Leiterplatten mit Flexibilität
Interview mit Margret Gleiniger (CEO/CFO) und Swen Klöden (CTO) der KSG GmbH und Kornel Schmidt, Geschäftsführer der KSG Austria GmbH
Die Wurzeln des sächsischen Unternehmens KSG gehen auf die Textilindustrie zurück. „Die Gründer waren Strumpffabrikanten. Bis zur Wende 1990 war die KSG ein großes staatliches Unternehmen mit 3.000 Beschäftigten“, erzählt CEO und CFO Margret Gleiniger. Die Diplom-Ingenieurin hat den gesamten Weg des Unternehmens von 1984 an begleitet – auch die Reprivatisierung im Jahr 1994. „Die Erben der Gründer hatten einen Antrag auf Rückübertragung gestellt. So wurde ihnen die Leiterplattenfabrik in Gornsdorf mit 120 Mitarbeitern übertragen“, berichtet sie.
Bis 1997 schrieb das Unternehmen noch rote Zahlen, dann ging es bergauf. In den Spitzenjahren 2017 und 2018 wurden 100 Millionen EUR umgesetzt. 2017 kaufte die KSG den österreichischen Hersteller Häusermann in Gars am Kamp, der heute als KSG Austria firmiert. „Damit hat die KSG die Chance auf weiteres Wachstum. Unser Ziel ist, uns dort von 25 Millionen EUR Jahresumsatz auf 50 Millionen EUR zu steigern“, so Kornel Schmidt, Geschäftsführer der KSG Austria.
Auftragsplus von über 200%
Von 2018 bis 2020 erfuhr der Aufschwung eine Delle, und auch die aktuellen Zeiten sind für den Leiterplattenhersteller herausfordernd, so Margret Gleiniger: „Die Rahmenbedingungen sind geprägt von der Verknappung von Rohstoffen bis hin zu ausbleibenden Lieferungen von Teilen aus Asien. Gleichzeitig erleben wir seit Herbst 2020 eine extreme Nachfrage von Kunden aus Europa. Auftragszuwächse von 200% und mehr führen zu entsprechend langen Lieferzeiten, und die Preiserhöhungen an den Rohstoffmärkten müssen wir an die Kunden weitergeben.“
13.000 bis 14.000 Produkte werden jährlich allein in Gornsdorf hergestellt, wobei der Auftragsmix jeden Tag ein anderer ist. „Das erfordert von uns eine hohe Flexibilität“, fügt die CEO hinzu.
Technologie und Know-how
Die KSG fertigt ein breites Spektrum an Leiterplatten, angefangen von der einfachen Leiterplatte über Multilayer mit einer Vielzahl von Lagen bis hin zu Starrflex-Leiterplatten. „Technologisch gibt es immer neue Herausforderungen. Die Miniaturisierung von Bauelementen etwa erfordert deutlich feinere Strukturen auf den Leiterplatten“, erklärt CTO Swen Klöden.
Die Herstellung eines Multilayers beinhaltet zwischen 35 bis 300 Arbeitsgänge in unterschiedlichen Fertigungsbereichen. Das Unternehmen verfüge über eine entsprechend hohe Wertschöpfungstiefe, führt er aus: „In den Produktionsprozess sind viele verschiedenartige Technologien eingebunden. Dazu zählen nass-chemische und mechanische Prozesse wie Pressen, Bohren und Galvanisieren und verschiedene Lackierverfahren sowie rüstzeitintensive Prozesse wie Siebdruck und Fräsen. Am Ende der Prozesskette steht der elektrische Test und die visuelle Prüfung.“
Die rund 1.000 Kunden an beiden Standorten profitieren somit nicht nur von hoher Qualität, Schnelligkeit und Verlässlichkeit, sondern auch von einer Vielfalt an Technologien und Kombinationsmöglichkeiten aus einer Hand. „Wir können das gesamte Produktportfolio eines Kunden in unser Haus holen. Er hat dadurch nur einen Ansprechpartner“, hebt Margret Gleiniger hervor.
Leiterplatten für die Welt
Den Erfolg des Unternehmens sieht Swen Klöden nicht nur im Produkt begründet. Nach außen wie nach innen steht bei aller Technologie der Mensch im Vordergrund. „Er macht den Unterschied. Die Beratung unserer Kunden ist für uns ein wichtiges Thema. Wir überlegen ständig, welche Services wir ihnen noch bieten können, und kreieren für sie individuelle Lösungen“, betont er.
Der Großteil der Kunden sitzt in der DACH-Region. Für große, international tätige Player liefert die KSG aber auch weltweit. „Auf diesem Weg sind wir auch zu Kunden in Singapur, Nordamerika, China und Vietnam gekommen“, so Margret Gleiniger. Für das Geschäft in Großbritannien und Nordeuropa hat sich das Unternehmen gerade mit einem zusätzlichen Mitarbeiter verstärkt. Das letzte Jahr habe man auch mit all seinen Herausforderungen in der Kommunikation gut gemeistert, findet Margret Gleiniger. Die Vertriebsmitarbeiter seien gut zu erreichen gewesen und hätten intensive Gespräche am Telefon geführt. „Die Kunden machen bei uns eigentlich regelmäßig Kundenaudits. Das war im letzten Jahr nicht möglich. Wir haben daher für Kunden beider Standorte digitale Audits durchgeführt“, berichtet sie.
Automotive-Kunden gewinnen
Für die Zukunft sieht die Geschäftsleitung in mehrerer Hinsicht gute Perspektiven. „In Gars haben wir uns für die Automotive-Norm qualifiziert und dadurch die Möglichkeit, mehr Kunden aus der Automotive-Industrie zu gewinnen. Wir haben hier auch die Voraussetzungen, um Kundenlösungen für das Wärmemanagement anzubieten“, erzählt Kornel Schmidt.
Für beide Standorte sieht Margret Gleiniger im Bereich Medizintechnik Luft nach oben. In der Industrieelektronik sei man schon jetzt gut aufgestellt. Die Miniaturisierung wird das Unternehmen auch weiterhin beschäftigen. „Dazu haben wir einige Projekte mit Universitäten und Hochschulen gestartet. Hier wird sich in der Entwicklung viel tun“, so Margret Gleiniger.