Im grünen Bereich
Interview mit Günter Kallus, Geschäftsführer der Lagerhaus Technik-Center GmbH & Co KG


Wirtschaftsforum: Herr Kallus, die Lagerhaus Technik-Center GmbH & Co KG, kurz LTC, ist ein führendes Landtechnikvertriebsunternehmen in Österreich. Was sind dominierende Bausteine des Portfolios?
Günter Kallus: Als Vertriebsunternehmen in der Landtechnik führen wir alle bedeutenden Marken der Branche, allen voran John Deere. Wir sind stolz, dessen Generalimporteur in Österreich zu sein. Wir versorgen Landwirte mit moderner Agrartechnik, Ersatzteilen und mehr. Neben dem reinen Vertrieb stehen Serviceleistungen wie Beratungen, Reparaturen, Schulungen der Vertriebspartner oder die Vermarktung von Gebrauchtmaschinen. Bei den Produkten gibt es neben einer breiten Palette an Traktoren auch Erntemaschinen, Maschinen für den Wein- und Obstbau, die Holz- und Forstwirtschaft, Transport, Lagerung und Sortierung.
Wirtschaftsforum: LTC hat heute 180 Mitarbeiter und setzt einen mehrstelligen Millionenbetrag um; Tendenz steigend. Was steckt hinter dieser dynamischen Entwicklung?
Günter Kallus: Die RWA ist inzwischen Mehrheitseigner des LTC. Die RWA – Raiffeisen Ware Austria – ist das Großhandels- und Dienstleistungsunternehmen der Lagerhausgenossenschaften in Österreich. Als wir National Dealer für den Weltmarktführer John Deere in Österreich wurden, war dies ein besonderer Meilenstein. Nach und nach kamen andere Marken hinzu, die unsere positive Entwicklung begünstigten. Manitou, Rauch, Krampe, Tebbe, Garant Kotte, Hawe, Jeantil, Redexim – das alles sind etablierte Marken, die unser Angebot perfekt abrunden und dafür sorgen, dass wir für alle Bereiche passende Produkte anbieten können.
Wirtschaftsforum: Die Agrarindustrie hat sich längst von ihrem angestaubten Image vergangener Zeiten befreit. Auch hier stehen die Zeichen auf Digitalisierung. Wie sehen Trecker von heute aus? Gibt es besondere Trends?
Günter Kallus: Die Agrarbranche beschäftigt sich seit Langem mit Innovationsthemen wie autonomem Fahren, künstlicher Intelligenz, Vernetzung, Automatisierung und Digitalisierung. Immer häufiger werden Drohnen für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. John Deere stellte bereits ein autonomes Traktorkonzept vor; es gibt Ferndiagnosen und GPS-gesteuerte Lenksysteme, sodass Traktoren bis auf 2 cm genau anfahren können. Düngemittel können immer präziser eingesetzt werden. Wir nennen es – wie die John Deere Precision AG – Professionalität und Ertrag auf einem Höchstmaß. Dieser Slogan ist Leitmotiv für die Entwicklung neuer Maschinen und Geräte.
Wirtschaftsforum: Auch in Sachen Service hat LTC hohe Ansprüche. Was können Kunden von Ihnen erwarten?
Günter Kallus: Wir haben ein umfassendes Ersatzteillager, bieten Reparaturen an, aber auch Mietservices und Finanzierungsangebote. Wir profitieren ganz klar von konzernübergreifenden Hilfestellungen. So sind wir in der Lage, rundum alles zu bieten, was der moderne Landwirt braucht. Dabei kann es auch um Saatgut oder Bodenproben gehen. Wir stehen Kunden zu 100% zur Seite und können einfach alles abdecken – übrigens als einziges Unternehmen in unserem Bereich in Österreich. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist ein großer Pluspunkt. Uns geht es darum, als verlässlicher Partner nah am Kunden zu sein. Die Technik ändert sich in rasantem Tempo; da ist es wichtig, dass der Kunde mitwächst.
Wirtschaftsforum: Sie kommen aus der Automotive-Branche und haben im Mai 2020 die Geschäftsführung gemeinsam mit einem Kollegen übernommen. Haben Sie besondere Ziele und Visionen?
Günter Kallus: Wir wollen den Vertrieb weiter stärken und Netzwerkstrukturen ausbauen. Deshalb suchen wir den Schulterschluss mit anderen Genossenschaften. Ein Ziel ist, innovative Strukturen zu schaffen und schlanker, frischer und moderner am Markt aufzutreten. Auch für Kunden sind kurze, einfache Wege von Vorteil. Ein besonderes Anliegen ist, innovative Landtechnik für Kunden transparent zu machen.
Wirtschaftsforum: Der Jahresumsatz liegt momentan bei einem mehrstelligen Millionenbetrag. Wie beurteilen Sie weitere Marktaussichten?
Günter Kallus: Ich gehe von einer weiteren positiven Entwicklung aus, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Landwirtschaft von der wirtschaftlichen Seite her immer ernster genommen wird. Wir selber haben unlängst in die Zukunft investiert – mehr als vier Millionen EUR werden in das neue LTC-Kompetenzzentrum Eggendorf fließen; der erste Spatenstich ist bereits erfolgt. Bis Ende des Jahres sollen an diesem Standort Verkauf und Reparaturservice vereint werden. Die gesamte Fläche umfasst 1.300 m², es gibt einen 200 m² großen Schauraum und eine 900 m² große Werkstatt.
Wirtschaftsforum: Wie ist LTC in Österreich aufgestellt und gibt es ausländische Aktivitäten?
Günter Kallus: Wir differenzieren zwischen den Regionen Nord (Korneuburg, Zwettl, Herzogenburg, Wiener Neustadt und Frauenkirchen), Süd (Großpetersburg, Kalsdorf) und West (Attnang-Puchheim, Kirchdorf). Die LTC-Zentrale ist nach wie vor in Korneuburg. Es gibt Töchter in den umliegenden Ländern, allerdings konzentrieren wir uns auf das Kernland Österreich. Dieses engmaschige Netz an Stützpunkten und die Tatsache, dass wir verkaufs- und kundendiensttechnisch gut aufgestellt sind, ist ein Asset am Markt.
Wirtschaftsforum: Das LTC genießt als Marktführer in ganz Österreich einen hervorragenden Ruf. Was sind für Sie Herausforderungen der Zukunft?
Günter Kallus: Für mich persönlich steht im Vordergrund, dass wir gewachsene Kulturen mit wirtschaftlichem Wachstum und Sinnhaftigkeit in Einklang bringen. Diese Herausforderung wird einschneidende Veränderungen und einen Paradigmenwechsel mit sich bringen. Wir wollen als One-Stop-Anbieter wahrgenommen werden. Ich glaube an das große Potenzial dieses modernen Unternehmens.