Gemeinsam für das große Ganze

Interview mit Christian Doser, CEO der SAG Austria Handels GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Doser, Sie sind seit 2013 im Unternehmen, Geschäftsführer der Standorte in Österreich, Ungarn und Slowenien, seit 27 Jahren im After-Markt tätig, kommen von der Autonet-Gruppe, die von SAG übernommen wurde ,und haben bei der SAG Austria umfassende Neustrukturierungen vorgenommen. Was genau steht im Fokus der SAG Austria?

Christian Doser: Unser Portfolio ist geprägt von Verschleißteilen, also klassischen Autoersatzteilen für unterschiedlichste Fahrzeugtypen von Alfa bis Zastava. Wir arbeiten mit 400 Lieferanten und zigtausenden Ersatzteilen. Hauptklientel ist die klassische freie Werkstatt, der wir Ersatzteile schnell und in einer ansprechenden Qualität zur Verfügung stellen.

Wirtschaftsforum: Wie sind die SAG Austria und die SAG-Gruppe aufgestellt?

Christian Doser: Die SAG-Gruppe hat etwa 4.500 Mitarbeiter und 200 Verkaufshäuser in 13 Ländern Europas; der Umsatz liegt bei 1,1 Milliarden EUR. Weil jeder Markt sich anders darstellt, agiert jedes Land selbstständig und unabhängig. In Österreich gibt es drei Firmen und rund 300 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Was sind für Sie Herausforderungen der Zukunft?

Christian Doser: Eine zentrale Herausforderung ist die digitale Transformation des Unternehmens. Ein für uns wichtiger Meilenstein auf dem Weg in die digitale Zukunft war die Einführung eines ERP-Systems zur Datenerfassung, das uns erlaubt, Trends zu erkennen und darauf zu reagieren. Ein weiterer Meilenstein war die Einführung des neuen Katalogs ‘connect’ in Österreich, mit dem Kunden online Ersatzteile bestellen können. Nun wollen wir mit dem Online After Sales Support beginnen, zum Beispiel für Kunden, die etwas zurückgeben wollen. Für mich eine besondere Herausforderung mit Signalwirkung für die Zukunft war die 2021 initiierte Reorganisation des Unternehmens in Österreich. Wir haben flache Hierarchien geschaffen, um schnell auf den Markt reagieren zu können. Das Headquarter wurde von Salzburg nach Wien verlegt. Für uns ist es wichtig, leicht erreichbar und in Wien als größtem Markt präsent zu sein.

Wirtschaftsforum: Welche Erwartungen sind mit der Neustrukturierung verbunden?

Christian Doser: Im Vergleich zu 2021 haben wir eine zweistellige Prozentsatzsteigerung. Durch die Restrukturierung hat sich insgesamt viel verändert. In den Verkaufshäusern wurden Wege verkürzt, die Warenverfügbarkeit wurde verbessert. Über das ERP-System glauben wir richtig voranzukommen und sind trotz aller Unsicherheiten, die die Energiekrise oder Covid im Herbst mitbringen, optimistisch.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse wollen Sie dem Unternehmen geben?

Christian Doser: Ich bin ein großer Fan von flachen Hierarchien; für eine funktionierende Kommunikation sind sie entscheidend. Ich möchte schnell und pragmatisch Probleme lösen. Dazu braucht man Mitarbeiter, die teamfähig und idealerweise besser sind als ich selbst; dann weiß ich, dass ich mich auf sie verlassen kann und Dinge funktionieren. Wir brauchen die besten Leute, um das Beste herauszuholen. Allein kann man nicht wirklich etwas bewirken. Man braucht ein Team, in dem jeder zählt, in dem ein Rad in das andere greift. Und man muss den Menschen das Gefühl geben, dass sie wichtig sind.

Wirtschaftsforum: Wie schwer ist es angesichts des Fachkräftemangels, Mitarbeiter zu finden?

Christian Doser: Neue Mitarbeiter suchen wir sehr gezielt aus; nicht selten zählt dabei das Fachliche weniger als das Menschliche. Angesichts neuer Marktanforderungen müssen wir vom statischen Denken wegkommen und versuchen, Talente an uns zu binden, zum Beispiel durch Schulungen.

Wirtschaftsforum: Welche Unternehmenskultur können neue Mitarbeiter im Unternehmen erleben und leben?

Christian Doser: Die Unternehmenskultur stellt sich in jedem Land anders dar. In Österreich ist sie gekennzeichnet durch großen Respekt füreinander und Fair Play. Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, müssen unsere Vision kennen und sich mit ihr identifizieren. Dazu muss sie allerdings entsprechend kommuniziert werden; sonst kommt sie nicht an. Weil Kommunikation so wichtig ist und ich mit jedem Mitarbeiter kommunizieren können möchte, habe ich zum Beispiel Ungarisch gelernt.

Wirtschaftsforum: Liegt in dieser Philosophie auch ein Teil des Erfolgs?

Christian Doser: Ja. Ich habe ein hervorragendes Team, auf das ich mich verlassen kann, großartige Kollegen und Shareholder. Zusammen arbeiten wir daran, freie Werkstätten zu unterstützen und ihnen ein zuverlässiger, stabiler Partner zu sein. Wir wollen in der ersten Liga spielen. Am liebsten in der Champions League. Mit unserem neuen Zentrallager haben wir dafür wichtige Weichen gestellt.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Schleifen, Bänder und mehr

Interview mit Kevin Maar, Geschäftsführer und Stephanie Peskov, Head of Business Development und Key Account Manager der Sopp Industrie GmbH

Schleifen, Bänder und mehr

Ingenieure auf der ganzen Welt sind damit beschäftigt, Roboter zu trainieren, um Aufgaben nachzuahmen, die Menschen leichtfallen – wie das Binden ihrer Schnürsenkel – mit bisher begrenztem Erfolg. Genau hier…

„Ohne Paletten kann  niemand etwas bewegen!“

Interview mit Franz Winter, Geschäftsführer der Paletten Winter GmbH

„Ohne Paletten kann niemand etwas bewegen!“

Die Paletten Winter GmbH sortiert, repariert und produziert jedes Jahr circa 7,5 Millionen Paletten. Trotz der komplexen gesamtwirtschaftlichen Lage hat das Unternehmen in den letzten Jahren in neue Werkshallen, Anlagen…

Globales Logistik-Netzwerk

Interview mit Martijn van der Geer, Direktor der Skynet Worldwide Express B.V.

Globales Logistik-Netzwerk

Die Welt rückt immer näher zusammen. Mit ihrer Spezialisierung auf weit entfernte Destinationen und herausfordernde Transporte trägt die Skynet Worldwide Express ihren Teil dazu bei. Das Logistikunternehmen mit Sitz in…

Spannendes aus der Region Wien

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

IT, die Zukunft schafft

Interview mit Patrick von Unold, CTO der next system Vertriebsges.m.b.H.

IT, die Zukunft schafft

Die Technologie macht Quantensprünge und es ist für Unternehmen eine Herausforderung, hier mitzuhalten. Bei der next system Vertriebsges.m.b.H. aus Wien ist der Firmenname Programm. Das Unternehmen, ein führender österreichischer Anbieter…

Alexa, hol mir den Aufzug in die dritte Etage!

Interview mit Christian Wukovits, Vorstand der KONE AG

Alexa, hol mir den Aufzug in die dritte Etage!

Die großen Städte in Österreich boomen und mit ihnen die städtische Baubranche. Allein in Wien und Umgebung wurden in kurzer Zeit 30.000 neue Wohneinheiten geschaffen. Da Komfort eine immer größere…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Interview mit Thomas Möhring, Geschäftsführer der Julius Ulrich GmbH & Co. KG

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Holz fasziniert die Menschen seit jeher – als Baumaterial, Energieträger und Gestaltungselement. Das natürliche Material begeistert mit einer einzigartigen Kombination aus Ästhetik und Funktionalität. Es ist zeitlos und zugleich hochaktuell…

Ein Feuerwerk der Möglichkeiten

Interview mit Thomas Schreiber, Geschäftsführer der WECO Pyrotechnische Fabrik GmbH

Ein Feuerwerk der Möglichkeiten

In einem Markt, der von ständigen Veränderungen und Herausforderungen geprägt ist, hebt sich die WECO Pyrotechnische Fabrik GmbH als einziger Raketenproduzent in Europa hervor. Mit einer langen Tradition und einem…

Mobilität mit Anspruch: Markenstärke trifft Zukunft

Interview mit Frank Döhring, Vorsitzender Geschäftsführer der Jürgens GmbH

Mobilität mit Anspruch: Markenstärke trifft Zukunft

Seit über 100 Jahren ist die Jürgens Gruppe fester Bestandteil der Automobilwelt in Südwestfalen – mit Mercedes-Benz als Partner der ersten Stunde. Heute präsentiert sich das Familienunternehmen als regional verankerter…

TOP