Visionen vom guten Sehen
Interview mit Mirjam Rösch, Geschäftsführerin der HOYA Lens Deutschland GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Rösch, Sie sind Geschäftsführerin der HOYA Lens Deutschland GmbH, einer Tochter des japanischen HOYA-Konzerns, der Nummer zwei der Welt. Wofür steht HOYA Lens Deutschland?
Mirjam Rösch: Unser Unternehmen wurde vor 45 Jahren als deutsche Tochtergesellschaft gegründet; wir fokussieren uns in unserer Division ausschließlich auf die Produktion und den Vertrieb von Brillengläsern an Augenoptiker. HOYA kommt ursprünglich aus dem Kristallglasbereich und war vor über 40 Jahren einer der ersten, der eine Antireflexbeschichtung auf Kunststoffbrillengläser auf den Markt brachte. Mit zahlreichen wegweisenden Entwicklungen konnte sich der japanische Konzern erfolgreich auf dem deutschen Markt etablieren und dort Geschichte schreiben.
Wirtschaftsforum: HOYA beschäftigt weltweit circa 36.000 Mitarbeiter, in Deutschland sind es 230. Der Umsatz liegt bei rund 100 Millionen EUR. Gibt es bestimmte Entwicklungen, die das Wachstum begünstigt haben?
Mirjam Rösch: HOYA ist relativ konstant gewachsen, aber es gab gewisse Peaks. Dazu zählt zum Beispiel die Entwicklung von sehr individuellen Gleitsichtgläsern oder kurze Zeit später nahezu reflexfreie, gehärtete Gläser, die einfach zu reinigen sind. MiYOSMART, ein Brillenglas speziell für das Myopie-Management bei Kindern und Jugendlichen, welches die progressive Myopie nachweislich reduziert, ist unsere jüngste Entwicklung. Dabei handelt es sich um eine ʻBehandlungsformʼ, um die Myopie-Entwicklung zu verlangsamen und teilweise sogar zu stoppen.
Wirtschaftsforum: Gehen Sie davon aus, dass sich die positive Unternehmensentwicklung fortsetzen wird? Welche Trends gibt es aktuell auf dem Markt?
Mirjam Rösch: Wir erwarten in Deutschland ein konstantes Wachstum. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Markt sich allerdings verändern. Der Trend geht hin zu Gleitsichtgläsern. Die Anzahl der Kunden wird sich nicht erhöhen, jedoch werden Gleitsichtgläser eine erhöhte Nachfrage erfahren; das wiederum hilft, um Entwicklungen voranzutreiben.
Wirtschaftsforum: Sie sind Geschäftsführerin für Deutschland und Österreich sowie Commercial Director für die DACH-Region und eine der wenigen Frauen in einer derartigen Schlüsselfunktion in einem japanischen Konzern. Wo sehen Sie besondere Herausforderungen?
Mirjam Rösch: Ich bin operativ tätig mit einem starken Fokus auf den Vertrieb. Mein Steckenpferd sind jedoch die Menschen. Intern schätze ich an meiner Arbeit, Menschen zusammenzubringen, sie in die richtige Position zu bringen, zu fördern und zu fordern. Wir möchten für unsere Mitarbeiter ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen und ihnen mehr Möglichkeiten der Weiterentwicklung bieten. Die Mitarbeiter stehen sehr stark im Mittelpunkt; das ist mir wichtig. Weiterhin versuche ich, einzelne Divisionen zu verbinden, um Dinge schneller und schlagkräftiger umsetzen zu können; das gelingt mir, indem ich informell arbeite und im direkten Austausch mit dem Management und einzelnen Mitarbeitern stehe. Ich bin sehr nahbar, meine Tür steht für jeden offen.
Auch im Umgang mit Kunden ist die Kommunikation sowie der regelmäßige Kontakt und Informationsaustausch ausschlaggebend für eine gute Zusammenarbeit. Wir kümmern uns um unsere Kunden mit Respekt, sind verbindlich und lösungsorientiert. Viele unserer Kunden kenne ich persönlich und meist schon seit vielen Jahren.
Wirtschaftsforum: Kommen wir auf die Produkte zurück. Gibt es besondere Highlights?
Mirjam Rösch: Generell versuchen wir, Menschen von der Kindheit an bis ins hohe Alter mit gutem Sehen zu versorgen. Gleitsichtgläser machen den Großteil am Umsatz aus; hier geht die Entwicklung sehr stark zur Individualisierung. Wir bieten zudem ein breites Spektrum an Sonnenbrillen, haben phototrope Gläser, die sich im Freien zu Sonnenschutzgläsern wandeln, und mit MiYOSMART eine klinisch bewährte Lösung zum Myopie-Management.
Wirtschaftsforum: Gibt es für Sie einen Schlüssel zum Erfolg?
Mirjam Rösch: Das Produkt muss stimmen, muss zeitgemäß und von hervorragender Qualität sein. Dann müssen Innovationen zur richtigen Zeit auf den Markt kommen, im Idealfall früher als andere. Es ist immer eine Kombination aus perfektem Produkt und Menschen, die das Produkt vertreiben. HOYA hat einen guten Weg gefunden, Produkte mit Menschen zu verbinden. Aber es gibt noch viel zu tun. Wir werden uns digitaler aufstellen und aus Nachhaltigkeitsgründen daran arbeiten, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Ich habe ein hervorragendes Team, um die nächsten Hürden zu meistern.