Präzision in Perfektion
Interview mit Robert Heimann, Geschäftsführer der Mikron Germany GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Heimann, der Name Mikron Tool ist international Inbegriff für Werkzeuge, die eine hohe Präzision in der Zerspanung von kleinen Dimensionen und anspruchsvollen Materialien garantieren. Wie sah der Weg zu dieser internationalen Spitzenposition am Markt aus?
Robert Heimann: Der Standort Rottweil wurde 2008 als Außenstelle aus der Schweiz gegründet, um im EU-Bereich vor Ort zu sein und auch im deutschen Zollbereich schneller liefern zu können. Anfangs war es ein Mikron Machining-Standort. 2018 kam es zu einem grundlegenden Wandel; der Maschinenbau wurde wieder in der Schweiz zentralisiert, der Standort Rottweil von Mikron Tool übernommen. Seitdem ist Mikron Germany ein Tool-Standort, der Service und Vertrieb von Mikron Machining für Deutschland integriert hat. Hauptfokus ist heute die Werkzeugfertigung. Wir sind eine 90 Mitarbeiter starke Einheit, die unabhängig am Markt agiert, mit Headquarter und Technology Center in der Schweiz.
Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen?
Robert Heimann: Ich war von 2008 bis 2013 für Mikron, Division Machining, und anschließend neun Jahre für einen Automobilzulieferer tätig und bin am 01.01.2022 wieder zu Mikron, diesmal zur Division Tool, zurückgekommen, um hier die operative Gesamtverantwortung zu übernehmen mit Schwerpunkt Vertrieb. Mit Elio Lupica gibt es einen zweiten Geschäftsführer.
Wirtschaftsforum: Was war der Reiz, zurückzukehren?
Robert Heimann: Ich konnte meine Erfahrungen aus der Automobilindustrie nutzen, um Strategien auszuarbeiten, Wege zu definieren und das Unternehmen für künftige Herausforderungen aufzustellen. Als eine der wichtigsten Herausforderungen hat sich der Übergang vom Verbrennungsmotor zu anderen Mobilitätssystemen erwiesen. In der Vergangenheit war unser Produktportfolio am Zerspanen von Stahlkomponenten orientiert, die in der Automobilindustrie bevorzugt verwendet werden. Mikron Tool erkannte früh, dass die Abhängigkeit von dieser Branche überwunden werden muss und hat sein Werkzeugspektrum auf diffizile Werkstoffe ausgeweitet und damit neue Märkte wie zum Beispiel die Medizintechnik und die Uhrenindustrie erschlossen. Mich hat fasziniert, dass Mikron Tool sich schon vor zehn Jahren dieser Herausforderung gestellt hat und auf heutige Herausforderungen entsprechend vorbereitet ist. Dadurch sind wir extrem wettbewerbsfähig.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio aus?
Robert Heimann: Mikron Tool ist spezialisiert auf VHM-Präzisionswerkzeuge für Stahl, Rostfrei-Stahl, Titan, Superlegierungen und CoCr-Legierungen und offeriert hocheffiziente Bearbeitungslösungen und Ingenieurdienstleistungen rund ums Zerspanen für Branchen wie der Medizintechnik, dem Automobilsektor und deren Zulieferern, der Luft- und Raumfahrt und der Uhrenindustrie. Das Angebot umfasst Hochleistungswerkzeuge im Durchmesserbereich von 0.1 – 8.00 mm (kundenspezifisch bis zu 32 mm) zum Zentrieren, Anfasen, Bohren bis 50 x d, Fräsen, Reiben und Entgraten.
Wirtschaftsforum: Können Sie zwei typische Mikron Tool-Produkte nennen?
Robert Heimann: Ein großes Thema ist das Bohren in Titan. Wir fertigen Bohrer für reines und legiertes Titan. Ein Highlight ist der Mikrofräser CMC Micro, ideal für schwer zerspanbare Materialien ab einem Durchmesser von 0,2 mm dank integrierter Kühlung und werkstoffspezifischen Geometrien.
Wirtschaftsforum: Wie ist Mikron Tool vertriebsseitig aufgestellt?
Robert Heimann: In Deutschland haben wir zehn Mitarbeiter im Vertrieb. Bei aller Digitalisierung bleibt der persönliche Kundenkontakt für uns unverzichtbar. Beratung, Problemlösung und darüber auch der Verkauf erfolgen immer face-to-face. Und natürlich haben wir ein hervorragendes Händlernetz.
Wirtschaftsforum: Ist dieser persönliche Kontakt ein Schlüssel zum Erfolg? Welche anderen Gründe gibt es für die Dynamik des Unternehmens?
Robert Heimann: Bei Mikron Tool gibt es eine ganz klare Strategie, eine Road Map, die bis zu jeder Führungsperson heruntergebrochen wird. Weil jeder der Roadmap folgt, die mit jeder Abteilung im Unternehmen abgestimmt ist, arbeiten die Mitarbeiter alle in die gleiche Richtung, an den gleichen Zielen. Das Unternehmen lebt von diesen klaren Zielen, auch wenn damit ein strenger Zeitplan verbunden ist. Es herrscht eine außerordentliche Dynamik, man kann viel bewegen. Dies spiegelt sich auch in unserer Entwicklungsarbeit wider, sodass wir technologisch eine Spitzenposition einnehmen. Das sind gute Bedingungen, um den Standort Deutschland zu sichern und noch attraktiver zu machen. Dazu investieren wir auch viel in die Ausbildung unserer Mitarbeitenden, um den Mangel an qualifizierten Facharbeitern zu kompensieren.