Chemieprodukten den letzten Schliff geben
Interview mit Malte Koffka, Geschäftsführer der MÜNZING CHEMIE GmbH
„Wir verbessern die Produkte unserer Kunden“, bringt Geschäftsführer Malte Koffka die Tätigkeit des Unternehmens auf den Punkt. „Unsere Spezialadditive machen nur einen kleinen Bruchteil der endgültigen Produktformulierung aus, geben aber den letzten Schliff in der Endanwendung, damit das Produkt seine Funktion optimal erfüllen kann.“
Breites Produktportfolio
Obwohl die MÜNZING CHEMIE eine hoch spezialisierte Nische besetzt, ist ihr Produkt- und Markenportfolio äußerst breit gefächert und umfasst Entschäumer, Dispergiermittel, Verlaufs- und Netzmittel, Rheologiemodifikatoren, mikronisierte Wachse, Wachsdispersionen und -emulsionen sowie Spezialadditive für die Holz- und Lebensmittelverarbeitung.
Die Produkte finden in einer ähnlich breiten Auswahl von Branchen Anwendung und werden zum Beispiel in Druckfarben und Beschichtungen aller Art eingesetzt sowie in diversen Industrieflüssigkeiten, um deren funktionelle Eigenschaften zu verbessern. Neben Standardprodukten ist das Unternehmen auch in der Lage, individuelle Kundenlösungen zu entwickeln.
Klassischer Hidden Champion
„Wir sind ein klassischer Hidden Champion“, sagt Malte Koffka. „Wir bieten ein konkurrenzloses Know-how in einer hoch spezialisierten und unverzichtbaren Nische, aber nur sehr wenige Endverbraucher sind sich der entscheidenden Rolle bewusst, die unsere Additive spielen. Eines von vielen Beispielen ist die Papierindustrie, in der die Mutterrolle ohne unsere Entschäumer zu reißen droht oder Additive, die die Kratzfestigkeit von Farben oder Lacken erhöhen.“
Innovation ist dabei ein wichtiger Erfolgstreiber, aber auch Nachhaltigkeit im weitesten Sinne. „Heutzutage ist Nachhaltigkeit ein Muss“, bekräftigt Malte Koffka. „Wir werden dieses Jahr viele grüne Produkte auf verschiedenen Chemie-Messen vorstellen. Dabei geht es bei unserem Verständnis von Nachhaltigkeit nicht nur darum, beispielsweise Produkte auf Wasserbasis einzuführen oder den CO2-Fußabdruck in der Wertschöpfungskette zu reduzieren. Es geht uns vielmehr darum, das Unternehmen nachhaltig für die Zukunft aufzustellen, um diese auch weiterhin aktiv mitzugestalten.“
Ein Mittelständler mit Konzernstruktur
Dies ist der Grund für die internationale Wachstumsstrategie, die seit 2000 mit dem Erwerb des ersten ausländischen Produktionsstandortes in Bloomfield im US-Bundestaat New Jersey aktiv verfolgt wird. Inzwischen zählen zwei Produktionsstandorte in Deutschland, zwei in den USA und jeweils ein Standort in Australien und Malaysia sowie mehrere Vertriebs- und Verwaltungsbüros weltweit zur Unternehmensgruppe.
„Unsere neueste und größte Produktionsstätte befindet sich in Bukit Selambau in Malaysia“, beschreibt Malte Koffka. „Durch die Übernahme der ehemaligen Hexion Additives Technology Group konnten wir eine Produktionsbasis auf dem schnell wachsenden asiatischen Markt aufbauen, was uns ermöglichen wird, das erwartete Nachfragewachstum zu decken.“
Nachhaltig wachsen
MÜNZING investiert auch in seine anderen Produktionsstandorte und hat für die Zukunft eine weitere Expansion durch mögliche Übernahmen im Visier. „Unser Vorteil als Familienunternehmen ist, dass wir es uns leisten können, auf die richtige Gelegenheit zu warten“, sagt Malte Koffka, der 2018 als CFO zu MÜNZING kam und das Unternehmen nun gemeinsam mit Dr. Michael Münzing leitet. „Ich war vorher im Bereich Private Equity und in der Unternehmensberatung tätig und weiß daher, wie wichtig es ist, mit Augenmaß zu akquirieren. Es müssen Firmen sein, die einen Mehrwert für die Gruppe bringen.“
Starke Teams vor Ort
Dieser Mehrwert zeigt sich vor allem in der engen Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen der Gruppe. „Wir haben sehr starke Teams in Amerika und Asien, die uns dabei helfen, weltweit wettbewerbsfähig zu sein“, so Malte Koffka. „Außerdem investieren wir kontinuierlich in Forschung und Entwicklung und beschäftigen weltweit zwischen 70 und 80 Mitarbeiter, die ausschließlich an anwendungsorientierten Projekten arbeiten.“
Mitwirkung erwünscht
Auf die Frage, was ihn bei der Arbeit motiviert, weiß Malte Koffka: „Ich liebe es, in einem mittelständischen Unternehmen zu arbeiten. Jeder kann sich hier verwirklichen und etwas ändern. Hier werden die Menschen gefördert, wenn sie Ideen haben und selbst etwas in die Hand nehmen wollen.“
Eine neu eingeführte Vorschlagsbox hat bereits Früchte getragen. „Auf Anregung eines Mitarbeiters konnten wir durch die Nutzung von Abwärme unseren Kühlbedarf reduzieren und die Produktionszeiten halbieren“, berichtet Malte Koffka. „Innovation gehört bei uns zum Tagesgeschäft.“
Reichlich Zukunftspotenzial
MÜNZING CHEMIE beschäftigt 600 Mitarbeiter weltweit und generiert einen Jahresumsatz von 260 Millionen EUR. Von diesem Ergebnis werden 20% in Deutschland und rund 80% in den übrigen europäischen Ländern sowie Asien und Amerika erwirtschaftet, Tendenz stark steigend.
„Der US-amerikanische Markt wächst sehr stark, besonders im Lebensmittel- und Getränkesegment“, erläutert Malte Koffka. „Es handelt sich um einen stark regulierten Sektor mit hohen Eintrittsbarrieren, was uns in die Karten spielt.“ In bestimmten Bereichen genießt MÜNZING CHEMIE sogar die Marktführerschaft. „Wir konkurrieren zwar mit den Großen der Branche, wollen jedoch Premiumanbieter bleiben“, stellt Malte Koffka fest. MÜNZING strebt zwar nach Expansion und Diversifizierung, will aber an seinen Werten festhalten. „In diesem Jahr arbeiten wir an unserem Leitbild und unseren Werten“, betont Malte Koffka. „Wir sind ein mittelständisches Familienunternehmen mit einer Konzernstruktur. Wir sind relativ klein, können aber alle Vorteile eines Großunternehmens bieten.“