„Die Menschen haben die Liebe zum eigenen Garten entdeckt“

Interview mit Marco Menz, Geschäftsführer der Menz Naturbaustoffe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Menz, die Coronapandemie hat in vielen Menschen eine neue Wertschätzung für das eigene Wohnumfeld entfacht. Konnte auch Ihr Unternehmen als Naturbaustoffhandel von diesem Trend profitieren?

Marco Menz: Mit Sicherheit. Uns ist aufgefallen, dass sehr viele Privatpersonen auf uns zukommen, die bei der Gartengestaltung selbst Hand anlegen möchten: sowohl, um sich auch persönlich bei ihrem Projekt einbringen und verwirklichen zu können, als auch aus dem Umstand heraus, dass die Auftragsbücher der meisten Gartengestaltungsunternehmen auf lange Sicht voll und entsprechende Neuaufträge zeitnah kaum umsetzbar sind.

Wirtschaftsforum: Wie gut ist Ihr Unternehmen für den vermehrten Austausch mit Privatanwendern gewappnet?

Marco Menz: Neben unseren B2B-Abnehmern verkaufen wir schon seit langer Zeit auch an Privatkunden – insofern war das kein neues Phänomen für uns, auch wenn diese Verlagerung ins Privatkundensegment doch ein etwas anderes Fingerspitzengefühl erfordert. Allgemein ist natürlich der Beratungsbedarf eines Hobby-Gartengestalters bei der Auswahl der richtigen Produkte deutlich größer und unterscheidet sich auch inhaltlich von den Anforderungen eines Profis. Unseren Mitarbeitern und mir machen die Herausforderungen des Privatkundengeschäfts aber schon immer besonders viel Freude. Denn dort bekommt man die Gelegenheit, die verschiedensten Möglichkeiten der Gartengestaltung noch einmal von Grund auf zu erklären. Professionelle Unternehmen spezialisieren sich mit der Zeit oft auf immer enger gefasste Bereiche. Privatleute stellen sich bei uns hingegen oft mit sehr großen und individuellen Ideen vor. Sich dort engagieren zu dürfen, macht immer sehr viel Spaß – auch wenn wir manchmal leider ehrlich kommunizieren müssen, dass sich eine bestimmte Vorstellung wohl nur schwer realisieren ließe.

Wirtschaftsforum: Ab welchem Punkt zieht auch die begabteste Heimwerkerin lieber den Profi zurate?

Marco Menz: Das handwerkliche Talent unterscheidet sich von Person zu Person natürlich enorm. Das Anlegen eines Kiesbetts, das Versetzen von Palisaden oder der grundständige Aufbau einer Terrasse mit Splitt und Bodenplatten sollte jedoch für die meisten Menschen, die sich hier eigenständig engagieren möchten, machbar sein. Sobald es jedoch an die Verlegung von Flächen geht, die später von Kraftfahrzeugen befahren werden sollen, dürfte die Ausführung durch eine Fachkraft die bessere Option sein – ebenso natürlich, wenn die gewählten Baumaterialien so schwer sind, dass man sie mit üblichem Heimwerker-Equipment nicht mehr selbstständig transportieren kann.

Wirtschaftsforum: Welcher Trend herrscht bei der Gartengestaltung derzeit vor?

Marco Menz: Allgemein gilt weiterhin die Faustregel: je schlichter, desto besser. Sehr stark nachgefragt werden Bodenplatten aus grauem, schwarzem oder anthrazitfarbenem Granitgestein mit gesägten, geradlinigen Kanten. Allmählich sehen wir aber auch erste Brüche mit diesen lange vorherrschenden Vorlieben für gerade Linien und akkurate Pflastersteine: Immer mehr unserer Kunden möchten ihre oftmals sehr modernen Häuser etwa mit quaderförmigen Muschelkalkblöcken auflockern, deren Farbtöne eher beige oder mediterran geprägt sind.

Wirtschaftsforum: Trends kommen und gehen – Ihr Unternehmen existiert aber schon seit dem Gründerboom 1878. Wie konnten Sie eine so lange Zeit erfolgreich am Markt bestehen?

Marco Menz: Damals war an den Handel mit Natursteinen in den heutigen Dimensionen natürlich noch nicht zu denken. Stattdessen waren die ersten Jahrzehnte unserer Unternehmensgeschichte von der Gewinnung von Sand und Kies aus dem Rhein und ihrem anschließenden Vertrieb als Baustoffe geprägt. Damals wie heute kamen diese Rohstoffe hauptsächlich in der Betonverarbeitung zum Einsatz und werden auch derzeit weiterhin von uns zu diesem Zweck vertrieben. Bemerkenswert an unserer Unternehmensposition ist bis heute die enge Verzahnung mit unseren Lieferanten. Hier können wir auf gewachsene Unternehmensbeziehungen setzen, die teilweise ein halbes Jahrhundert alt sind. Gerade in Zeiten, in denen auch unsere Branche von Materialknappheit und einer begrenzten Produktverfügbarkeit betroffen ist, macht sich an dieser Stelle die langjährige Präsenz im Markt besonders bezahlt. Diese Beständigkeit hat über lange Zeiträume ein kontinuierliches Wachstum ermöglicht: Heute haben wir über 1.000 Natursteinprodukte in unserem Sortiment, die wir aus aller Welt beziehen.

Wirtschaftsforum: Das hat sicherlich auch die Komplexität Ihres Geschäftsalltags merklich erhöht. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?

Marco Menz: Wir haben früh angefangen, uns die Möglichkeiten der digitalen Datenverarbeitung zunutze zu machen: Schon seit über zehn Jahren benötigen wir beispielsweise kein Personal an unseren Kassen mehr, sondern verfügen dort über ein automatisiertes System. So können sich unsere Mitarbeiter besser auf das Wesentliche konzentrieren: die Beratung der Kunden. Derzeit sind wir mit einer Überarbeitung unseres Warenwirtschaftssystems und dem Aufbau eines neuen Onlineshops beschäftigt, um auch an dieser Stelle noch flexibler zu werden.

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