Ganzheitliche Energielösungen durch Sektorenkopplung

Interview mit Jan Holewa, Geschäftsführer in der Unternehmensgruppe GLUTH

Wirtschaftsforum: Herr Holewa, was ist unter dem Begriff Sektorenkopplung zu verstehen?

Jan Holewa: Nur durch die Kombination verschiedener Wärme- und Energiequellen können wir eine ausreichende und bedarfsgerechte Versorgung gewährleisten. Deshalb liegt unser Fokus auf der Sektorenkopplung. Damit meinen wir die ganzheitliche Betrachtung der sonst getrennten Gewerke. Als Unternehmen können wir diese Lösungen aus einer Hand liefern. Unsere bisherige Entwicklung macht das möglich.

Wirtschaftsforum: Was waren die wichtigsten Meilensteine der Firmengeschichte?

Jan Holewa: Nach der Gründung 1990 als traditionelles Heizungs-, Lüftungs- und Sanitär-unternehmen haben wir unser Leistungsspektrum ständig weiter- und ausgebaut. Über die Gluth Anlagenbau GmbH bieten wir innovative Lösungen für den gesamten Bereich der Nah- und Fernwärmeversorgung. Wir bauen bedarfsgerechte und projektoptimierte Anlagen, die auf die individuellen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind. Diese reichen von der dezentralen Versorgung von Wohnungen mit Heizung und Warmwasserbereitung durch Wohnungsstationen über Fernwärmekompaktstationen bis hin zum Spezialanlagenbau. Als die Maschinen und Anforderungen immer komplexer wurden und sich unser Schwerpunkt auf maßgeschneiderte Lösungen verlagerte, entwickelten wir unsere eigene Steuerungssoftware. Dieser Bereich wurde in die Gluth Regelungstechnik GmbH ausgegründet. Schließlich haben wir die Gluth Energiedienstleistungen GmbH gegründet, um die Kompetenzen der anderen Bereiche zu bündeln und die Energieversorgung in Bestandsgebäuden zu optimieren.

Wirtschaftsforum: Wie funktioniert die Sektorenkopplung in der Praxis?

Jan Holewa: Um das Ziel einer nachhaltigen Energieunabhängigkeit zu erreichen, müssen wir uns mit dem Wärme- und Energiebedarf sowie den entsprechenden Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Je nach Ausgangslage sind enorme Energieeinsparungen möglich, wodurch sich die höheren Anschaffungskosten schnell armortisieren. Unsere Leidenschaft ist die Energieeffizienz. Durch den Einsatz hocheffizienter, leistungsstarker und intelligent vernetzter Systeme können wir Energieeinsparungen von teilweise mehr als 50% erzielen, Projektamortisierungen von unter drei Jahren sind hier durchaus möglich!

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Einstellung der Kunden in den letzten zehn Jahren verändert?

Jan Holewa: Wo früher die ideologische Überzeugung zugunsten einer umweltfreundlichen Lösung die höheren Anschaffungskosten überwogen hat, legen die Kunden heute noch mehr Wert auf Energieunabhängigkeit. Im Idealfall möchten sie komplett autark sein. Die Entwicklung geht eindeutig hin zu den erneuerbaren Energien. Besonders effizient ist die Kombination einer Wärmepumpe mit Photovoltaik. Hinzu kommen heute häufig Speichermöglichkeiten, um den produzierten Strom selbst zu nutzen. So können die größten Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen erzielt werden.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Ansätze gibt es in diesem Bereich?

Jan Holewa: Der Kostenfaktor ist für viele Ansporn und Hürde zugleich. Deshalb arbeiten wir an kostenoptimierten Ansätzen. Wir bauen und betreiben beispielsweise komplette Anlagen selbst und verkaufen die erzeugte Energie pro kWh an den Endkunden im Contracting-Modell.

Wirtschaftsforum: Wie entwickelt sich der Markt zurzeit?

Jan Holewa: Wir arbeiten sowohl für private und gewerbliche Kunden als auch für die Industrie und die öffentliche Hand. Unser Ziel ist es, ein Rundum-sorglos-Paket inklusive Beratung über mögliche Förderungen anzubieten. Wir kooperieren zudem mit einer Bank im Hintergrund, die es uns ermöglicht, ebenfalls die Finanzierung der Anlage anzubieten. Im privaten Bereich und bei den kleineren Anlagen steigen die Anfragen um das zwei- bis dreifache. Die ohnehin erhöhte Nachfrage der letzten Jahre wird durch die steigenden Energiekosten weiter nach oben getrieben. Auch der Gedanke, dass der Gashahn jederzeit zugedreht werden könnte, konzentriert die Gemüter. Bei acht von zehn Anfragen will der Kunde eine Wärmepumpe einsetzen. Noch vor wenigen Jahren stand die Brennwerttechnologie ganz oben. Heute ist es umgekehrt und wird in Zukunft sicherlich auch so bleiben.

Wirtschaftsforum: Stichwort Zukunft: Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Jan Holewa: Wir wollen den Ausbau von ganzheitlichen Lösungsansätzen weiter nach vorne treiben. Das Ziel ist es, bessere, günstigere und effizientere Lösungen anbieten zu können. Wir wollen zudem eine langfristige Kundenbindung erzielen. Wir sind sehr viel in unserer Heimatregion unterwegs und profitieren sehr stark von Mund-zu-Mund-Propaganda. Mit unserer Regelungstechnik sind wir in ganz Deutschland aktiv. Trotz der Herausforderungen durch Materialengpässe und Lieferverzögerungen sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Wärme- und Energieautarkie von Gebäuden ist heute das Topthema bei der Gebäudeplanung. Da sind wir ganz vorne dabei.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

Frischer Wind fürs Geschäft

Interview mit Anke Lübbers, HR & Business Development der Lübbers LTA GmbH & Co. KG

Frischer Wind fürs Geschäft

Lübbers LTA aus Lingen ist ein Spezialist für Lüftungsanlagen – vom Krankenhaus über Fitnessstudios bis zur Lebensmittelindustrie. Das vor 30 Jahren gegründete Familienunter- nehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter…

Werte, Wandel, Weitblick:  Ein Unternehmen im Aufbruch

Interview mit Sebastian Scheuvens, Geschäftsführer der FAS – Flüssiggas-Anlagen GmbH

Werte, Wandel, Weitblick: Ein Unternehmen im Aufbruch

Technologische Kompetenz ist wichtig, doch längst nicht mehr genug. Die FAS Flüssiggas-Anlagen GmbH aus Salzgitter zeigt eindrucksvoll, wie ein mittelständisches Unternehmen mit Kundennähe, Mitarbeiterorientierung und klaren Werten erfolgreich in eine…

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Interview mit Benedict von Canal, Geschäftsführer der TECHART Automobildesign GmbH

TECHART:Zurück auf der Überholspur

Als Benedict von Canal Ende 2023 die operative Führung von TECHART übernahm, stand der renommierte Porsche-Veredler vor dem Aus. Heute ist das Unternehmen wieder stabil – digitaler, fokussierter und mutiger…

Spannendes aus der Region Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Fortschritt trifft Präzision in der Orthopädietechnik

Interview mit Frank Starkowski, Geschäftsführer der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH

Fortschritt trifft Präzision in der Orthopädietechnik

Frank Starkowski, Geschäftsführer der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH, gewährt im Gespräch spannende Einblicke in die innovative Entwicklung seines Unternehmens. Er spricht über den Einsatz neuer Technologien, die fortschreitende Digitalisierung und die…

„Wir sind die Problemlöser am Bau!“

Interview mit Ronny Keßler, Vorstand der Keßler Bau AG

„Wir sind die Problemlöser am Bau!“

Die Keßler Bau AG aus Brandenburg hat sich nicht nur im Wohn- und Gewerbebau sowie als Spezialist für typisch norddeutsches Verblendmauerwerk einen Namen gemacht, sondern auch durch ihren Sprung ins…

„Tradition trifft Innovation – Fenster und Türen aus Holz seit 1986“

Interview mit Alexander und Christian Kubasch Geschäftsführer der KUBASCH Fenster & Türen GmbH

„Tradition trifft Innovation – Fenster und Türen aus Holz seit 1986“

Fenster und Türen eines Hauses haben viele Funktionen. Sie lassen Licht und Luft herein und sie öffnen Wege. Außerdem sagt ihre Ausführung viel über den Geschmack und die Persönlichkeit der…

Das könnte Sie auch interessieren

„Nutzen stiften statt Gewinn maximieren“

Interview mit Michael Bader, Geschäftsführer und Inhaber der magnetic GmbH & Co. KG

„Nutzen stiften statt Gewinn maximieren“

Mit klarer Haltung, einem feinen Gespür für Marktveränderungen und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse des Handwerks hat Michael Bader, Geschäftsführer der magnetic GmbH & Co. KG, sein Unternehmen zu…

Intelligenz im Stromnetz: Neue  Maßstäbe im Energiemanagement

Interview mit Marijan Valic, Geschäftsführer der Berg GmbH

Intelligenz im Stromnetz: Neue Maßstäbe im Energiemanagement

Wie lässt sich die Energiewende konkret vorantreiben? Die Berg GmbH aus dem bayerischen Martinsried zeigt es mit einem klaren Ansatz: Energie effizient steuern, Kosten senken und neue Technologien sinnvoll nutzen.…

„Energie ist unser Antrieb“

Interview mit Dr.-Ing. Ulrich Wörz, Geschäftsführer der edel Energietechnik GmbH

„Energie ist unser Antrieb“

Kaum ein Thema beschäftigt die Wirtschaft derzeit mehr als die nachhaltige und kosteneffiziente Energieversorgung. Die Richtung ist klar: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu nachhaltigen Alternativen – doch der Weg…

TOP