Keramik aus Meißen vereint einzigartige Tradition mit Moderne
Interview mit Hakan Inaltekin, Geschäftsleiter Vertrieb & Marketing der Meissen Keramik GmbH

So stieg der Umsatz von 18 Millionen EUR vor der Übernahme auf aktuell stolze 85 Millionen EUR. „Dieses rasante Wachstum haben wir durch die Stärkung der Marke und den Aufbau eines neuen Sortiments für den Fachhandel geschafft“, sagt Hakan Inaltekin.
Investition in neue Formate
Dazu gehören unter anderem Großformatfliesen. Genau in diese Richtung führt auch die jüngste Großinvestition von Meissen Keramik. „Wir haben 20 Millionen EUR in unsere neue Anlage Continua+ investiert. Das ist ein Highlight der Keramikbranche, da man damit praktisch alle Formate und Produkte produzieren kann“, sagt Hakan Inaltekin.
Formate bis zu drei Metern erlaubt die neue Maschine. „Dann sind wir noch flexibler, wenn es um Anfragen von Kunden geht.“ Wenn die Continua+ in Betrieb geht, steigt die Kapazität der Cersanit-Gruppe auf 78 Millionen m². Zum Leistungsspektrum des Unternehmens zählen Wand- und Bodenfliesen für vielfältige Einsatzbereiche.
Neben Bad- und Wohnräumen sind das auch Gewerberäume mit höheren Belastbarkeiten. Meissen Keramik bietet unter anderem Objektfliesen mit verschiedenen Rutschhemmungen, sowohl für den gewerblichen Einsatz als auch für den Wohnbereich. Dank des Mutterkonzerns Cersanit kann Meissen Keramik aber auch 3-D-Produkte wie Sanitärkeramik, Badmöbel und mehr anbieten.
Produziert werden sie in modernsten Produktionsstätten in Polen. „Derzeit wird noch alles im 3-D-Bereich unter der Marke Cersanit angeboten. Aber zukünftig wollen wir für den Fachhandel auch Produkte unter der Marke Meissen Keramik anbieten. Mittelfristig wollen wir gobal mit der Premiummarke Meissen Keramik in diesem Bereich durchstarten“, blickt Hakan Inaltekin nach vorn. Dabei bietet die räumliche Nähe zum Mutterkonzern viele Vorzüge. „Logistisch gesehen haben wir riesige Vorteile, da das nächste Werk nur 1,5 Stunden von der Grenze entfernt liegt.“
Logistik mit System
Was Meissen Keramik von Marktbegleitern unterscheidet? „Da gibt es mehrere Faktoren“, sagt Hakan Inaltekin. Da wäre zum Einen die Größe der polnischen Werke im Hintergrund. „Da steckt wirklich Power dahinter und sie sind sehr modern“, schwärmt der Vertriebsspezialist.

„Wir haben als Meissen Keramik beste Voraussetzungen: ein Label made in Germany und eine deutsche Vertriebsmannschaft vor Ort.“ Hakan InaltekinGeschäftsleiter Vertrieb & Marketing
Weitere Faktoren sind die flexible Arbeitsweise des vergleichsweise kleinen Werks in Meißen und eine ausgefeilte Logistik mit einem effizienten Transport Management-System. Als besonders wichtiges Alleinstellungsmerkmal wertet Hakan Inaltekin die lange Tradition von Meissen Keramik.
Einzigartige Geschichte
Die Geschichte von Meissen Keramik beginnt im Jahr 1863. Damals fand Gründer Carl Teichert in der sächsischen Porzellan- und Keramikstadt Meißen ideale Voraussetzungen für die Fertigung seiner Keramikfliesen: die einzigartigen weißen Porzellanscherben.
1879 begann das Unternehmen mit der Porzellanherstellung. Nur zwei Jahre später schlug so etwas wie die Geburtsstunde der Steingutfliese. Die Meißner Ofen- und Porzellan startet als damals erstes Unternehmen in Meißen mit der Herstellung von Wandfliesen aus Steingut. Und es ist die spätere Meissen Keramik, die ab 1923 als einziges Werk in Deutschland frostbeständige Wandplatten herstellt.
Schon in den 1940er-Jahren hat sich die damalige Meißner Ofenindustrie zu einem der führenden Hersteller von Wandfliesen entwickelt. Auch zu DDR-Zeiten haben die blauen Fliesen aus Meißen Konjunktur. Sie werden zum Synonym für frei konvertierbare Währungen.
1992 erfolgt schließlich nach der Wende die Umfirmierung in Meissen Keramik GmbH. Das neue Jahrtausend bringt für das Traditionsunternehmen einen Dämpfer. Doch mit dem Verkauf an Cersanit beginnt der neuerliche Aufwärtstrend. Seither geht es wieder darum, die Marke Meissen Keramik in den Fokus zu rücken.
Dazu gehört auch eine verstärkte Fokussierung auf den Fachhandel als Abnehmer hochwertiger Fliesen made in Meißen. „2011 gingen 0% der Produkte an den Fachhandel, 2017 waren es 50% und im Januar 2018 lag der Fachhandel sogar vor den Endverbrauchern“, beschreibt Hakan Inaltekin den Trend. „Zwar bleibt der Do-it-yourself-Kunde wichtig, aber es ändert sich einiges.“
Trotz Digitalisierung der Geschäftsprozesse ist der direkte Kundenkontakt unabdingbar. „Heute sind der Service und die Präsenz vor Ort sowie die Betreuung der Kunden wichtiger als das reine Verkaufen“, beschreibt es Hakan Inaltekin.Das Bestellwesen von Meissen Keramik arbeitet seit Langem nahezu papierlos. „Seit zwei Jahren haben wir für den polnischen Markt eine B2B-Plattform für Bestellungen, Bestandsabfrage, Tracking und mehr, die wir nun auch auf den deutschen Markt übertragen möchten“, so der Vertriebschef.
Ohnehin möchten die Verantwortlichen die in Vertriebstätigkeiten weiter investieren. „Auch im Service wollen wir uns weiter steigern“, so Hakan Inaltekin. Zudem sind weitere Investitionen in Technik und Qualität in den kommenden Jahren geplant.
Eine tolle Mannschaft
Ein Pfund, mit dem Meissen Keramik wuchern kann, sind seine Mitarbeiter. Derzeit sind es 175. Hakan Inaltekin gerät ins Schwärmen, wenn er über sie spricht. „Die Mentalität der Kollegen aus Meißen ist ganz toll. Sie halten unheimlich zusammen und haben auch schon schwierige Phasen erlebt. Aber die Moral der Mannschaft ist unheimlich toll.“