Ideale Ressource: Mit dem Bambus-Fahrrad Gutes tun

Interview mit Maximilian Schay, Geschäftsführer und Mitgründer der my Boo GmbH

Wirtschaftsforum: Bei Bambus denken viele an Deko-Elemente und an tropische Wälder. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, daraus Fahrräder zu bauen?

Maximilian Schay: Bambus eignet sich ideal für Fahrradrahmen, weil der Rohstoff eine ideale Kombination aus Festigkeit, einem geringen Gewicht und einer natürlichen Dämpfung bietet. Allerdings sind wir auf die Idee eher über Umwege gekommen. Ein guter Freund hat ein Jahr in Ghana verbracht und ist dort auf ein selbst gebautes Bambusfahrrad gestoßen – gefertigt aus dem Bambus, der in Ghana in großen Mengen wächst. Gemeinsam mit meinem Mitgründer habe ich darauffolgend sehr viel recherchiert. Wir haben die außergewöhnlichen Eigenschaften von Bambus kennengelernt und uns überlegt, dass wir, gemeinsam mit einem sozialen Projekt in Ghana, die Räder auf einem hohen Qualitätsniveau entwickeln wollen. Unser Ziel war es, sehr hochwertige Räder für den Alltag zu bauen und dies mit einem nachwachsenden Rohstoff und konkretem sozialen Engagement zu kombinieren. Daraus ist dann my Boo geboren!

Wirtschaftsforum: Sie haben sich für Bambus, ein Süßgras und somit eine nachwachsende Ressource, entschieden. Wieso gerade Bambus und keine hier heimische Alternative?

Maximilian Schay: Bambus ist zum einen aus technischer Hinsicht ideal geeignet. Stabil wie Stahl, leicht wie Aluminium und komfortabel wie Carbon. Die Längsfaserung des Bambus‘ sorgt für eine natürliche Dämpfung und gleichzeitig ausreichend Steifigkeit. Zum anderen wächst Bambus extrem schnell. Die geerntete Bambuspflanze wächst innerhalb von zwei bis drei Jahren wieder so nach, dass wir erneut ernten können. Dabei bindet Bambus eine sehr hohe Menge CO2. Es ist also sowohl in technischer als auch in ökologischer Hinsicht ein idealer Werkstoff. Der genutzte Bambus wächst übrigens in großen Mengen in der Natur in Ghana und wird schonend und in Handarbeit entnommen.

Wirtschaftsforum: Die Fahrradrahmen werden anschließend in Ghana handgefertigt. Wie gelingt es, über eine so weite Entfernung den Überblick über die nachhaltige Produktion und gerechten Arbeitsbedingungen zu behalten?

Maximilian Schay: Wir arbeiten seit sieben Jahren mit unserem ghanaischen Partner, dem Yonso Project, zusammen und stehen von Beginn an in sehr engem Austausch. Wir sind in der Regel drei bis vier Mal im Jahr persönlich vor Ort, aber halten den Kontakt täglich via E-Mail, Telefon und WhatsApp. Wir bauen dabei auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und schreiben uns nicht gegenseitig vor, wie wir zu handeln haben. Daher ist es oft so, dass wir dasselbe Ergebnis auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Unser Credo ist es, dass die Qualität der Produkte und die Arbeitsbedingungen vor Ort nicht verhandelbar sind. Prozesse, Abläufe und Wege zum Ziel können aber eigenständig bestimmt werden.

Maximilian Schay
„Unser Credo ist es, dass die Qualität der Produkte und die Arbeitsbedingungen vor Ort nicht verhandelbar sind. Prozesse, Abläufe und Wege zum Ziel können aber eigenständig bestimmt werden.“ Maximilian Schay

Wirtschaftsforum: Viele Ihrer Produkte fertigen Sie zudem gemeinsam mit einer Werkstatt für Menschen mit Handicap. Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Zusammenarbeit?

Maximilian Schay: Zum einen sind Werkstätten für Menschen mit Handicaps oft sehr flexibel und technisch hochwertig ausgestattet, zum anderen ist es für uns aber auch schön, dass wir auf diesem Wege eine weitere soziale Komponente in unsere Produkte mit einfließen lassen können.

Wirtschaftsforum: Die Fahrräder sind mit Preisen ab 1.500 EUR aufwärts nicht günstig. Die elektrobetriebene Variante schlägt ab rund 4.000 EUR zu Buche. Sind die Räder somit letztendlich zu teuer für die breite Masse?

Maximilian Schay: Natürlich bauen wir mit unseren Rädern keine Produkte für den Massenmarkt. Wir bauen Fahrräder für Menschen, die ihr Rad sehr häufig – viele täglich – nutzen und aus diesem Grunde ein sehr hochwertiges Rad suchen. Für diese Menschen sind die Preise unserer Räder nicht besonders hoch, weil sie Qualität, Langlebigkeit und auch die Möglichkeit, unserer Räder sehr individuell zu konfigurieren, sehr schätzen. Wenn dafür ab und an das Auto stehen bleibt, dann ist die Investition in ein my Boo auch schnell wieder refinanziert. (lacht)

Interview: Aurelia Leppen | Fotos: my Boo GmbH

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