Schadenbegrenzung auf die smarte Art

Interview mit Helge Wiegand, Geschäftsführer der RepairConcepts GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wiegand, Sie sind Geschäftsführer des größten Schadendienstleisters im Bereich Smart Repair rund um das Gebäude. 60.000 Fälle werden jährlich von RepairConcepts abgewickelt. Wie genau sieht das Konzept des Unternehmens aus?

Helge Wiegand: Wir konzentrieren uns im Falle eines Versicherungsschadens auf Reparaturen, Reinigungen und Instandsetzungen, erstellen aber auch Gutachten für Versicherungsgesellschaften. In der Regel ist es bekanntlich so, dass ein Kunde einen Schaden hat und diesen seinem Versicherer meldet. Ein klassisches Beispiel ist die Beschädigung eines Parkettbodens. Häufig entscheidet dann ein Parkettherstellerbetrieb, dass der gesamte Boden ersetzt werden muss. Unser Ansatz ist, partielle Schäden zu reparieren und dem Kunden möglichst schnell zu helfen.

Wirtschaftsforum: Diese Grundidee der partiellen Schadenbehebung ist der rote Faden der Firmenphilosophie. Wie hat sich das Unternehmen seit den Anfängen weiterentwickelt?

Helge Wiegand: Seit der Gründung 2005 konzentrieren wir uns auf Schadenabwicklungen. Anfangs ging es ausschließlich um Inneneinrichtungsbereiche wie Bodenbeläge, die auch heute noch eine zentrale Säule des Portfolios bilden. 2010 kamen dann der Glasbereich sowie Türen und Fenster hinzu, sodass wir heute zwischen drei Bereichen unterscheiden.

Wirtschaftsforum: Wie sehen diese drei Segmente im Detail aus?

Helge Wiegand: Bei Türen und Fenstern geht es oft um die Behebung von Einbruch- oder Sturmschäden. Das heißt, wir setzen Tür- und Fensterelemente aus Aluminium, Holz oder Kunststoff, Hauseingangstüren oder Fensterbänke instand. Im Kompetenzbereich Glas beschäftigen wir uns mit Mobiliarverglasungen, Fensterglas, Wohndachgläsern, Schaufensterglas oder auch Kirchenverglasungen. Man muss allerdings sagen, dass Glas eher selten repariert werden kann, hier geht es tatsächlich eher um den Austausch von beschädigtem Glas. Dafür sind bundesweit 350 Fachbetriebe für uns im Einsatz. Im Bereich Einrichtungen haben wir es klassischerweise mit Bodenbelägen, Polstermöbelstoffen, Badewannenbeschichtungen, Sanitärprodukten oder Markisen zu tun. Unsere Serviceleistungen gehen soweit, dass wir sogar Orient-Teppiche neu knüpfen.

Wirtschaftsforum: 60.000 Schadenabwicklungen im Jahr – das ist eine beeindruckende Zahl. Wie sieht die Struktur hinter diesen Leistungen aus?

Helge Wiegand: Wir haben 110 Mitarbeiter; sie sind für uns die Basis des gesamten Unternehmens. Ganz wichtig ist, dass wir bundesweit eigene Fachhandwerker beschäftigen und darüber hinaus mit Subunternehmen und Netzwerkpartnern kooperieren. Für uns ist das der perfekte Mix. Viele Wettbewerber arbeiten überwiegend mit Subunternehmen und sind häufig regional aufgestellt.

Wirtschaftsforum: RepairConcepts ist Deutschlands größter Schadendienstleister in den definierten Segmenten rund um das Gebäude. Wie geht man aktuell mit der Corona-Krise um?

Helge Wiegand: Wir haben wie so viele andere sehr stark mit den Folgen der Krise zu kämpfen. In der Pandemie sind die Menschen häufiger zu Hause, viele im Homeoffice, es gibt einfach weniger Einbrüche. Allgemein und für Versicherer ist das sicherlich eine positive Entwicklung, für Schadendienstleister eher nicht. Deshalb überlegen wir, wie wir uns künftig aufstellen können. Das, was wir machen, machen wir sehr gut. Wir arbeiten erfolgreich mit nahezu allen Versicherern zusammen und genießen einen extrem guten Ruf. Unsere Expertise ist nachweislich auch für andere Bereiche interessant. Denken Sie zum Beispiel an Zielgruppen wie Fensterhersteller, Transportunternehmen, Fertig- und Massivhaushersteller sowie die Hotellerie und Gastronomie.

Wirtschaftsforum: Sie selbst kommen aus der Versicherungsbranche, sind seit 2019 Geschäftsführer bei RepairConcepts. Wie haben Sie die Entwicklung seitdem erlebt?

Helge Wiegand: RepairConcepts ist neben den Unternehmen Fair Check und E.Via Teil der Fair Damage Holding geworden. Anfangs bestand die RepairConcepts aus fünf einzelnen Unternehmen und verschmolz dann zu einer RepairConcepts mit Sitz in Rheinbach. Innerhalb der Gruppe gab es viel Bewegung. Ich musste neue Strukturen etablieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Meine Aufgabe ist daher sowohl strategischer als auch operativer Natur. Ich muss mich zum Beispiel der Frage stellen, wie man ein Unternehmen bei sinkenden Einbruchzahlen und ausbleibenden Witterungsschäden auf Kurs hält. Eine Herausforderung wird deshalb sein, die Kernkompetenz auf weitere Märkte auszuweiten.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie die Chancen, die Vision umzusetzen?

Helge Wiegand: Als sehr gut. Wir sind seit 15 Jahren am Markt, haben eine Reklamationsquote von unter 1% und sind für ausgezeichnete Instandsetzungen bekannt. Unsere Mitarbeiter sind geschult, wir haben professionelle Fachhandwerker. Ein großer Vorteil ist, dass wir durch unser Netzwerk bundesweit tätig sind und extrem schnell reagieren. Wenn man weiß, wie schwer es ist, gute Handwerker zu bekommen, ist das ein Riesenvorteil. Wir sind deshalb optimistisch, auf einem rückläufigen Markt mit unseren Stärken punkten zu können. Langfristig wäre es hilfreich, den Berufszweig des smart repairs und entsprechende Zertifizierungen auf den Weg zu bringen und unsere bestehenden sowie künftigen Fachhandwerker dahingehend weiter zu professionalisieren. Insgesamt sind wir positiv gestimmt. Unsere Mitarbeiter sind nicht nur engagiert und kompetent, sondern fühlen sich bei RepairConcepts wohl, was mich sehr motiviert. Ich persönlich schätze es zudem, dass ich bei RepairConcepts frei gestalten kann. Die Voraussetzungen sind also gut, um weiterhin schnell direkte Lösungen auf den Weg zu bringen.

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