Regionale Abfallentsorgung für eine saubere Zukunft

Interview mit Petra Pletschke, Geschäftsführerin der ANHALT-BITTERFELDER KREISWERKE GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Pletschke, welche Leistungen gehören zu Ihrem Servicespektrum als kommunales Abfallentsorgungsunternehmen?

Petra Pletschke: Wir sind in erster Linie zuständig für die kommunale Abfallentsorgung, sowohl für Privatkunden als auch für Gewerbetreibende. Hier übernehmen wir den gesamten Prozess von der Abholung der leeren Tonne bis zur Entsorgung der Abfälle, zum Beispiel in Verbrennungsanlagen. Darüber hinaus unterhalten wir drei Wertstoffhöfe, wo die Leute kostenlos ihren Müll abladen können. Zweimal im Jahr holen wir Sperrmüll ab. Wir betreiben zudem drei Deponien des Kreises, von denen zwei schon saniert und rekultiviert worden sind. Hier übernehmen wir aktuell die Nachsorge, also unter anderem die Einbettung in die Landschaft.

Wir verfügen über eine eigene Bioabfallentsorgung, wo wir kompostierbare Abfälle sammeln, die in einer Kompostanlage verarbeitet werden. Wir haben hier im Altkreis Bitterfeld einen Anschlussgrad von 97%. Darauf sind wir stolz.

Wirtschaftsforum: Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Energiewende werden ständig neue Umweltschutzvorschriften erlassen. Inwieweit beeinflussen diese Ihre Entwicklung?

Petra Pletschke: Ein großes Thema ist das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz, das alle kommunalen Unternehmen betrifft und damit auch uns. Wir müssen unsere Fahrzeuge auf alternative Antriebe umstellen. Aktuell haben wir hier die Wahl zwischen Wasserstoff, der nach wie vor teuer ist, und Elektroantrieben, die ebenfalls teuer und nur für überschaubare Gebiete geeignet sind, zum Beispiel für Großstädte. In einem Flächenlandkreis wie unserem, wo eine Stadt rund 50 Ortsteile über das Land verteilt umfasst, wird es mit der Reichweite schwierig. Wir haben uns für den Einsatz von Gas entschieden und werden vier Fahrzeuge anschaffen, die wir testen. Unser Ziel ist es langfristig, eine Biogasanlage zu bauen, deren Gas wir dann zum Betanken unserer Autos nutzen können. Mit der Anlage möchten wir einen Kreislauf schaffen. Aktuell sind allerdings die entsprechenden Förderungen auf Eis gelegt worden.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie von der Politik?

Petra Pletschke: Wir brauchen Investitionssicherheit und die Regularien müssen erfüllbar und praktikabel sein. Wir müssen uns sicher sein können, dass Regeln, die heute aufgestellt werden, auch morgen noch gelten. Hier geht es um hohe Summen.

Wirtschaftsforum: Wie digital sind die ANHALT-BITTERFELDER KREISWERKE?

Petra Pletschke: Wir leben Digitalisierung schon seit rund zehn Jahren, digitalisieren Schritt für Schritt unsere Prozesse und Datenbestände und auch ein großer Teil unserer Kommunikation ist inzwischen digital. Gerade bei der Vereinheitlichung der Abfallsysteme, als die Regionen Anhalt, Zerbst und Köthen 2007 zu uns hinzukamen, war die Digitalisierung eine große Hilfe. Wir mussten alle Einwohner und Grundstücke registrieren. Seit 2011 arbeiten wir mit einer einheitlichen Abfallordnung für alle Regionen. Schon seit 2015 versenden wir unsere Rechnungen und einen großen Teil unserer Ausgangspost mit dem E-Post-Dienst der Deutschen Post. Seit 2016 sind unsere Behälter mit Transpondern ausgestattet. Unsere Eingangsrechnungen werden seit 2017 elektronisch bearbeitet und seit 2019 haben wir ein umfangreiches Kundenportal auf unserer Website integriert. Für 2025 planen wir die digitale Archivierung. Selbstverständlich legen wir höchsten Wert auf Datenschutz.

Wirtschaftsforum: Seit wann gibt es die ANHALT-BITTERFELDER KREISWERKE?

Petra Pletschke: Wir sind im Jahr der Wende, 1990, als kommunales Abfallentsorgungsunternehmen für den Landkreis Bitterfeld gegründet worden. Zu DDR-Zeiten waren wir ein an die Stadt angegliedertes Dienstleistungskombinat. Wir sind zu 100% kommunal, finanzieren uns allerdings selbst. 2007 gab es in Sachsen-Anhalt eine Gemeindegebietsreform und die Landkreise wurden neu gestaltet. Bis dato ausschließlich für den Kreis Bitterfeld zuständig, wurde unser Einzugsbereich damals um die Kreise Anhalt, Zerbst und Köthen erweitert. Inzwischen entsorgen wir mit 150 Mitarbeitern Abfall für 160.000 Bürger.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen?

Petra Pletschke: Ich bin bereits seit 30 Jahren im Unternehmen tätig und habe verschiedene Tätigkeiten innegehabt. Ab 2009 war ich Kaufmännische Leiterin. Seit Anfang dieses Jahres bin ich alleinige Geschäftsführerin, als Nachfolgerin unseres Unternehmensgründers Hartmut Eckelmann, der im Dezember 2023 in den Ruhestand gegangen ist.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2024 noch vorgenommen?

Petra Pletschke: Ein großes Thema in diesem Jahr wird die Ausschreibung der Abfallbehandlung. Zudem werden wir unsere großen Deponien in Bitterfeld sanieren. Ein Dauerthema in den nächsten Jahren wird die digitale Weiterentwicklung bleiben.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Interview mit Prof. Dr. Michael Nelles, Vorstand der Conpair AG

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Seit 25 Jahren ist die Conpair AG Spezialist für Nachfolgeregelung und Unternehmensfinanzierung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Nelles hat sich das Unternehmen durch Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Branchenfokus –…

Heimat schaffen

Interview mit Dipl.-Ing. Stefan Forster, Geschäftsführer der Stefan Forster GmbH

Heimat schaffen

Unzählige große Bauprojekte hat die Stefan Forster GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im Bundesgebiet schon umgesetzt. Ihr Schwerpunkt liegt dabei im städtischen Wohnungsbau. Doch auch darüber hinaus hat…

Spannendes aus der Region Landkreis Anhalt-Bitterfeld

„Innovation ist unser Erfolgsrezept“

Interview mit Melanie Schmidt, Leiterin Entwicklung und Vertrieb der SONOTEC GmbH

„Innovation ist unser Erfolgsrezept“

Seit über 30 Jahren ist die SONOTEC GmbH aus dem Herzen Sachsen-Anhalts mit weltweit führender Ultraschalltechnologie am Markt erfolgreich. Das Unternehmen liefert unter anderem hochgenaue Sensoren an Partner aus der…

Beste Bedingungen für hochwertige Champignons

Interview mit Holger Heitmann, Geschäftsführer der Pilzhof Pilzsubstrat Wallhausen GmbH

Beste Bedingungen für hochwertige Champignons

Herkömmliches Substrat für die Champignonzucht besteht nur aus rund 70% Pferdemist, der Rest sind Stroh, Geflügelmist und Gips. Das Champignonsubstrat, das die Pilzhof Pilzsubstrat Wallhausen GmbH anbietet, beinhaltet mehr als…

Aus Tradition mobil machen

Interview mit Marius Hellwig, Geschäftsführer der reha team Halle GmbH

Aus Tradition mobil machen

Behinderten Kindern den Alltag ein wenig leichter zu machen und ihnen damit ein Stück Lebensqualität zu schenken, ist ein Ziel der reha team Halle GmbH aus Halle an der Saale.…

Das könnte Sie auch interessieren

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

Interview mit Daniel Sieberer, Geschäftsführer und Eigentümer der GIWA GmbH

Kunststoff: Viel besser als sein Ruf

In einer Welt, in der nachhaltige Lösungen wichtiger sind als je zuvor, muss immer mehr auf innovative Technologien gesetzt werden. Mit Produkten aus recyceltem Kunststoff von höchster Qualität trägt die…

Kran-Profis mit Pioniergeist

Interview mit DI Christian Rauscher, Geschäftsführer der Penz crane GmbH

Kran-Profis mit Pioniergeist

Wenn man nicht mit der Zeit geht, geht man mit der Zeit. Anders ausgedrückt: Nur wer bereit für den Wandel ist, kann langfristig erfolgreich sein. Das sieht auch die Penz…

Solar-Pionier aus Überzeugung

Interview mit Felix Steber, Geschäftsführer der ÖKO-Haus GmbH

Solar-Pionier aus Überzeugung

Die Solarbranche ist ein zentraler Baustein der Energiewende. Deutschland spielt auf diesem Zukunftsmarkt im internationalen Vergleich eine wichtige Rolle. Laut Statista erreichte der jährliche Zubau an installierter Leistung mit knapp…

TOP