Ganz schön verschlossen

Interview

„Wir sind absolut serviceorientiert und nicht etwa technikverliebt“, sagt Dipl.-Ing. Claus Ziegler. Claus Ziegler ist der Geschäftsführer von KTW und bereits seit 1992 im Unternehmen. Der Hinweis auf die Technikverliebtheit kommt nicht von ungefähr: Das Unternehmen gilt als ein Technologieführer der Branche. Gleichzeitig aber hat KTW mit dem Ansatz des Early Supplier Involvement den entscheidenden Schritt in Richtung Lösungsorientierung gemacht.

Machbares realisieren

ESI heißt das Zauberwort, mittels dessen KTW die Branche zu Höchstleistungen treibt. Early Supplier Involvement, also die frühzeitige Einbeziehung der Zulieferer in den Gestaltungsprozess, stellt sicher, dass die Produktion nicht an unrealisierbaren Einfällen der Designer scheitert. „Wir helfen den Kreativen von Anfang an, ein Produkt zu entwickeln, das auch machbar ist“, erklärt Geschäftsführer Claus Ziegler.

Die Vereinigung von Marketingkreativität und Machbarkeit sei das Ziel, findet der Chef. KTW sei von Anbeginn des Produktzyklus’ eingebunden. Die Kunden schicken ein Konzept und KTW setzt nicht nur um, sondern entwickelt mit. Dadurch hätten sich auch die Markteinführungszeiten deutlich verringert. Denn: Früher sei KTW oft erst so spät in die Produktion einbezogen worden, dass die Konzeption längst abgeschlossen gewesen sei. Zu spät habe man dann festgestellt, dass die Kundenvorstellung gar nicht umsetzbar gewesen sei.

Von Flaschen und anderen Deckeln

„Werkzeuge für die Verschlüsse von Getränke- und Kosmetikflaschen sind unser Fokus, das ist unser Hauptgeschäft“, erklärt Claus Ziegler. In der Regel sei das Verfahren so, dass der Spritzer die Spritzgussformen von KTW bekommt und dann für die Weltunternehmen produziert. Die Liste der Kunden ist prominent besetzt: Marktführer wie Coca-Cola, Procter & Gamble, Unilever und Henkel lassen bei KTW fertigen. Zu den Getränkeverschlüssen, Fliptop-Kappen und Schraubverschlüssen kommt dann bei KTW auch die Mehrkomponententechnologie.

„In den seltensten Fällen ist ein Produkt einfarbig“, erklärt der Geschäftsführer. Bis zu vier verschiedene Kunststoffe verbaue sein Unternehmen bei hochkomplexen Kundenprojekten. Ein weiterer Bereich sind Lösungen im Formenbau für medizinische Teile. Hier werden große Volumina gefertigt, zum Beispiel die bekannten Röhrchen für Brause tabletten. Bei aller Komplexität pro fitiert KTW auch hier von dem ESI-Ansatz. „Wir kennen nämlich die Fallen, die in einem solchen Artikel enthalten sein können“, erklärt Claus Ziegler.

Erfolgreiche Geschichte

Die Firma KTW wurde 1979 im österreichischen Waidhofen an der Thaya mit zwölf Mitarbeitern gegründet und wird in zweiter Generation als Familienunternehmen von Anja und Claus Ziegler geführt. Heute gehören zur KTW Gruppe die Firmen KTW und Injectoplast. 1991 konnte KTW das erste Tochterunternehmen in Deutschland eröffnen.

Auf die Niederlassung in Chemnitz folgte 1999 dann auch ein Standort in Tschechien. Claus Ziegler ist seit 1992 im Unternehmen. Auf die aktuelle Marktposition von KTW kann er mit Recht stolz sein. „In den vergangenen zehn bis zwölf Jahren sind wir zu einem anerkannten Spezialisten für Verschlüsse geworden. Hier haben wir uns einen Weltrang erarbeitet.“

Und Michael Feltes, Mitglied der Geschäftsleitung und Vertriebsleiter seit Mai 2010, ergänzt, dass KTW im High-End-Bereich der größte Werkzeugbauer in Europa sei. Doch nicht nur dort sorgt das österreichische Unternehmen für Aufsehen. KTW hat eine Exportquote von mehr als 90 Prozent und ist schon von daher ein Global Player. Zwar ist der Hauptabsatzmarkt Europa, doch verkauft werden die Produkte in jeden Kontinent. „In nahezu jedem Land der Welt läuft ein KTW-Werkzeug“, bestätigt Claus Ziegler.

„Wir helfen den Kreativen
von Anfang an, ein Produkt
zu entwickeln, das
auch machbar ist.“ Claus Ziegler Geschäftsführer

Ehrgeizige Ziele

Obwohl es gute Gründe gibt, mit der Entwicklung von KTW zufrieden zu sein, treibt die Geschäftsleitung dennoch der Ehrgeiz weiter an. Claus Ziegler sieht in seinem Unternehmen weiteren Verbesserungsbedarf. Der Ingenieur beschäftigt sich gedanklich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Unter dem Stichwort ‘operative Sustainability’ geht es ihm darum, Wissen, Erfahrung und Kenntnisse in der Firma zu erhalten. So will er beispielsweise auch die Ausbildungsquote von zehn Prozent im Unternehmen beibehalten.

Und in Zusammenarbeit mit den Kunden soll auch das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Umwelt verbessert werden. Und wirtschaftliche Ziele gibt es natürlich auch. Die strategischen Ansätze seien klar definiert, sagt der Geschäftsführer. Die Geschäfte in den asiatischen Wachstumsmärkten sollen ausgebaut werden. Für China, Indonesien, Thailand, Vietnam und Indien heißt das: Die Schraubverschlüsse kommen demnächst aus Österreich.

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