Die Chemie stimmt

Interview mit Tom Enkel, Geschäftsführer der NELO Gesellschaft für Verkehrs- und Industrielogistik mbH

Wirtschaftsforum: Herr Enkel, Sie sind seit 2016 Geschäftsführer von NELO, aber schon länger im Unternehmen tätig. Wie sah ihre persönliche Entwicklung bei NELO aus? 

Tom Enkel: Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr für NELO tätig, damals habe ich hier meine Ausbildung zum Speditionskaufmann begonnen. 2007 nahm ich berufsbegleitend die Weiterbildung zum staatlich geprüften Betriebswirt auf. 2014 wurde mir Prokura erteilt, zwei Jahre später, 2016, übernahm ich die Geschäftsführung sowie 20% der Unternehmensanteile. Das Jahr 2020 markierte eine Zäsur. Es war nicht nur der Beginn der Pandemie, sondern auch das Jahr, in dem unser Hauptkunde, ein Chemiehändler, uns das Angebot machte, Anteile abzukaufen. Die Übernahme wurde nur ein Jahr später durch die Inter-Harz GmbH realisiert. Seitdem gehören wir zu 100% zur Inter-Harz und arbeiten weiter daran, uns als Logistiker der Chemiebranche zu positionieren. 

Wirtschaftsforum: Die Anforderungen an die Logistikbranche haben sich in der Vergangenheit kontinuierlich verändert. Welche Auswirkungen hatte das auf die Geschichte von NELO?

Tom Enkel: Als ich 2003 bei der NELO begann, war das Unternehmen inhabergeführt. Der Fokus lag damals auf dem Lkw-Verkehr; zehn Fahrzeuge waren für einen Getränkedistributor im Einsatz. 2011 kam es dann zu einem abrupten Ende in der Getränkelogistik, als nach über 20 Jahren Geschäftsbeziehung der Vertrag gekündigt und die Weichen neu gestellt wurden. Wir haben das Potenzial erkannt, das in der Lagerlogistik liegt, und diesen Bereich kontinuierlich ausgebaut sowie weitere Lagerhallen angemietet. 

Wirtschaftsforum: Gab es in der jüngsten Vergangenheit besondere Entwicklungen? 

Tom Enkel: Wir sind seit der Gründung am Neusser Binnenhafen ansässig und profitieren damit von einem verkehrstechnisch hervorragend angebundenen Standort im Herzen Europas. In unmittelbarer Nachbarschaft sind große Konzerne wie Henkel und Bayer beheimatet. Seit dem ersten Januar dieses Jahres haben wir hier an der Duisburger Straße 11 einen zweiten Standort mit insgesamt 10.000 m2 Lagerfläche und 24.000 Palettenstellplätzen für Gefahrstoffgüter. Diese Expansion im Neusser Umfeld war uns mit Blick auf die Zukunft sehr wichtig. 

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen insgesamt aufgestellt? 

Tom Enkel: Unsere Stärke liegt darin, dass wir das gesamte Geschäft abbilden. Wir stehen Kunden als All-in-One-Anbieter für In- und Exporte per Straße, Schiene und Schiff zur Seite und helfen auch dann, wenn es da­rum geht, einen 200-g-Beutel zu einer bestimmten Destination zu bringen. All-in-Service heißt, dass wir neben den Transporten auch Zollabwicklungen, Kommissionierungen, Lagerung und Umschlag übernehmen – alles mit eigenem Personal. Wir haben 25 Mitarbeiter. 

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen war lange inhabergeführt. Hat sich die Kultur nach der Übernahme verändert? 

Tom Enkel: Nein. Wir sehen uns nach wie vor als Familie, es gibt einen starken Zusammenhalt. Viele Mitarbeiter sind seit langen Jahren bei uns, haben ihre Ausbildung bei NELO absolviert und sind dann geblieben. Genau das ist unser Ziel – Mitarbeiter zu halten. Deshalb legen wir großen Wert auf Aus- und Weiterbildung; wir fördern die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter. 

Wirtschaftsforum: Die NELO startete mit Lkw und konzen-triert sich heute stärker auf die Lagerlogistik. Sie kommt aus der Getränkelogistik und ist heute ein Spezialist für die Chemielogistik. Wo liegt genau der Tätigkeitsschwerpunkt? 

Tom Enkel: Unsere Kernkompetenz liegt bei Im- und Exporten über Antwerpen und Rotterdam. Kundenspezifische Kommissionierungen bilden einen weiteren Schwerpunkt. Insbesondere in der Chemielogistik gibt es strenge Vorschriften und aufwendige Prozesse. Deshalb sind permanente Schulungen extrem wichtig. Weil das Geschäft so anspruchsvoll ist, trauen sich viele nicht heran. 

Wirtschaftsforum: Können Sie Beispiele für diese anspruchsvollen Leistungen geben? 

Tom Enkel: Vor Kurzem ist ein Tankzug nach Kasachstan gegangen; wir haben eine Projektabwicklung von Perth nach Melbourne, Luftfrachten, die wir aus den USA nach Deutschland holen und Seefrachten von Europa nach Asien und Afrika. Neben diesem internationalen Geschäft arbeiten wir für lokale Kunden, die zum Beispiel Teppiche oder Kühlschränke bei uns einlagern, hierfür verfügen wir über ein offenes Zolllager. Ebenso sind wir zertifiziert in GMP+. 

Wirtschaftsforum: Welche Perspektiven sehen Sie für die Zukunft? 

Tom Enkel: Trotz vieler Unsicherheiten am Markt, wie zum Beispiel die Auswirkungen der Zollpolitik der USA, bin ich persönlich optimistisch gestimmt. Mit unserem neuen Standort sind wir deutlich sichtbarer geworden und für die Zukunft gut aufgestellt. 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Globales Logistik-Netzwerk

Interview mit Martijn van der Geer, Direktor der Skynet Worldwide Express B.V.

Globales Logistik-Netzwerk

Die Welt rückt immer näher zusammen. Mit ihrer Spezialisierung auf weit entfernte Destinationen und herausfordernde Transporte trägt die Skynet Worldwide Express ihren Teil dazu bei. Das Logistikunternehmen mit Sitz in…

Schleifen, Bänder und mehr

Interview mit Kevin Maar, Geschäftsführer und Stephanie Peskov, Head of Business Development und Key Account Manager der Sopp Industrie GmbH

Schleifen, Bänder und mehr

Ingenieure auf der ganzen Welt sind damit beschäftigt, Roboter zu trainieren, um Aufgaben nachzuahmen, die Menschen leichtfallen – wie das Binden ihrer Schnürsenkel – mit bisher begrenztem Erfolg. Genau hier…

„Ohne Paletten kann  niemand etwas bewegen!“

Interview mit Franz Winter, Geschäftsführer der Paletten Winter GmbH

„Ohne Paletten kann niemand etwas bewegen!“

Die Paletten Winter GmbH sortiert, repariert und produziert jedes Jahr circa 7,5 Millionen Paletten. Trotz der komplexen gesamtwirtschaftlichen Lage hat das Unternehmen in den letzten Jahren in neue Werkshallen, Anlagen…

Spannendes aus der Region Rhein-Kreis Neuss

Nichts läuft ohne Wälzlager

Interview mit Michael Hartmann, Geschäftsführer der FLT-Wälzlager GmbH

Nichts läuft ohne Wälzlager

Wälzlager sind extrem vielfältig. Sie stecken in Fahrzeugen, Aufzügen und Lüftern. Die FLT-Wälzlager GmbH in Viersen bietet sie in allen Größen und Ausfertigungen. Michael Hartmann hat am 1. April 2025…

Glänzende Aussichten für die  Metallverarbeitung

Interview mit Alexander Döring, Geschäftsführer der OTTO FUCHS Dülken GmbH & Co. KG

Glänzende Aussichten für die Metallverarbeitung

Ob Automobilbau, Bauwesen oder Energietechnik – erst durch präzise gefertigte Metallbauteile entstehen langlebige, sichere und leistungsfähige Produkte für den Alltag und die Zukunft. Seit über 80 Jahren steht die OTTO…

„Unsere Mission?  Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Interview mit Ulf-Guido Held, Leiter Vertrieb und Prokurist der CTX Thermal Solutions GmbH

„Unsere Mission? Wir erteilen Wärme eine Abfuhr!“

Leistungselektronische Bauteile, die in Anwendungen von der Energieversorgung bis zur Elektromobilität eingesetzt werden, erzeugen erhebliche Wärme, die effizient abgeführt werden muss, um Ausfälle zu vermeiden und die Lebensdauer der Komponenten…

Das könnte Sie auch interessieren

Zukunft aus Holz bauen

Interview mit Georg Nef, Geschäftsführer der Vögeli Holzbau AG

Zukunft aus Holz bauen

Holz ist einer der ältesten Baustoffe – und aktueller denn je. Als nachwachsender Rohstoff verbindet er Nachhaltigkeit mit moderner Technik und präziser Vorfertigung. Ob historische Sanierung oder mehrgeschossiger Wohnungsbau: Holzbau…

Zuverlässige Kabeltechnik als globaler Erfolgsfaktor

Interview mit Johannes Wick, Geschäftsführer der RINGSPANN RCS GmbH

Zuverlässige Kabeltechnik als globaler Erfolgsfaktor

Mechanische Fernbetätigungen sind unscheinbar, aber unverzichtbar – ob in Zügen, Schiffen oder Industrieanlagen. Die RINGSPANN RCS GmbH mit Sitz in Oberursel hat sich seit ihrer Gründung 1984 zu einem Spezialisten…

Stark in steilem Gelände

Interview mit Ing. Johannes Loschek, Consultant der MM Forsttechnik GmbH

Stark in steilem Gelände

Die MM Forsttechnik GmbH mit Sitz im steirischen Frohn­leiten entwickelt hoch spezialisierte Seilgerätetechnik für die Holzbringung in anspruchsvollem Gelände. Entstanden aus dem heute größten privaten Forstbetrieb Österreichs, verbindet das Unternehmen…

TOP