Exzellente Schmierstoffe weltweit begehrt
Interview mit Dr. Max Reiners, Geschäftsführender Gesellschafter, Dr. Ingo Nösler, Vertriebsleiter und Thomas Genz, Marketing der Rhenus Lub GmbH & Co KG
Wirtschaftsforum: Herr Dr. Reiners, eine Frage vorab: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen nach einem Jahr Lockdown?
Dr. Max Reiners: Seit März 2020 waren wir wie in einer Nebelwand. Bei den Metallbearbeitungsölen ging der Absatz deutlich zurück, bei den Schmierfetten war es etwas weniger. Seit dem dritten Quartal geht es jedoch wieder aufwärts und das vierte Quartal 2020 war richtig stark, sodass wir unter dem Strich keinen Verlust gemacht haben. Unabhängig von Corona sehe ich uns vom Marktanteil in Deutschland vorne dabei. Wir decken rund ein Drittel ab. In punkto Entwicklung gehören wir sicherlich zur Spitzengruppe.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Produktportfolio von Rhenus Lub aus?
Thomas Genz: Rhenus Lub steht auf drei Säulen. Ein Segment sind die Kühlschmierstoffe mit den Metallbearbeitungsölen, ein weiterer Zweig sind die Schmierfette. Die dritte Säule ist unser Service-Bereich ‘rhenus lubrineering’. Hier geht es um Fluid Management. Dabei übernehmen wir komplette Prozesse unserer Kunden rund um das Thema Fluide in ihrer Produktion. Wir helfen dabei, Prozesse instandzuhalten und zu optimieren.
Dr. Ingo Nösler: Wir legen großen Wert auf Forschung und Entwicklung und haben viele Produktneuheiten entwickelt. Auch produktionsseitig sind wir eine der modernsten Fettfabriken Europas und haben hier bereits vor langer Zeit Industrie 4.0 (Smart Factory) umgesetzt. Wir produzieren und entwickeln auf höchstem Niveau.
Wirtschaftsforum: Nennen Sie uns doch bitte Beispiele für Innovationen.
Dr. Ingo Nösler: Wir waren die Ersten, die bor- und aminfreie Kühlschmierstoffe auf den Markt gebracht haben. Bei uns steht zudem immer die Gesundheit des Anwenders im Fokus. Hier waren wir schon aktiv, bevor der Trend den Markt erreicht hat. So haben wir zum Beispiel während der Pandemie hautfreundliche Kühlschmierstoffe für Metallbearbeitung auf den Markt gebracht. Wir gehen in diesem Bereich häufig über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, das ist eine unserer Stärken.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Dr. Max Reiners: Bei den Schmierfetten bieten wir biobasierende oder biologisch abbaubare Produkte an. Wir nutzen Ökostrom und setzen in einem zweiten Gebrauchszyklus rekonditionierte Fässer ein. Wir sind Mitglied der UN-Initiative Global Compact und sehen uns über die Produkte hinaus als nachhaltig agierendes Unternehmen.
Wirtschaftsforum: Wer nutzt Ihre Produkte?
Dr. Ingo Nösler: OEMs und Zulieferer. Unsere Kunden stammen aus allen Branchen, in denen Metall bearbeitet wird oder wo geschmiert werden muss. Dazu gehören unter anderem Automotive-, Bahn- und Luftfahrtindustrie. Aber auch für alternative Energien haben wir schon früh Lösungen entwickelt, zum Beispiel für Windenergie und Elektromobilität.
Wirtschaftsforum: Sie sind weltweit aktiv. Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Export?
Dr. Ingo Nösler: Der Fokus liegt auf Europa. Neben Spanien, Frankreich und den Niederlanden, wo wir eigene Niederlassungen haben, sind es vor allem Dänemark, Österreich, der Schweiz, Ungarn und Italien. Außerhalb Europas arbeiten wir mit Partnern vor Ort zusammen. Wir sind überall dort erfolgreich, wo der Anspruch an Produktlösungen hoch ist.
Wirtschaftsforum: Seit Kurzem ist die 4. Generation am Familienunternehmen beteiligt. Welche Themen sind für sie besonders wichtig?
Dr. Max Reiners: Die junge Generation gibt wichtige Impulse für die ökologische und digitale Transformation. Als Unternehmen sind wir schon lange in diesen Bereichen aktiv. Durch ihre beruflichen Tätigkeiten bringen jedoch alle vier Kinder nochmals einen neuen Blick auf diese wichtigen Themen mit. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag, unser Familienunternehmen durch Innovationskraft und nachhaltige Zukunftskonzepte weiter zu stärken.
Wirtschaftsforum: Und was sind Ihre Perspektiven für die kommende Zeit?
Dr. Max Reiners: Unser wichtigstes Ziel ist es zunächst einmal, gesund zu bleiben. Wir beraten das Thema der Pandemie jede Woche und beobachten die neuesten Entwicklungen. Darüber hinaus wollen wir uns noch stärker auf den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen konzentrieren. Wir wissen noch nicht, wie die ‘neue Normalität’ nach der Pandemie aussehen wird. Hier wird es sicherlich Verschiebungen im Markt geben. Wir möchten strategisch weiter profitabel wachsen. Dafür sind wir seitens Entwicklung, Produktion, Anwendung und Service sehr gut aufgestellt. Zudem wollen wir unseren Service ausbauen und in den europäischen Nachbarländern noch stärker werden.