Bezahlbare Energie für Produktionsprozesse
Interview mit Markus Lübbers, Geschäftsführer der Lübbers Anlagenund Umwelttechnik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lübbers, wann und wie ging es denn los mit dem Familienunternehmen Lübbers?
Markus Lübbers: Wir sind seit über 100 Jahren eine Unternehmerfamilie. Mein Urgroßvater Alfred Lübbers hat das Unternehmen 1909 gegründet. Bis 1992 waren wir im Bereich der Käsereimaschinen deutschlandweit erfolgreich. Zwei Weltkriege haben wir überstanden, aber nach der Wiedervereinigung brach der Käsereimarkt zusammen. Mein Vater Matthias Lübbers nahm als zweites Standbein die Umwelttechnik auf. Mitte der 1990er-Jahre kehrten wir zurück zu unseren Wurzeln, da die Nachfrage im Molkereibereich wieder stieg. In Zusammenarbeit mit einem Schweizer Ingenieurbüro, das die Technik vorgab, haben wir vor allem die Bereiche Eindampfung und Sprühtrocknung bedient. Als das Schweizer Ingenieurbüro in die Insolvenz ging, hat mein Vater aus der Not eine Tugend gemacht und die Assets des Büros übernommen. Seitdem decken wir beide Bereiche als Systemanbieter vollumfänglich ab.
Wirtschaftsforum: Was hat sich seit Ihrem Einstieg getan?
Markus Lübbers: Ich bin Verfahrenstechniker und 2007 ins Unternehmen gekommen. 2022 wurde der Generationswechsel auf die 4. Generation vollzogen mit Hannjo Boden, der für Konstruktion, Fertigung, Montage und alles rund um Realisierung und Bau der Anlagen verantwortlich ist. Wir sind ein super Team und treiben die Entwicklung des Unternehmens gemeinsam voran. Seit 2010 haben wir durch Kooperationen in den USA und Russland mit der Internationalisierung begonnen und haben 2013 unseren Partner STS in den Niederlanden übernommen. Mit weiteren Kooperationen haben wir unser Geschäft in Zentraleuropa und den USA immer weiter ausgebaut. Heute beschäftigen wir 70 Mitarbeiter und generieren einen Jahresumsatz von 20 Millionen EUR. Wir sind einer der technologisch führenden Anbieter. Viele unserer Marktbegleiter sind weltweit agierende Konzerne mit dem Hundertfachen an Umsatz.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Leistungsportfolio aus?
Markus Lübbers: Wir bauen großtechnische Anlagen mit Volumina im ein- und zweistelligen Millionenbereich. Wir fertigen nur Losgröße 1. Dabei zeichnet uns eine hohe Fertigungstiefe aus. Wir bauen schlüsselfertige Anlagen von der Idee bis zur Montage, übernehmen aber auch die Modernisierung und Renovierung von Altanlagen, etwa zur energetischen oder hygienischen Optimierung oder zur Steuerungsoptimierung. Unsere USPs sind unser hohes Know-how und die Leistungsbereitschaft. Wir haben ein sehr gutes Team, das nicht nur ‘verkauft’, sondern auch berät. Es geht um Vertrauen, denn die Anlagen laufen viele Jahrzehnte.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt für Sie das Thema Nachhaltigkeit?
Markus Lübbers: Uns ist das seit vielen Jahren wichtig. Wir optimieren unsere Prozesse im Hinblick auf Energieverbrauch und Abfallwirtschaft und bieten Lösungen mit hohem Energiesparpotenzial. Unsere Anlagen verfügen über eine Wärmerückgewinnungsoption, mit der bis zu 20% weniger Energie verbraucht wird. Die aktuelle Entwicklungsstufe ist nun der Einsatz von Wärmepumpen. Diese Technologie ermöglicht es uns, Anlagen zu bauen, mit denen die CO2-Emissionen aus fossiler Prozesswärme wie Erdgas um 60 bis 100% reduziert werden kann. In unseren Anlagen verwenden wir die modernste Filtertechnik, die dafür sorgt, dass weniger Staub in die Umwelt gelangt.
Wirtschaftsforum: Und wie ist Ihr Stand bei der Digitalisierung?
Markus Lübbers: Corona hat dem Thema bei uns einen ordentlichen Schub gegeben. In der Fertigung erproben wir automatisierte Schweißtechnik. Da wir Losgröße 1 fertigen, brauchen wir eine gute Balance von Handwerk und Automatisierung. Unsere Kunden unterstützen wir gemeinsam mit Partnern mit digitalen Zwillingen und Cloud-Lösungen, die uns ermöglichen, deren Produktionsprozesse besser zu analysieren. Ein weiteres Thema ist Predictive Maintenance, was auf großes Interesse stößt.
Wirtschaftsforum: Welche weiteren Ziele und Visionen haben Sie für das Unternehmen?
Markus Lübbers: Die Firma ist nichts ohne ihre Mitarbeiter. Mit dem Team möchte ich die Anlagen technologisch so weit verbessern, dass wir Technologieführer werden. Wir möchten aber auch einen großen gesellschaftlichen Beitrag leisten mit Blick auf Arbeitsplätze, Energie und Umwelt. Wir wollen mitgestalten und etwas bewegen. Deshalb soll der Bereich Wärmepumpen und Energietechnik unser drittes Standbein werden. Damit wollen wir das Thema bezahlbare Energie für Produktionsprozesse vorantreiben.