Ein Hoch auf die Tiefe

Interview mit Stefan Ebnöther, Chief Business Officer der Littlebit Technology AG

Wirtschaftsforum: Herr Ebnöther, als CBO der Littlebit Technology verantworten Sie seit 2020 das gesamte Tagesgeschäft des Unternehmens und sind sowohl operativ als auch strategisch aktiv. Wo liegen die Kernkompetenzen des Unternehmens?

Stefan Ebnöther: Wir haben zwei Schwerpunkte: einmal die Distribution, die nach wie vor das dominierende Geschäftsfeld ist, dann die Assemblierung eigener Produkte, die allerdings nicht in allen Ländern angeboten wird.

Wirtschaftsforum: Gibt es bei den Produkten besondere Schwerpunkte?

Stefan Ebnöther: Wir haben uns ganz klar als Fokusdistributor am Markt etabliert. Das heißt, wir sehen unseren Company Purpose als Brücke zwischen Produkthersteller und Wiederverkäufer. Besonders stark sind wir im Segment Speicherkomponenten; in der DACH-Region sind wir zum führenden Player mit allen relevanten Anbietern im Sortiment avanciert. Extrem dynamisch entwickeln sich die Komponenten im Gaming-Segment, wo wir uns mit Marken wie Corsair, Asus und Gigabyte immer mehr etablieren. Sehr positiv sehen wir auch die Entwicklung der Displaytechnologie; hier geht es um LCD-Displays oder Video Conferencing und Marken wie LG oder Samsung.

Wirtschaftsforum: Wie stellt sich der Bereich des Assemblings dar?

Stefan Ebnöther: Im Assembling bieten wir zwei eigene Marken: die professionelle Linie axxiv mit Notebooks, Computern, Workstations und Servern, die vor allem in der Schweiz, zum Teil auch in Österreich vertrieben werden. In anderen Ländern arbeiten wir mit Partnern zusammen. Unsere zweite Marke ist Joule Performance im Bereich Gaming-Line-up, die schwerpunktmäßig in der Schweiz, seit letztem Jahr auch in Österreich verkauft wird. Zudem gibt es erste Geschäfte in Deutschland, die die Marke führen.

Wirtschaftsforum: An wen richtet sich Littlebit mit dem spezialisierten Angebot?

Stefan Ebnöther: In Sachen Vertrieb fahren wir zweigleisig. Zum einen bedienen wir das Consumergeschäft, das heißt, große Anbieter wie Amazon, MediaMarkt oder Otto, bei denen Endkunden einkaufen. Im professionellen Segment, also B2B oder Fachhandel, sind wir Partner großer Integratoren, großer Systemhäuser, die wiederum weiterverkaufen. Weil unsere Prozesse ganz klar auf große Volumen angelegt sind, sind wir für kleinere Fachhändler nicht interessant.

Wirtschaftsforum: Littlebit hat heute 250 Mitarbeiter und eigene Niederlassungen in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden. Was war letztlich der Motor hinter diesem Wachstum?

Stefan Ebnöther: Das Unternehmen wurde 2000 gegründet und ging aus einem Management-Buy-out hervor. Zwei Firmen fusionierten und Littlebit wurde als Distributions Brand gewählt. Anfangs stand das Assembling von Einzelkomponenten wie Grafikkarten, Motherboards, Prozessoren und Storagekomponenten im Fokus. Wir haben ganz bewusst den Weg des Fokusdistributors mit gezieltem Sortiment eingeschlagen; die Tiefe, die wir dadurch im Know-how und bei den Produkten haben, ist ein großes Asset. In den Bereichen, in denen wir aktiv sind, überzeugen wir mit einem fundierten Wissen. Das merken auch die Hersteller; sie kommen oft aktiv auf uns zu, weil sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal sind nicht zuletzt die kurzen Entscheidungswege gegenüber Herstellern; das ist komplett anders als bei großen börsennotierten Konzernen. Wir versuchen so agil wie möglich zu bleiben, um uns an Prozesse der Kunden anpassen und Kundenwünsche programmieren zu können.

Wirtschaftsforum: Welchen Einfluss hatte Corona auf das Geschäft?

Stefan Ebnöther: Der Gaming-Bereich boomte während der Pandemie zwar, aber auch wir hatten mit Lieferengpässen zu tun. Aber auch zu dem Zeitpunkt haben wir von unserer Flexibilität profitiert. Wir konnten Lagerreichweiten agiler planen, ein schnelles Reagieren war möglich und in dieser Situation extrem wichtig. Insgesamt konnten wir die Probleme gut aushebeln.

Wirtschaftsforum: Ein weiteres hochaktuelles Thema ist das der Nachhaltigkeit. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit bei Littlebit?

Stefan Ebnöther: Als Distributor haben wir bei dem Thema nicht viel Spielraum. Wir haben beispielsweise keine eigenen Lkw, die wir umrüsten könnten, um eine E-Flotte zu etablieren. Auch bei den Produkten selbst haben wir keinen Einfluss. Allerdings arbeiten wir ohnehin ausschließlich mit Herstellern zusammen, von denen wir wissen, dass sie nachhaltig agieren und dieses durch Audits regelmäßig bestätigt wird. Uns bleibt deshalb nichts anderes übrig, als uns primär auf unser eigenes Verhalten und das der Mitarbeiter zu fokussieren. Da geht es dann um kleine Schritte wie den Stromverbrauch. Sehr wichtig und nachhaltig ist für uns das Thema Aus- und Weiterbildung. Hier sehen wir einen großen Impact.

Wirtschaftsforum: Littlebit bildet Nachwuchs aus den eigenen Reihen aus. Was können Mitarbeiter vom Arbeitgeber Littlebit erwarten?

Stefan Ebnöther: Uns ist wichtig, eine möglichst hohe Flexibilität am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Vor geraumer Zeit haben wir deshalb unsere Führungskultur neu etabliert. Heute herrscht hier eine sehr kollegiale Bottom-up- Mentalität. Mitarbeiter können sich aktiv in Prozesse einbringen, werden fair entlohnt, am Unternehmenserfolg beteiligt, haben flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit des Homeoffice. Letztlich sind sie Unternehmer im Unternehmen.

Wirtschaftsforum: Gibt es eine Vision für morgen?

Stefan Ebnöther: Die Pandemie hat bewiesen, dass das, was wir schon immer machen, also agil sein, vorausschauend planen, enge Kundenbeziehungen pflegen, auch für die Zukunft ein Erfolgsrezept ist. Seit Jahren stehen Schnittstellen und Anbindungen im Fokus und werden laufend optimiert. Wir haben die gleiche Anzahl von Programmierern und Produktmanagern, auch das ist ein großer Wettbewerbsvorteil. Bei den Top 10 Brands gehören wir deshalb seit Langem zu den führenden Anbietern.

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