Es geht auch ohne Kohle
Interview mit Karel Jennissen, CEO der N+P Group BV

Bereits vor 26 Jahren machte sich Karel Jennissen, CEO der N+P Group BV, mit seiner Idee alternative Brennstoffe für die Industrie zu entwickeln, selbstständig. „Als Einzelkämpfer war dies allerdings schwierig und so gründete ich 1993 gemeinsam mit einem Geschäftspartner ein neues Business. Damals entwickelten wir erste Projekte für die Papierindustrie“, erinnert er sich. Irgendwann trennten sich die Wege der beiden Gründer, geblieben sind die Idee und die Papierindustrie als wichtigstes Standbein.
Im Laufe der Jahre ist das Unternehmen immer weiter gewachsen, auch die Ehefrau und die drei Söhne des Inhabers sind mittlerweile bei der N+P Group tätig. Neben dem Hauptsitz in Nieuw-Bergen gibt es Büros in Großbritannien, Frankreich und Deutschland. 100 Mitarbeiter, davon 50 am Hauptsitz in den Niederlanden, gehören zum Betrieb.
„Heute sind wir in drei Sparten aktiv: der Papierindustrie, im Bereich der mineralogischen Sekundärrohstoffe und in dem der Sekundärbrennstoffe. Unser Kerngeschäft ist der Ankauf von Haushalts- und Industriemüll und die Transformation der Abfälle in Brennstoffe. Dies können alternative, ergänzende Brennstoffe sein, um bestehende Anlagen zusätzlich zu beliefern, aber auch Kohleersatzbrennstoffe. In letzteren Fällen werden dann auch gänzlich neue Kraftwerke entwickelt“, erklärt Karel Jennissen.
Individuelle Lösungen für die Kunden, zu denen neben Papierfabriken beispielsweise auch Stahlwerke oder Stadtwerke gehören, sind dabei die Spezialität des Unternehmens. „Wir liefern heute extrem hochwertige Brennstoffe. Unsere Kunden können uns Vorgaben machen, welche Brennwerte für sie nötig sind und welches Substitutionsmaterial erwünscht ist. Damit bieten wir den Betrieben nicht einfach nur einen Brennstoff, sondern ein Gesamtkonzept, das mit hochkomplexen Produktionsprozessen verbunden ist. Teilweise vermahlen wir unsere Produkte mit Kohle, sodass ein Brennstoff entsteht, der auch für Hochöfen zugelassen ist. Wir entwickeln zudem eigene Pellets als Alternative zur ehemaligen Kohleverbrennung. In einem aktuellen Projekt werden so beispielsweise 900.000 t pro Jahr ersetzt“, so der Geschäftsführer weiter.
Hoher Exportanteil
Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, hat das Unternehmen heute mehrere Produktions- und Verbrennungsanlagen, eine neue entsteht aktuell auf dem Gelände einer Verbrennungsanlage in England. Eine Besonderheit dieses Projekts ist, dass dort Energie erzeugt wird und die Restwärme wieder in den Industriekreislauf einfließen kann.
„Wir bieten den Betrieben nicht einfach nur einen Brennstoff, sondern ein Gesamtkonzept.“ Karel JennissenCEO

Insgesamt spielen Kunden im Ausland für die N+P Group eine entscheidende Rolle. „Wir haben einen sehr hohen Exportanteil. Großbritannien ist dabei unser größter Markt. Wir haben aber auch Projekte in Indonesien und diversen europäischen Ländern“, sagt Karel Jennissen.
Werbung für seine Dienstleistungen und Produkte muss das Unternehmen heute kaum noch machen. „Wir haben uns im Laufe der Jahre ein gewisses Image am Markt erarbeitet und so kommen die Kunden von sich aus auf uns zu. Zudem ist Substitutionsmaterial für Kohle heute extrem gefragt, vor allem in Ländern, in denen es – wie etwa in Großbritannien – noch viele Mülldeponien gibt. Wir sind heute im Bereich der Sekundärbrennstoffe federführend. Es gibt zwar einen wachsenden Wettbewerb auf dem Markt, aber die Einstiegsbarrieren sind mittlerweile sehr hoch. Wir haben in den letzten Jahren sieben bis acht Millionen EUR in die Forschung investiert und arbeiten mit vielen Universitäten zusammen. So haben wir uns ein starkes Know-how aufgebaut, das die Kunden einfach zu schätzen wissen.“
Gute Aussichten
Die Zukunft seines Unternehmens sieht Karel Jennissen durch und durch positiv: „Unser Jahresumsatz beträgt aktuell 85 Millionen EUR. Ich erwarte, dass wir ihn bis 2023 auf 350 Millionen steigern können. Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Markt und gehen deshalb davon aus, dass unser Unternehmen in den kommenden Jahren weiterwachsen wird. In den nächsten Jahren werden weitere fünf Anlagen mit einer Kapazität bis 1,5 Millionen t gebaut, eine davon wie schon gesagt in Großbritannien. Dieser Markt wird sogar nach dem Brexit definitiv unser wichtigster bleiben. Aber auch für zahlreiche andere Länder, in denen es noch viele Deponien gibt, sind unsere Lösungen sehr interessant. Insgesamt gibt es heute weltweit noch 15 Millionen Deponien, das Potenzial ist also auf jeden Fall da.“