönlich bei lokalen Händlern oder bei Banken abgewickelt wurde. Inzwischen war es aber technisch möglich geworden, Börsenkurse in Echtzeit abzubilden, weshalb auch der Onlineverkauf transparenter und attraktiver wurde, denn Onlinehändler konnten nun auf Marktschwankungen sofort reagieren. Dank Onlinebanking und Versandhandel konnten außerdem mehr Kunden erreicht werden. Das Goldkontor als Edelmetall-Onlinehändler trat also zu einem sehr günstigen Zeitpunkt in ein sich veränderndes Marktumfeld ein. Die Finanzkrise von 2009 verstärkte die Nachfrage nach Gold als krisensichere Anlage zusätzlich, was uns weiteres kontinuierliches Wachstum bescherte. Während unser Fokus zunächst ausschließlich auf dem Onlinehandel lag, eröffneten wir später auch ein klassisches Ladengeschäft in Hamburg, was es den Kunden ermöglicht, Edelmetalle direkt vor Ort zu erwerben. Heute versenden wir unsere Produkte nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern europaweit und sind in einem wachsenden Markt sehr gut etabliert.
Wirtschaftsforum: Traditionell gelten Krisen als gute Zeiten, um in Gold und andere Edelmetalle zu investieren. Würden Sie das angesichts der aktuell angespannten Weltlage auch so einschätzen?
Justyna Slowikow: Es stimmt schon, Gold gilt als bewährte Absicherung gegen wirtschaftliche Krisen. Den richtigen Zeitpunkt, um in Gold zu investieren, gibt es jedoch nicht – vielmehr ist Gold eine langfristige Anlage zur Wert-erhaltung. Dennoch stellen wir deutliche Marktbewegungen fest: Seit Oktober letzten Jahres sind die Goldpreise noch einmal stark gestiegen – so sehr wie nicht einmal 2009 im Zuge der Finanzkrise. Faktoren wie die US-Wahlen und die politische Unsicherheit in Deutschland haben die Nachfrage zusätzlich befeuert. Ich denke, das zeigt, dass Gold als sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten weiterhin stark nachgefragt wird.
Wirtschaftsforum: Welche Edelmetallprodukte aus Ihrem Portfolio erfahren derzeit die größte Nachfrage?
Justyna Slowikow: Tatsächlich bleibt Gold unangefochten das gefragteste Edelmetall, insbesondere in Form von Goldmünzen wie dem Krügerrand. Aber auch bei Goldbarren ist die Nachfrage groß, besonders bei 100-Gramm-Barren. Kleinere Goldbarren werden häufig als wertvolle Geschenke erworben. An zweiter Stelle unserer meistverkauften Edelmetalle folgt Silber. Dieses ist für die Käufer besonders attraktiv, wenn es differenzbesteuert angeboten wird, da sich daraus steuerliche Vorteile ergeben – denn im Gegensatz zu Gold, für das keine Mehrwertsteuer aufgerufen wird, unterliegen Silber, Platin und Palladium der Mehrwertsteuer. Dies macht Gold oftmals zur attraktiveren Wahl für Anleger.
Wirtschaftsforum: Im Edelmetallhandel herrscht heute ein reger Wettbewerb. Warum entscheiden sich die Kunden für das Goldkontor?
Justyna Slowikow: Wir können zum einen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Gerade auch beim Handel mit Krügerrand sind wir ganz vorn mit dabei. Zudem können Kunden bei uns eine gute, auf ihre jeweiligen Anforderungen zugeschnittene Beratung erwarten – ein zusätzlicher Service, den unsere Kunden zu schätzen wissen. Lange Zeit war ein besonderes Alleinstellungsmerkmal unsere eigene Schließfachanlage in unseren Geschäftsräumen. Inzwischen haben andere Anbieter nachgezogen, doch für unsere Kunden ist sie nach wie vor eine sichere Möglichkeit, ihre Edelmetalle sicher zu verwahren. Darüber hinaus bieten wir ein Edelmetalldepot an, das noch in diesem Jahr vollständig digitalisiert werden wird. Die Kunden haben dadurch die Möglichkeit, die Entwicklung ihres Depots jederzeit online in Echtzeit zu verfolgen.
Wirtschaftsforum: Mit Blick auf die Zukunft: Welche Pläne gibt es für die weitere Entwicklung des Goldkontors?
Justyna Slowikow: Wir möchten unsere Produkte in noch höherem Maß als bisher europaweit anbieten. Besonders der skandinavische Markt birgt viel Potenzial: So reisen viele dänische Kunden nach Hamburg, um bei uns Gold zu kaufen. Auch aus den Beneluxstaaten erhalten wir immer wieder Bestellungen. Diese Märkte wollen wir uns deshalb weiter erschließen. Außerdem haben wir uns vorgenommen, auch jüngere Menschen, darunter auch noch mehr Frauen, für Edelmetalle als wertbeständige Anlage zu begeistern – bislang ist das noch eher eine Männerdomäne.