Der Botschafter für Biogas
Interview mit Frank Paulmichl, Geschäftsführer der Paulmichl GmbH

Frank Paulmichl, Geschäftsführer der Paulmichl GmbH, stammt aus einer Familie, die schon immer sehr technikaffin war. „Es fing vor 111 Jahren mit einem Motorschlitten an und hat sich zu einer mechanischen Werkstatt gewandelt“, verrät er.
Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges hat sein Großvater eine landwirtschaftliche Reparaturstätte im Allgäu eröffnet. „Diese war zugleich ein Fuhrunternehmen“, erläutert Frank Paulmichl. „Damit haben zum ersten Mal Traktoren auf den kleinstrukturierten Höfen im Allgäu Einzug gehalten.“
Der Schlüssel zum Erfolg
Sobald die Flüssigentmistung aufkam, wurden Gülletankwagen mit GFK- und später Stahltanks in der kleinen Werkstatt gebaut. „Alles, was mit Flüssiggülle zu tun hat, wurde unser Fokus“, erklärt Frank Paulmichl. Als dann in den frühen 1980er-Jahren Biogas zum Thema wurde, hat die Firma die Ausrüstung an die ersten Bastler geliefert. „Die Biogastechnik hat sich sukzessive entwickelt und wir haben unsere Produkte angepasst“, verrät Frank Paulmichl. „Das ist unser Schlüssel zum Erfolg.“
In der Regel werden Anlagen gebaut, die auf 500 kW bis hin zu 2 MW ausgelegt sind, möglich sind aber auch Gülleanlagen mit 75 kW. Oft hängt die Größe vom Standort und betrieblichen Gegebenheiten ab. Während Norddeutschland größere Anlagen bevorzugt, setzt der Süden mehr auf klein strukturierte Betriebe.
„Wir als Mittelständler müssen uns mit großen Global Playern messen“, sagt Frank Paulmichl. „Wir passen jedes Produkt an, um möglichst lange Laufzeiten zu erreichen und aus den zufriedenen Kunden wieder neue Kunden zu generieren. Dafür müssen wir aber vor Ort schauen, was genau die Anforderungen sind.“

„Ein Produkt ist nur so gut, wie es richtig in das Projekt eingeplant ist.“ Frank PaulmichlGeschäftsführer
Selbst innerhalb der EU gibt es da große Unterschiede, sowohl in Hinblick auf Böden und Gelände als auch auf die Politik. „Deutschland ist Technologieführer in diesem Bereich, aber wir sind ein Spielball der Politik“, stellt Frank Paulmichl fest. Er erklärt, dass früher verschiedene Gülleboni nicht an die Tierhaltung gekoppelt waren.
„Die Güllekleinanlagen sind eine gute Möglichkeit für Bauern, ihre Betriebe auf zwei Füße zu stellen und gleichzeitig wird die Gülle veredelt“, erklärt er. „Den Rohstoff haben sie ja da. Wir können vollautomatisierte und günstige Anlagen bauen, die sogar mehr als 75 kW schaffen, die der Betreiber aber nicht nutzen darf.“
Seiner Meinung nach haben die Benelux-Staaten, insbesondere die Niederlande, viel bessere Regularien in der Biogastechnik. Besonders aktiv ist die Firma aber gerade in Frankreich. „An der Atlantikküste haben wir es geschafft, dem Präsidenten des Fachverbandes Biogas in Frankreich eine Anlage zu liefern“, offenbart der Geschäftsführer. „Der hat seine Begeisterung im gesamten Verband gestreut.“
Gut 60% des Umsatzes von zehn bis zwölf Millionen EUR entfällt inzwischen auf den Export, häufig in Länder, für die Biogas noch eine völlig neue Technologie ist.
Immer neue Märkte
„Wir waren in Argentinien im Agrarministerium“, verrät Frank Paulmichl. „Das war sehr interessant. Wir haben mit dem Staatssekretär über die Notwendigkeit von Einfuhrerleichterungen von Biogastechnik diskutiert.“
Generell ist die Firma in Südamerika sehr erfolgreich. So ist in Brasilien Zuckerrohr ein großes Thema, da bei der Ernte zu viel Biomasse anfällt und die Biogastechnik eine hervorragende Lösung bietet. „Wir öffnen ihnen die Augen und helfen ihnen, die Technik zu verstehen“, erläutert Frank Paulmichl. „Wir schulen die Leute, sodass sich daraus eine sehr erfolgreiche Kooperation ergibt.“
Für die Firma selbst arbeiten 60 Mitarbeiter, aber dahinter steht eine 250 Mann starke Produktion, damit sich das Unternehmen ganz auf Produktweiterentwicklung, Neuentwicklung und Endmontage fokussieren kann. „Als familiär geführter Betrieb legen wir großen Wert auf das Team“, betont der Geschäftsführer. „Auch Monteure sind wichtig, neue qualifizierte Arbeitskräfte in Deutschland zu finden, ist fast unmöglich.“
In Südamerika ist es eher ein Problem, dass die Arbeit dort für deutsche Ingenieure sehr anstrengend ist. Deswegen bildet die Firma aktuell ein Ingenieurbüro in Argentinien als Experten vor Ort aus. Des Weiteren werden für die Märkte in Süd- und Mittelamerika Fachkräfte aus Mexiko in Deutschland ausgebildet. Durch solche Initiativen gelingt es dem Unternehmen, basierend auf einem durchdachten Netzwerk von Kooperationspartnern und lokalen Kontakten, stets das bestmögliche Ergebnis zu liefern. „Wir können flexibel reagieren“, sagt Frank Paulmichl. „Das wissen unsere Kunden zu schätzen.“