„Für die Firma brennen“

Interview mit Dr. Stephan Wild, Geschäftsführer, und Harald Heinze, Prokurist und Vertriebsleiter der RAY Egelhof GmbH

Wirtschaftsforum: Die Geschichte Ihres Unternehmens reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Welche Produkte haben die Firma besonders geprägt?

Dr. Stephan Wild: William S. Ray hat die Firma 1872 in San Francisco gegründet. Seinem Sohn William R. Ray gelang dann 1914 eine bahnbrechende Entwicklung: der Rotationszerstäuberbrenner. Von diesem Produkt leben wir noch heute im Wesentlichen. Er kann Öle mit höherer Viskosität vertragen und ist weniger verschmutzungsanfällig als andere Brenner. Zunächst wurde er für Kochgeräte genutzt, später wurde dieses Brenner-Prinzip auch bei Kriegsschiffen eingesetzt. Das war für das Unternehmen der Durchbruch. 1957 wurde die deutsche Gesellschaft gegründet, mit der wir heute Brenner für sämtliche Öle und Gase, die man verbrennen kann, produzieren – alles ‘Made in Germany’, in unserem Werk in Waiblingen und mit einer hohen Fertigungstiefe. Seit dem vergangenen Jahr gehören wir zur Egelhof-Gruppe, die auf Automobil- und Heizungstechnik spezialisiert ist.

Wirtschaftsforum: Welche Brenner gibt es neben den Rotationszerstäuberbrennern noch und was können sie leisten?

Dr. Stephan Wild: Mit dem Prinzip der Schwerölzerstäuber können wir Bio-Öle, Essensfette, Kraftstoffe oder Tierfette CO2-neutral verbrennen. Wir sind nicht nur Erfinder dieses Produkts, sondern auch Innovationsführer. Für die Erdgasverbrennung bieten wir Low-NOx-Brenner. Durch ein Baukastensystem können wir auch Brenner, die schon 20 bis 30 Jahre alt sind, so nachrüsten, dass sie den heutigen Anforderungen entsprechen. Außerdem produzieren wir Wasserstoffverbrenner. Wir stellen aber nicht nur reine Brenner her, sondern auch solche, die Heißgas erzeugen. Sie können in der Prozessindustrie, etwa in den Bereichen Lebensmittel, Gips, Stärke oder für die Klärschlammverbrennung, eingesetzt werden. Wir liefern die Produkte kundenspezifisch und schlüsselfertig.

Wirtschaftsforum: Wie kann man sich das Geschäft mit solchen Produkten vorstellen? Ist der Bedarf einmal gedeckt, laufen die Brenner doch sicher für eine lange Zeit?

Dr. Stephan Wild: Es ist ein langfristiges Geschäft. Die Brenner laufen 30 bis 40 Jahre und müssen jedes Jahr gewartet werden. Unsere Kunden wissen, dass sie mit uns einen zuverlässigen Partner haben. Immerhin sind wir seit rund 150 Jahren erfolgreich auf diesem Gebiet tätig. Das Geschäft läuft ausgezeichnet und wir sind im Markt gut positioniert. 2019 hatten wir ein Umsatzwachstum von 60%. Wir beliefern unter anderem die Solarthermie und sehr viele Müllverbrennungsanlagen. Bei den bayrischen Brauereien sind wir Marktführer. Dort werden die Gärgase von der alkoholischen Vergärung thermisch genutzt. Langfristig werden Biokraftstoffe an Bedeutung gewinnen. Wir werden uns zukünftig auf die asiatischen Märkte fokussieren, denn dort liegt der Müll bergeweise.

Harald Heinze: Die Anzahl unserer Kunden ist überschaubar. Dafür sind wir bei ihnen sehr präsent. Wir arbeiten gemeinsam an individuellen und spezifischen Lösungen. Unseren Kunden als verlässlicher Ansprechpartner zur Seite zu stehen, ist uns sehr wichtig.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens?

Dr. Stephan Wild: Ich denke, das sind vor allem zwei Punkte: Unsere langjährige Zuverlässigkeit und Seriosität in einer konservativen Branche – das ist entscheidend, wenn man mit Gas hantiert. Und ein glücklicher Umstand: William R. Ray hat seinerzeit ein Produkt für Schweröl entwickelt, das heute für Bio-Öl verwendet werden kann. Unser modulares Produktkonzept, das es ermöglicht, Brennertechnologie sehr einfach an die Brennstoffe anzupassen, spielt sicher ebenfalls eine Rolle. Dank der guten Modularität können wir auch Kombinationsbrenner für drei bis fünf Brennstoffe gleichzeitig anbieten.

Harald Heinze: Der Erfolg der Firma ist auch unseren motivierten Mitarbeitern und Mitstreitern zu verdanken. Sie sind bereit, mehr als das Übliche zu geben. Bei uns muss man für die Firma brennen – im wahrsten Sinne. Das ist auch in unserer Unternehmenskultur verankert.

Wirtschaftsforum: Ihre Branche ist in hohem Maß von der Politik abhängig. Wie sehen Sie die Situation in Deutschland derzeit?

Dr. Stephan Wild: Die deutsche Energiepolitik wird zunehmend unkalkulierbar. Man sollte mal wieder Fachleute einbeziehen. Unglaubliche Mengen an Kunststoffmüll landen im Meer, obwohl wir die besten Müllverbrennungsanlagen haben. Das Material nicht der thermischen Nutzung zuzuführen, ist mehr als unvernünftig. Mir tut es in der Seele weh, wie damit umgegangen und noch behauptet wird, das sei umweltfreundliche Politik.

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