Ein stahlhartes Geschäft
Interview mit Rüdiger Schaaf, Geschäftsführer der Lausitzer Stahlbau Ruhland GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Schaaf, die Lausitzer Stahlbau Ruhland, kurz LSR, steht seit 100 Jahren für Kompetenz rund um den Stahlbau. Wie sieht es angesichts der momentanen geopolitischen Situation für das Unternehmen aus?
Rüdiger Schaaf: Wir blicken auf eine hervorragende Auftragslage. Natürlich haben wir unter der Pandemie gelitten, sehen uns Preiserhöhungen, Materialengpässen und vor allem Bauzeitenverschiebungen gegenüber; gleichzeitig gelten wir in Krisenzeiten als zuverlässiger Partner der Kunden, der für den Leitspruch steht ‘Wir sind anfangs vielleicht nicht immer die Günstigsten, aber am Ende sehr wohl’. Unsere Kunden bekommen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Das ist in unserer Branche keine Selbstverständlichkeit und setzt uns am Markt ab.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit 26 Jahren Gesellschafter der Gruppe. Wie sind Sie zur LSR gekommen?
Rüdiger Schaaf: Ich war zwölf Jahre lang Offizier bei der Bundeswehr, habe dort zwei Studiengänge absolviert, war anschließend für Mannesmann tätig und bin mit der Wende in den Osten zu thyssenkrupp Schulte in den Stahlhandel gekommen. So kam ich in Kontakt mit der Lausitzer Stahlbau, die ich 1996 von der Treuhand übernahm.
Wirtschaftsforum: Was genau kennzeichnet das Leistungsspektrum?
Rüdiger Schaaf: Das Unternehmen war immer im Kraftwerksbau tätig, hat aber nie Braunkohle- oder Steinkohlekraftwerke gebaut, weil das nicht unserer Mentalität und dem von uns vertretenen Umweltbewusstsein entspricht. Die bei der Verbrennung in den von uns errichteten Kraftwerken entstehenden Abgase werden so gefiltert, dass nichts in die Atmosphäre gelangt. In der Vergangenheit lag der Fokus stark auf Gasturbinenkraftwerken, heute sind es Restmüllverbrennungskraftwerke, Klärschlammverbrennungswerke oder Biogasanlagen. Auftragsvolumina liegen hier zwischen fünf und zehn Millionen EUR. Wir waren auch am Bau des größten Kraftwerks in Finnland mit Spezialstahlbau beteiligt. Teil unserer Strategie ist, immer als Subunternehmer zu agieren. Wir konzentrieren uns im Stahlbau auf unsere Kernkompetenzen, das heißt, das Engineering und die Fertigung schwerer und mittelschwerer Stahlbauteile. Alles, was leicht ist, vergeben wir an Nachunternehmer. Zum Service zählt unter anderem das Montagemanagement; wir arbeiten mit eigenen Bauleitern, die eigentliche Montage vergeben wir an Subunternehmer, um schlagkräftiger und leistungsfähiger zu sein und flexibel auf Marktschwankungen reagieren zu können.
Wirtschaftsforum: Die LSR ist Teil der Schaaf Steel Group. Wie sieht diese aus?
Rüdiger Schaaf: Zur Gruppe gehören die drei Stahlbauunternehmen Lausitzer Stahlbau Ruhland, die Stahlbau Westerwald sowie die im Moment im Aufbau befindliche SGM in Brandenburg. Im Engineering-Bereich sind drei Gesellschaften in Oberhausen, Halle an der Saale und Breslau aktiv, mit der Wohnbau Westerwald GmbH gibt es ein Wohnungsbauunternehmen, das zudem eine Niederlassung in Ruhland unterhält. Aktuell entstehen zwischen Dresden und Berlin 150 Wohneinheiten auf einem ehemaligen Firmengelände der LSR. Der Umsatz der Gruppe beläuft sich auf rund 100 Millionen EUR, der der LSR lag in den vergangenen Jahren konstant bei etwa 30 Millionen EUR und wird dieses Jahr auf 50 Millionen EUR steigen. Wir beschäftigen 120 feste Mitarbeiter, die abhängig von der Auftragslage von 20 bis 60 Werksvertragsmitarbeitern unterstützt werden.
Wirtschaftsforum: Eine hervorragende Auftragslage und Rekordumsatzergebnisse in Zeiten großer Unsicherheit – was steckt hinter dieser außergewöhnlichen Entwicklung?
Rüdiger Schaaf: In erster Linie die Qualität unserer Arbeit. Wir sind bodenständig und verlässlich, stehen zu unserem Wort, halten Termine ein. Zudem sind wir hier ein Team und fassen den Begriff Familienunternehmen sehr weit. Für uns bedeutet er nicht nur, dass sich das Unternehmen im Besitz einer Familie befindet, sondern vor allem, dass wir eine Familie sind, die zusammenhält. Ich habe eine hervorragende Mannschaft hinter mir, aber wenn die Situation es erfordert, übernehme ich klar das Ruder. So sind wir bislang auch sicher durch stürmische Zeiten gekommen.